8. September 1966: Ohne Strom geht kein Geschäft

8.9.2016, 07:00 Uhr
8. September 1966: Ohne Strom geht kein Geschäft

© Gerardi

Die Stadt und ihre Werke rechnen schon lange mit diesem zusätzlichen Spitzenbedarf. Deshalb entschloß man sich im letzten Jahr auch zu einem großzügigen „Dienst am Kunden“. Die Stromverteiler auf dem Volksfestplatz wurden erneuert und erheblich verstärkt.

Jetzt trägt diese Investition wieder einmal Zinsen. Zusätzliche Arbeit bringt das Volksfest den Städtischen Werken nicht. Der gesamte Platz ist nämlich einschließlich aller Versorgungsanlagen für 60 000 DM im Jahr an den Schaustellerverband verpachtet.

Der Verband hat seit Jahren zwei Spezialfirmen an der Hand, die alle Geschäfte mit Strom und Wasser versorgen. Das Elektro-Unternehmen setzt die Zähler, liest den Verbrauch ab und kassiert bei den einzelnen Schaustellern die Gebühren. Nach dem Volksfest rechnet die Firma mit den Städtischen Werken den Betrag ab, den ein Hauptzähler in der Zentralstation in der Mitte des Rummelplatzes anzeigt.

Dort liegt die Starkstromleitung, dort sind Transformatoren, die den Strom auf die gewünschte Spannung bringen und an zwei Haupt- und etwa 30 Nebenstationen weiterleiten. Auf die Endverteiler sind während des Volksfestes kleine Häuschen gesetzt. Von hier aus werden jeweils die nächstgelegenen Unternehmen mit Elektrizität beliefert.

Unkosten sind hoch

Nichts ist den Schaustellern lieber als Sonnenschein am Tag und viel buntes Licht bei Nacht, denn Licht lockt Leute. In den Spitzenstunden des Abendgeschäfts verbrauchen gegen 200 Geschäfte zur Zeit auf dem Volksfestplatz 2500 bis 2800 Kilowattstunden Strom in einer Stunde. Diese Menge verbrauchter Energie entspricht dem Bedarf, den die Stadt Neumarkt in der Oberpfalz mit 17 000 Einwohnern im Jahresdurchschnitt pro Stunde decken muß.

Etwas einfacher ist das System bei der Verteilung des Wassers. Die Spezialfirma liest ebenfalls den Verbrauch an einer zentralen Uhr ab und begleicht die Kosten bei den Werken. Dann legt sie den Betrag nach einem bestimmten Schlüssel auf die einzelnen Betriebe um, wobei Gastronomen natürlich tiefer in die Tasche greifen müssen als Schaustellerfrauen, die sich eine Leitung in ihren Wohnwagen legen lassen.

Strom und Wasser samt Kosten für die Anschlüsse sind nur ein Posten in dem Ausgabenkatalog des ambulanten Gewerbes. Hinzu kommen auf jedem Platz Bauabnahme- und Erlaubnisgebühren, Standgeld und Vergnügungs- sowie Getränkesteuer, ganz zu schweigen von den Personalkosten. „Viel Geld für Leute, die außerdem noch vom Wetter abhängig sind“, meint ein Schausteller, der sich wie alle seine Kollegen wünscht, das gestrige Wetter möge bis zum kommenden Montag anhalten.

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