Acker statt Wohnraum: Stadt entzieht Baurecht in Fischbach

12.12.2017, 10:05 Uhr
Acker statt Wohnraum: Stadt entzieht Baurecht in Fischbach

© Bayerische Vermessungsverwaltung, NN-Infografik

Es war im Jahr 1994, als in Fischbach so etwas wie Goldgräberstimmung herrschte. Sieben Baugebiete für insgesamt rund 1000 Wohnungen wurden damals ausgemacht. Zu den lukrativen und größten gehörte das Areal südlich der Fischbacher Hauptstraße, das zwischen Gorkistraße, Döblinstraße und Am Feuchter Brücklein liegt. Bis zu 300 Wohnungen und Eigenheime hätten nach ersten Überlegungen dort entstehen können. Sieben Jahre später begann die frühzeitige Bürgerbeteiligung für den Bebauungsplan Nummer 4434, der rund 180 Wohneinheiten plus ein Gemeinde- und Diakoniezentrum und weitere Infrastrukturmaßnahmen vorsah.

Damals ging man im Baureferat noch davon aus, dass die Grundstückseigentümer es mit dem Bauwillen ernst meinen. Im März 2003 beschloss der Stadtplanungsausschuss, dass aus einem vorliegenden Rahmenplan der endgültige Bebauungsplan entwickelt werden soll. Doch seitdem ist kaum etwas passiert. Offenbar sei der Eigentümer eines Großteils der Fläche lediglich an deren planungsrechtlicher Aufwertung interessiert, jedoch nicht an einer tatsächlichen baulichen Entwicklung, so Baureferent Daniel Ulrich.

"Es hat keinen Sinn"

Vor zwei Jahren wurde deshalb in einem Teilbereich wenigstens ein Nahversorgungsmarkt geplant, den die Fischbacher seit Jahren gefordert hatten. Da sich in Sachen Wohnbebauung nichts mehr tat, entschied sich die Stadtverwaltung nun für einen ungewöhnlichen Schritt: Trotz des großen Bedarfs an Neubauwohnungen "entziehen wir das erste Mal das Baurecht", so Ulrich jüngst im Stadtplanungsausschuss, wo er zudem klarmachte: "Es hat keinen Sinn, jemandem 20 Jahre hinterherzulaufen, der nicht will."

"Politisch ärgerlich" nannte SPD-Stadtrat Gerald Raschke die Haltung der Immobilienbesitzer, weil das Gebiet "ideal" für den Bau für Eigenheime für junge Familien gewesen wäre. "Doch uns fehlen die rechtlichen Mittel", bedauerte Raschke mit Blick auf die aussichtslose Lage der Stadt, der nichts anderes übrig blieb, als die Reißleine zu ziehen. Ähnlich verärgert zeigten sich Monika Krannich-Pöhler (Grüne) und Joachim Thiel (CSU), der mit Verweis auf die Arbeit der Verwaltung betonte: "Wir können es uns nicht leisten, Manpower zu verschwenden."

"Für einen Normalbürger nicht nachvollziehbar", sagt Dieter Stang vom Bürgerverein Nürnberg-Südost zum unrühmlichen Fall in Fischbach. Nach der Kanalsanierung habe damals Euphorie im Stadtteil geherrscht. Nach dem langjährigen Stillstand sieht auch er keinen anderen Ausweg, als das Projekt zu beerdigen.

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