Alte Reifen verhindern das Schlimmste

21.2.2017, 10:18 Uhr
Alte Reifen verhindern das Schlimmste

© Eduard Weigert

Es ist ein bisschen wie beim Auto­scooter. Nur rammen sollten sich die Fahrer nicht. Manches Manöver erin­nert dann aber doch an das beliebte Fahrgeschäft. Plötzlich fuchtelt Amle­to Cosma mit den Armen. "Da ist ein Stoppschild", ruft der Platzwart in Richtung eines Fahranfängers, der sich mit seinem Wagen langsam, aber zielsicher und ohne zu bremsen auf die kleine Kreuzung zubewegt.

Zugegeben, gerade Anfänger kön­nen an dieser Stelle leicht den Über­blick verlieren. Wer am kleinen Hügel angefahren ist, ohne den Motor abzu­würgen, darf nicht allzu lange in Euphorie verfallen. Denn beim Weg zurück auf den Rundkurs lauert es schon: das Stoppschild.

Ein gutes Dutzend Fahrzeuge ist am Sonntagmittag auf der Strecke am Bierweg. Die meisten nehmen die gro­ße Runde, andere konzentrieren sich aufs Einparken. "Früher haben wir dort alte Autos abgestellt", sagt Cos­ma. Heute touchieren die Fahrer ledig­lich Reifenstapel, wenn sie sich beim Parken verschätzen.

Alte Reifen verhindern das Schlimmste

© Eduard Weigert

Stefan Rothmund hat auf dem 1967 eröffneten Platz schon viele Stunden verbracht. "Vor 40 Jahren war ich zum ersten Mal hier, als meine Schwester ihren Führerschein ge­macht hat", erinnert sich der 53-jährige Nürnber­ger. Fünf Jahre später durfte er selber üben. Heute soll sein Sohn Moritz ein Gefühl fürs Autofahren bekommen. "Ich war schon ein biss­chen aufgeregt", sagt der 16-Jährige, "aber ich ha­be mich sehr darauf ge­freut, endlich selbst fah­ren zu dürfen." Eine Stunde kostet zehn Euro, bis August will er noch öfter hier trainieren. So entspannt wie bei den Rothmunds geht es aber nicht immer zu am Parcours. Amleto Cosma musste schon manches Familiendra­ma mitverfolgen. "Einmal hat ein Mann für seine Tochter eine Fünfer­karte gekauft", erinnert er sich. "15 Minuten später stieg er entnervt aus dem Wagen und hat die Karte vor mei­nen Augen zerrissen." Eingreifen muss Cosma aber nur sel­ten. Wenn Eltern die Nerven verlieren oder Jungfahrer toben, versucht er schnell, sie wieder zur Raison zu brin­gen. Schließlich soll sich die Unruhe nicht auf andere Testpiloten übertra­gen. Die kommen teilweise von weit her: Kürzlich stand ein Auto aus Mün­chen vor dem Nürnberger Verkehrs­übungsplatz: "Bei uns gibt es so etwas ja nicht", klagte der extra angereiste Fahrer.

An diesem Sonntag notiert Cosma Kennzeichen aus Nürnberg, Fürth und Erlangen, aber auch aus Hers­bruck, Bayreuth und Lauf. Corina Wurmer hat sich mit ihrem Mann Michael aus Pegnitz auf den Weg gemacht. Mit ihrer orangenen KTM Duke 390 und ihrem rosa Helm hebt sie sich nicht nur farblich von der Mas­se der Autofahrer ab. "Das langsame Motorradfahren ist am schwierigs­ten", sagt die 34-Jährige. Sie ist froh, bei einer kurzen Pause ihre Handge­lenke schonen zu können.

Im April will sie einen 14-tägigen Crashkurs machen, um endlich in frei­er Wildbahn fahren zu dürfen. Die Lei­denschaft fürs Motorradfahren teilt sie mit ihrem Mann, den sie schon oft als Sozia begleitet hat. Künftig möch­ten die beiden auf zwei Maschinen durch die Fränkische touren.

Dass ihr 16-jähriger Sohn Manuel den Moped-Führerschein macht und in ein paar Jahren wohl selbst Motor­rad fährt, lässt die Eltern nachts nicht unruhig schlafen. Nur als Beifahrerin im Auto, gibt Corina Wurmer zu, möchte sie sich ihrem Sohn ungern zur Verfügung stellen. Bloß kein Fami­liendrama riskieren...

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