9. September 1966: Bunker als Versteck

9.9.2016, 07:00 Uhr
9. September 1966: Bunker als Versteck

© Kripo

Auf frischer Tat wurden der 26jährige Metallwalzer Horst R. und seine beiden Komplizen Werner V. (37) und Harry B. (23) von der Kriminalpolizei überrascht. Bei ihren nächtlichen Streifzügen haben die Ganoven etwa 15.000 DM Bargeld erbeutet.

Das Diebesgut wurde von den Tätern in einem verfallenen Luftschutzbunker zwischen der Witschelstraße und dem Ludwig-Donau-Main-Kanal versteckt. Das unterirdische Schlupfloch hatte auch zwei Einbrechern als Absteigequartier gedient.

Als das Trio seinen Coup landen wollte, war sein Schicksal besiegelt. Kaum waren die drei Burschen in das Gebäude einer Autozubehörfirma in der Heisterstraße eingedrungen, erschien auch schon die Kripo auf dem Plan. Mit mehreren Beamten der Schutzpolizei und der Kriminalbereitschaft wurde das Anwesen umstellt. Und siehe da: im Keller der Firma ging der 26jährige Metallwalzer Horst R. ins Netz, während der 37 Jahre alte Werkzeugmacher Werner V. sich im Keller unter einem Personenwagen versteckt hatte.

Daß auch der dritte Einbrecher gefaßt werden konnte, ist einem Beamten zu verdanken. Ihm war nämlich bekannt, daß Horst R. früher einmal zusammen mit dem 23jährigen Bäckergehilfen Harry B. auf Diebespfaden gewandelt ist. Der Komplice, der für seine zwielichtigen Freunde „Schmiere“ gestanden hatte, wurde in der Nähe des Firmengeländes nach einer kurzen Verfolgungsjagd verhaftet.

Vor ihrem „Ausflug“ in die Heisterstraße hatten sich die Täter gegenseitig versprechen müssen, nur dieses Delikt zuzugeben, wenn der Plan scheitern sollte. Durch umfangreiche Ermittlungen und Spurenvergleiche konnten aber dem Trio insgesamt 52 Straftaten nachgewiesen werden, was Harry B. zu einem umfangreichen Geständnis veranlaßte. Er beichtete fünf Geschäftseinbrüche, 20 Einbrüche in Büros und Werkstätten, fünf Einbrüche in Zigarettenautomaten, 12 Kellereinbrüche, einen Tankstelleneinbruch, zwei Bauhütteneinbrüche, ein Einbruch in eine Lagerhalle, ein Wohnungseinbruch und fünf Fahrraddiebstähle.

Die Burschen haben vor jedem Streifzug die örtlichen Verhältnisse genau ausgekundschaftet. Während Horst R. als „Chef“ mit einem Stemmeisen oder einer Bauklammer ein Fenster einschlug, hatte Harry B. die Aufpasserrolle übernommen. In zwei Fällen versuchten sie, Panzerschränke zu knacken.

Wegen defekter Schweißgeräte mußten sie jedoch ihr Vorhaben aufgeben. Der 37jährige Werner V. wird von der Kripo verdächtigt, in einem Nürnberger Büroraum einen Stahlblechschrank aufgebohrt und Lohntüten mit 3.000 DM entwendet zu haben. Bei den 52 Einbrüchen fungierte der 26jährig Horst R. als Anführer. Als er einmal 2.300 DM erbeutete, ließ er sofort 1.000 DM in seiner Tasche verschwinden. Den Rest von 1.300 DM teilte er brüderlich mit seinen Komplicen.

Die Beute – in erster Linie Werkzeuge, Spirituosen und Eßwaren – ist von dem Trio in einem ehemaligen Luftschutzbunker zwischen Witschelstraße und dem Kanal versteckt worden. Das Überbleibsel aus dem letzten Krieg, das drei Meter tief in einem aufgelassenen Garten liegt und äußerst schwierig zu erreichen ist, wurde von Horst R. und Harry B. mit Matratzen und Bettüchern ausstaffiert. Dort hausten beide seit Januar dieses Jahres. Wenn sie ihren Schlupfwinkel erreichen wollten, mußten sie mehrere Meter auf dem Bauch kriechen.

Die schnelle Aufklärung der Straftaten ist das Verdienst des seit 1. Juni bestehenden Kommissariats 8b, das mit zehn Beamten besetzt ist und sich in erster Linie mit Raub und Serieneinbrüchen beschäftigt. Der erste große Erfolg der nach der „EFI“ (Einsatz- und Fahndungsinspektion) gebildeten neuen Expertengruppe war die Verhaftung des 37jährigen früheren Fremdenlegionärs Willi G., der einer Großhändlerin im Osten der Stadt 60.000 DM aus einer Kassette gestohlen hatte.

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