Alt-Wöhrd soll erhalten werden

NÜRNBERG - Um den 50er-Jahre-Charme rund um die Bartholomäuskirche zu erhalten, soll das Gebiet unter Ensembleschutz gestellt werden. Das fordern die Altstadtfreunde nach einer gut besuchten Führung. Während der Vorstadtverein den Vorstoß unterstützt, ist man bei der Stadt skeptisch.

Zweigeschossige Häuserzeilen mit Satteldach, klar gegliederten Fensterfronten, subtilen Verzierungen und zarten Farbtönen dominieren die Häuserzeilen im Alt-Wöhrder Viertel. Anfang der 1950er Jahre sind die Gebäude im Umkreis der Bartholomäuskirche errichtet worden. Und das eng angelegt am historischen Straßenbild des Gebietes zwischen Hirsvogel-, Wollentor-, Wassertor- und Wöhrder Hauptstraße, das wie der gesamte Stadtteil am 11. August 1943 im Bombenhagel weitgehend in Schutt und Asche gelegt worden war.

© Seuß

Bei den Verhandlungen über den Wiederaufbau hatten die städtischen Planer und Vertreter des Wöhrder Vorstadtvereins darauf gedrängt, dass der ursprüngliche Charakter des Viertels bewahrt werden muss. Das hieß: Maximal zwei (statt vier) Geschosse plus Dach durften gebaut werden. Zwar wurde die Wöhrder Hauptstraße deutlich verbreitert, doch das Vorstadtviertel im 50er-Jahre-Kostüm besitzt ein eigenständiges Flair — und es gilt bis heute als beliebtes Wohnquartier.

Aktuelle Bausünden

Doch der Altstadtfreunde-Verein sorgt sich um die Zukunft von Alt-Wöhrd. Bei Stadtteilspaziergängen sind kürzlich beim Vorsitzenden Karl-Heinz Enderle die Alarmglocken angegangen. Viele der 600 Teilnehmer seien vom Erscheinungsbild begeistert gewesen, doch aktuelle Bausünden seien erschreckend gewesen.

Insbesondere die grellgrün gestrichene Fassade des Gebäudes in der Wöhrder Wollengasse 12 erntete viel Kritik. Auch Baureferent Daniel Ulrich hält die Sanierung für misslungen und „hässlich“. Die Stadt habe die Veränderungen verhindern wollen, betont er, was aber baurechtlich nicht möglich gewesen sei. Das Problem: Abgesehen von groben Baulinien fehlt ein qualifizierter Bebauungsplan für Alt-Wöhrd.

Die Altstadtfreunde wollen sich damit nicht abfinden. Obwohl es noch ein paar „Bausünden“ (wie aufgeständerte Balkone in der Rahm) gebe, sieht Enderle „sehr viel Substanz aus den frühen 50er Jahren“. Er plädiert nach der Visite dafür, das Viertel unter Denkmalschutz zu stellen, um weitere Zerstörungen zu verhindern. „Das Ensemble Alt-Wöhrd wäre es wert.“ Positiv sieht Knut Engelbrecht, Vorsitzender des Vorstadtvereins Wöhrd, diese Idee. Der Wiederaufbau dieses Quartiers sei „etwas Besonderes“. Zudem hofft er darauf, dass sich durch den Ensembleschutz auch Perspektiven für die seit Jahren geplante Umgestaltung des „Wöhrder Marktes“ ergeben könnten. Wie berichtet, fehlt im städtischen Haushalt dafür bis dato das Geld.

„Das wäre schön, ist aber schwierig“, kommentiert Baureferent Ulrich die Initiative für Wöhrd. Er sieht ein gewisses Dilemma: Von der Bausubstanz sei das Viertel „zu gut“ für ein Sanierungsgebiet mit Städtebaufördergeldern. Andererseits seien die Kriterien des Landesamtes für Denkmalpflege vermutlich zu hoch, um es zu schützen. Der städtische Denkmalpfleger Nikolaus Bencker befürchtet, dass durch Modernisierungen in den letzten zehn Jahren zu viel 50er-Jahre-Architektur verändert wurde. Enderle sieht das anders — er will einen Prüfantrag stellen.