9. Januar 1966: Die Prinzen mit Bratwurst-Kronen

9.1.2016, 07:00 Uhr
9. Januar 1966: Die Prinzen mit Bratwurst-Kronen

© Kammler

Der Dank der Tollitäten an den „Amtsbruder im Ruhestand“, Dr. Urschlechter, bestand in einer Brotzeit: zwei „Broutwärscht in an Weckla“ und einer Maß Bier. Den Gerstensaft mußte das Stadtoberhaupt allerdings genauso wie die durstigen Narren aus einem Blechgefäß trinken. Sie konnten sich an Freibier laben, das drei Brauereien der Umgebung gestiftet hatten.

Umhänge schützten vor Kälte

Bei strahlendem Winterwetter zogen die Faschingsgesellschaften mit Garden und Elferräten und mit Pauken und Trompeten auf den Hauptmarkt, wo sie sich mit Ahaa-Gebrüll vor dem Podium für das Prinzenpaar aufstellten. Dann kamen „Ihre Lieblichkeit“ und der Prinz, eingehüllt in königsblaue Umhänge gegen die eisige Kälte. Frierend standen die närrischen Regenten vor ihren vielen Untertanen. Trichterpräsident Rolf Sperl erkannte die Situation: er stellte eine Baustellenlaterne zwischen des Prinzen weißbestrumpfte Beine.

Noch einmal verlas Herbertla I. seine Regierungserklärung und noch einmal erhielt er den Beifall der Narrenberger. Brigitte I. machte ihnen das Kompliment: „Ich freue mich, eure Faschingsprinzessin sein zu dürfen.“ Eine Kette aus „Ventilationsgemüse“ erhielt der Prinz als Zeichen seiner neuen Würde von der Buchnesia: Knoblauch war an Knoblauch gereiht. Herbertla bemerkte zu dieser anrüchigen Gabe, er werde den Schmuck nur tragen, nicht essen. Schließlich habe er auf die vielen Frauen Rücksicht zu nehmen, die er während seiner Regentschaft zu küssen gedenkt. „Jou werkli, i bin doch Kavalier!“ Damit der Faschingsrecke das närrische Treiben gut übersteht, schenkte ihm eine „Marktfrau“ Gemüse aus dem Knoblauchsland. „Vitamine sind wichtig“, war der gutgemeinte Rat.

Leckerbissen schön verpackt

Als Belohnung für ihre Reverenz durften die schnellsten der fröhlichen Untertanen Bratwürste und Lebkuchen in Empfang nehmen. Das Prinzenpaar und sein Gefolge warfen die Leckerbissen schön verpackt zwischen die dichtgedrängte Menge. „Danke Patin“, rief der fünfjährige Thomas, als er sich durch die Beine der Gardemädchen und Elferräte gedrängt hatte und aus der Hand der Prinzessin das fürstliche Geschenk erhascht hatte: süße Lebkuchen.

Dann gab es für die Fröhlichen nur noch süße Kußhändchen, denn Brigitte I. und Herbertla I. mußten ins Stadion eilen, wo sie von den Fußballfreunden begrüßt wurden.

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