9. Februar 1968: Pegnitz klar und rein

9.2.2018, 07:00 Uhr
9. Februar 1968: Pegnitz klar und rein

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Städte und Gemeinden, die östlich der nordbayerischen Metropole an der Pegnitz liegen, haben in den zurückliegenden Jahren gewaltige Anstrengungen gemacht, um mit dem Abwasser fertigzuwerden. Zum Teil sind sie noch dabei Klärwerke zu planen oder zu errichten, damit sich der „Hausfluß“ der Nürnberger eines Tages wieder so klar und rein wie in der Gegend von Rupprechtstegen präsentiert.

Die Kette der Kläranlagen soll in absehbarer Zeit zwischen Hersbruck und Röthenbach lückenlos sein – ein Ziel, für das inzwischen rund zehn Millionen Mark ausgegeben worden sind. Einschließlich der Kanalisation haben die oberen Pegnitzanlieger an die 40 Millionen Mark investiert.

Die beiden östlichen Nachbarn Schwaig und Behringersdorf bedienen sich der Nürnberger Einrichtungen. Ihr Abwasser wir über das unauffällige Pumpwerk in der Nähe des EWAG-Flußwasser-Werkes Mühlhof in das Kanalnetz der Großstadt geleitet. Die ersten Gemeinden, die damit begannen, die Pegnitz von Abwasser freizuhalten, haben zusammen rund sechs Millionen Mark in die notwendigen unterirdischen Anlagen gesteckt.

Zweiter Abschnitt wird 1968 fertig

Einige Jahre darauf konnte auch die Stadt Röthenbach den ersten Bauabschnitt ihrer Kläranlage in Betrieb nehmen. Die 1958/59 gebauten Einrichtungen zur mechanischen Reinigung des schmutzigen Wassers kosteten 500.000 Mark. Der zweite Abschnitt für die biologische Klärung soll heuer vollendet werden. 1,5 Millionen Mark sind dafür notwendig; für die Stadt, deren Gewerbesteuereinnahmen empfindlich zurückgegangen sind, ein gewaltiger Brocken.

Dabei bauen die Röthenbacher Stadtväter nicht nur zum eigenen Nutzen. Auch der Nachbar am anderen Ufer, die Gemeinde Rückersdorf, bekommt voraussichtlich noch heuer Anschluß an ihre Anlage. Zu diesem Zweck wurde bereits ein Pumpwerk errichtet. Mechanisch vorgereinigt läuft das Abwasser im Kanal unter den Fluß hindurch zum Röthenbacher Hauptsammler. Lauf als größte Stadt in der Reihe hat bereits im vergangenen Jahr sein Klärwerk in Betrieb genommen. Es kostete drei Millionen Mark und kann die Abwässer des „Trabanten“ Heuchling mit verkraften. Über eine Beteiligung der Gemeinde Wetzendorf wird verhandelt.

Die letzten Straßen kanalisiert

Dipl.-Ing. Otto Miller, in dessen Nürnberger Büro alle Pläne ausgearbeitet wurden, weist außerdem darauf hin, daß die Orte mit ihren damit zusammenhängenden Aufgaben ebenfalls weitgehend fertiggeworden sind. „In Röthenbach ist selbst die letzte Straße kanalisiert, ebenso in Schwaig und in Behringersdorf. Rückersdorf hat die Bauarbeiten zu 95 v. H. bewältigt. In 70 v. H. der Laufer und in der Heuchlinger Straße liegen die Rohre im Boden“, erklärt er. Den Aufwand, der dafür nötig war, schätzt der Fachmann auf zusammen etwa 20,6 Millionen DM.

Daneben berichtet Dipl.-Ing. Miller von der für das Schnaittachtal vorgesehene Zentralkläranlage, die sich jetzt in der Vorplanung befindet. In diesem Gebiet mit den Orten Speikern, Rollhofen, Schnaittach, Hedersdorf, Simmelsdorf, Hüttenbach, Diepoltsdorf und der Autobahnraststätte Hienberg sind in den vergangenen drei Jahren rund 3,6 Millionen Mark in die Kanalisation gesteckt worden. Das Klärwerk des Zweckverbandes Schnaittachtal, dem umliegende Gemeinden noch beitreten können, soll übrigens nahe der Bundesstraße 14 westlich der Abzweigung nach Ottensoos in den Talgrund gesetzt werden.

Nachdem die Gemeinde Reichenschwand mit den Orten Oberndorf und Leuzenberg schon seit einem halben Jahrzehnt nur gereinigtes Wasser in den Fluß leitet, nahm vor einigen Tagen auch die Stadt Hersbruck ihr vom Nürnberger Ingenieurbüro Artur Drechsler entworfenes und für rund 3,7 Millionen Mark erbautes Klärwerk in Betrieb. Die Kapazität der Anlage reicht aus, um Altensittenbach, Henfenfeld, Ellenbach, Hohenstadt, Eschenbach und Pommelsbrunn mit zu bedienen.

Die Städte und Gemeinden haben damit für sich selbst Vorbedingungen zur Bebauung und zur Industrieansiedlung geschaffen und mit der unschädlichen Abwasserbeseitigung der Volksgesundheit gedient. Sie haben aber auch den Großstädtern einen Dienst erwiesen. Nach dem ersten Untersuchungsbefund vom gereinigten Wasser aus der Laufer Kläranlage werden beispielsweise die Auflagen der Obersten Baubehörde weit unterboten, so daß die Befürchtungen, der Wöhrder See könnte einmal zum Himmel stinken fehl am Platze sind.

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