9. November 1966: Rothenburger Straße wieder frei

9.11.2016, 11:20 Uhr
9. November 1966: Rothenburger Straße wieder frei

© Kammler

Oberbaudirektor Karl Schaller überraschte gestern den Verkehrsausschuß mit dieser Nachricht. Sie war als Trostpflästerchen auf eine längere, aber ergebnislose Debatte über die mißlichen Verhältnisse in der Witschel- und Holzschuherstraße gedacht, durch die sich seit Beginn der Bauarbeiten an der Rothenburger Straße auch noch die Umleitungskolonnen quälen müssen.

Außerdem gab Karl Huber, der Leiter der Verkehrsaufsicht, einige Änderungen bekannt, die die Kraftfahrer angehen. Das bisher für den Anliegerverkehr erlaubte Linksabbiegen in der Königstraße zur Brunnengasse wird ab Dienstag untersagt. Das Rechtsabbiegen am Tugendbrunnen zur Museumsbrücke gehört ohnehin schon der Vergangenheit an.

Stadtrat Walter Schlee (CSU) hatte das „Hornberger Schießen“ auf die Witschel- und Holzschuherstraße durch einen Brief an das Tiefbauamt ausgelöst, in dem er die Zustände kritisiert und an frühere Bauversprechen erinnert hatte. Doch Oberbaudirektor Karl Schaller bot Paroli. Wenn er den Ausbau der Witschelstraße vor Jahren zugesagt habe, dann nur deshalb, weil er damals noch an die Chance einer Einigung zwischen den Grundstückseigentümern geglaubt habe.

Der Termin bleibt noch offen

Doch diese Hoffnung war trügerisch. Die bald seit einem Jahrzehnt laufenden Grundstücksverhandlungen konnten noch zu keinem guten Ende geführt werden. Eine Enteignung aber erfordert einen rechtskräftigen Bebauungsplan, der zwar vom Stadtplanungsamt schon aufgestellt worden ist, der jedoch wegen der Einsprüche der Anlieger die notwendige Rechtskräftigkeit noch nicht erlangt hat. Die Verlängerung der Holzschuherstraße nach Westen erfordert ebenfalls eine Bauland-Umlegung und damit zuerst einen rechtskräftigen Bebauungsplan.

So hütete sich diesmal Karl Schaller, einen Termin für den Ausbau anzugeben. Er beschränkte sich auf die Bemerkung, daß mit der Freigabe der Rothenburger Straße die Witschel- und Holzschuherstraße vorläufig wieder in den Dornröschenschlaf zurückfallen könnten. Bürgermeister Franz Haas aber und einige Stadträte – voran Hans Hoffmann (CSU) – legten die „alte Platte“ auf: sie appellierten an die grundstückbesitzenden Bürger, Gemeinschaftssinn zu beweisen, um der Stadt den Griff zu Zwangsmitteln zu ersparen.

Viel ruhiger ging es anschließend zu, als Baureferent Heinz Schmeißner über die – vorwiegend guten – Erfahrungen mit dem neuen Einbahnring berichtete. Trotzdem weiß man im Bauhof um die neuralgischen Punkte im Kreisel, die noch ausgemerzt werden müssen. Am wenigsten Kopfzerbrechen bereitet die Baustelle in der Sterngasse, wegen der an Allerheiligen das ganze System zusammenzubrechen drohte. Sie verschwindet noch in diesem Monat.

Das Rezept, um an der Ecke Theatergasse-Lorenzer Straße Luft zu machen, liegt schon in der Schublade. Die Tage der „Relikte aus der Ruinenzeit“ sind gezählt, so daß Platz für eine Rechtsabbiegespur wird und die Einmündung so verlegt werden kann, daß die Autofahrer schnurgerade zur Peter-Vischer-Straße hinübergelangen. Außerdem will die Stadt an der Einmündung der Kaiserstraße in die Königstraße bei der Museumsbrücke Erleichterung schaffen.

Oberbaudirektor Karl Schaller kündigte an, daß von der Bischof-Meiser-Straße her bald drei Fahrspuren zur Verfügung stehen: zwei führen geradeaus zur Lorenzkirche, während eine für die Rechtsabbieger in die Kaiserstraße reserviert bleibt.

Was allerdings in der Adlerstraße geschehen soll, um des Staus Herr zu werden, blieb gestern noch das Geheimnis des Baureferenten. Er kündigte nur an, daß er demnächst ausführlich darüber berichten werde. Es verspricht jedoch ein harter Brocken zu werden, weil viele Interessen unter einen Hut gebracht werden sollen; die der auf den Lieferwagen-Verkehr angewiesenen Firmen, die des Parkhauses und die der Autofahrer, die an den Parkuhren ihren fahrbaren Untersatz abstellen.

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