87 Stellen fallen bei Bosch-Rexroth in Nürnberg weg

17.12.2014, 20:21 Uhr
Es war einmal: Großgetriebe werden in Nürnberg künftig nicht mehr gefertigt. Ab 2015 werden die Produkte eine Nummer kleiner.

© Werner Falk Es war einmal: Großgetriebe werden in Nürnberg künftig nicht mehr gefertigt. Ab 2015 werden die Produkte eine Nummer kleiner.

Möglich macht das die Einigung, auf die sich Unternehmen, Betriebsrat und IG Metall jetzt nach ungewöhnlich langen Verhandlungen über die Zukunft des Werks geeinigt haben.

„Wir sind sehr zufrieden“, erklärt eine Rexroth-Sprecherin. Als Unternehmen könne man künftig flexibler agieren und habe auch die nötige Kostensenkung beim Personal erreicht, um wettbewerbsfähig zu werden. Fast identisch ordnet aber auch IG-Metall-Verhandlungsführer Harald Dix die Ergebnisse ein: „Ich bin nicht unzufrieden.“ Wichtig sei gewesen, einen großen, klassischen Industriestandort in Nürnberg zu erhalten.

Das hat die IG Metall geschafft. Konkret sieht die Einigung eine Bestandsgarantie für das Werk bis Ende 2020 vor. Unter 500 darf die Zahl der Mitarbeiter dabei nie fallen, jedes Jahr werden mindestens fünf Auszubildende neu eingestellt, betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen. Alles Punkte, die Betriebsrat und Gewerkschaft für sich verbuchen konnten.

Im Gegenzug sieht ein Ergänzungstarifvertrag über die nächsten sechs Jahre finanzielle Opfer der Belegschaft vor. Die Regelarbeitszeit steigt im Werk von 35 auf 36 Stunden in der Woche ohne Gehaltsanpassung. An Lohnerhöhungen, die die IG Metall für die Branche bei künftigen Tarifverhandlungen erkämpft, partizipieren die Nürnberger zudem zu einem geringeren Anteil.

Durchgesetzt hat sich das Unternehmen auch in der Frage der künftigen Strategie des Standorts. Rexroth steht innerhalb des Bosch-Imperiums unter Druck, Konzernchef Volkmar Denner hat die Maschinenbautochter in den vergangenen Monaten mehrfach ungewöhnlich deutlich für die roten Zahlen kritisiert. Trotzdem wird es wohl auch dieses Jahr wieder nichts werden mit einer schwarzen Null.

Um gegenzusteuern, sollen unter anderem die internen Prozesse schlanker und effizienter werden. Aus Nürnberg soll daher die bisherige Großgetriebe-Fertigung bis Jahresende nach Witten umziehen. Diese Getriebe werden etwa in Windkraftanlagen gebraucht. Im Gegenzug bekommen die Franken von den Westfalen zwar ab Januar die Kleingetriebe-Produktion abgetreten, dazu ab Frühjahr aus dem schwäbischen Elchingen das Servicegeschäft. Trotzdem werden nach dem Umbau in Nürnberg zunächst nur noch 520 Beschäftigte Arbeit haben. 87 Stellen gehen verloren.

Immerhin: Betriebsbedingte Kündigungen soll es auch dabei nicht geben. Den betroffenen Mitarbeitern werden Lösungen wie Aufhebungsverträge angeboten. Teilweise können sie auch an andere Bosch-Standorte wechseln. „Für Bamberg gibt es einige Interessenten“, sagt Dix.

Der Gewerkschafter sagt, zwischen den Zeilen habe Rexroth in den Verhandlungen damit gedroht, ohne finanzielle Zugeständnisse der Belegschaft den Standort insgesamt in Frage zu stellen. Direkt bestätigen wollte die Unternehmenssprecherin das nicht: „Wir haben nur gesagt: Wenn wir eine Standortgarantie geben sollen, dann müssen wir dafür auch etwas bekommen.“

„Die Perspektive für das Werk ist nun wieder positiv“, glaubt Dix. Jetzt sei das Management gefordert, mit klugen Entscheidungen auch das nötige Geschäft für eine gute Auslastung heranzuschaffen.

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