7. November 1966: Die Polizei zog wie ein Magnet an

7.11.2016, 07:00 Uhr
7. November 1966: Die Polizei zog wie ein Magnet an

© Eißner

Der Sonnenschein lockte viele Großstädter hinaus in die herbstlich gefärbte Natur. Aber es entschlossen sich immerhin noch rund 40.000 Bürger, die Einladung von Oberbürgermeister Dr. Urschlechter zu beherzigen: "Keiner hat es nötig, durchs Schlüsselloch zu lugen. Lernen Sie die vielfältigen Einrichtungen unserer Stadt aus eigener Anschauung kennen!"

Freilich, die Besucherzahl des vergangenen Jahres ist wegen des milden Wetters nicht erreicht worden. Heuer kamen 9.000 Gäste weniger. Am höchsten steht dabei noch immer die Polizei in der Gunst des Publikums, obwohl gerade auf sie stets geschimpft wird, wenn einer der Beamten den Notizblock zückt. 4.792 kleine und große Neugierige marschierten durch das Präsidium, bestaunten die Waffensammlung oder das Schießkino, freuten sich über die Gelehrigkeit der Polizeihunde oder hörten den Polizisten zu, die im Hof unter der Leitung von Georg Zeh musizierten. Und geht es nach den vielen Buben, die sich in die Polster der ausgestellten Autos „warfen“, so kann es um den Nachwuchs nicht schlecht bestellt sein.

7. November 1966: Die Polizei zog wie ein Magnet an

© Eißner

Fast genauso gut besucht wurden die Rathäuser, in denen die „Fremdenführer“ wegen der 4.300 gezählten Besucher (1965 waren rund 3.000 erschienen) nahe daran waren, den Überblick zu verlieren. Natürlich zogen auch hier besondere Attraktionen wie etwa die Wien-Ausstellung oder die Lochgefängnisse an. Den Schluß, daß sich unter den vielen Leuten, die den „Tag der offenen Tür“ nutzten, auch etliche Techniker befunden haben müssen, erlaubt der Zuspruch, den das elektronische Rechenzentrum fand. Zu den 350 vorher verteilten Karten kamen noch 100 Besucher mehr, die ohne Billett an die Pforte pochten.

Angenehm überrascht hat auch das Altstadtmuseum im Fembohaus, dessen Kostbarkeiten im vergangenen Jahr von 2.400 Gästen bewundert wurden, das aber in diesem Jahr 3.200 Besucher zählen konnte; das sind übrigens 100 mehr als beim Flughafen, der sich jedoch damit trösten kann, daß er nicht nur zum „Tag der offenen Tür“, sondern an jedem schönen Wochenende von zahlreichen Nürnbergern angesteuert wird. Aber offenbar liebäugelten die Nürnberger diesmal nicht mit „luftigen Dingen“. Wie hätte es sonst kommen können, daß den Städtischen Werken nur 2.405 (1965: 4.800) Menschen auf das Hochhausdach stiegen, um den umgebauten Plärrer und die Stadt einmal von oben anzusehen.

Höhere Besucherzahlen meldeten alle Ziele, bei denen die Bevölkerung auf Neuigkeiten hoffen durfte. Beim Konservatorium der Musik klopften mehr an, beim Sprachlabor, aber auch beim Fritz-Hintermayr-Heim des Sebastianspitals, durch das 700 Menschen pilgerten. Auch die Schulen, die ohnehin seit Jahren keinen Massenansturm erwarten, zogen heuer wieder mehr Eltern in ihren Bann. Sie ließen Unterrichtsbesuche zu, stellten Schülerarbeiten aus und ließen die Jugend vor Papa und Mama Turnübungen vorführen. Allein die neue Handelsschule mit Wirtschaftsaufbauschule an der Nunnenbeckstraße sahen sich 113 Nürnberger an das sind immerhin mehr als im vergangen Jahr zu allen Berufs- und Berufsfachschulen gekommen waren.

So hatten Theater, die Bayerische Milchversorgung, die Straßenbahn, der Bauhof und das Stadtarchiv, die Meistersingerhalle wie die Fränkische Galerie oder die Krankenanstalten ihre Tore aufgerissen. Rundfahrten führten zu den Baustellen, nach Langwasser und zum Pumpspeicherwerk Happurg, damit jeder sehen konnte welche Arbeit täglich für ihn getan wird. Für kleine Freuden am Rande blieb obendrein noch Gelegenheit, wenn beispielsweise die Besucher der Kinderhorte hübsche Spielsachen bewunderten.

Verwandte Themen


Keine Kommentare