Altstadtfreunde: Rokoko-Malerei ans Licht geholt

10.4.2010, 00:00 Uhr
Altstadtfreunde: Rokoko-Malerei ans Licht geholt

© Hippel

»Ich glaube nicht, dass es so etwas nochmal in Nürnberg gibt«, schwärmt Inge Lauterbach, die Vorsitzende der Altstadtfreunde. Wie berichtet, hat der Verein das ehemalige Gerberhaus, das 1390 erstmals urkundlich erwähnt wurde, gerettet. Es befand sich damals in einem katastrophalen Zustand: Die Fußböden waren herausgerissen, die Decken hingen 60 Zentimeter durch. Das Dach war undicht, der Regen drang bis zum Erdgeschoss vor.

Prächtige Malerei

In vier Jahren hat sich die mittelalterliche Ruine in ein denkmalschutzgerecht saniertes Schmuckstück verwandelt. Ein Holzrestaurator stieß während der Renovierungsarbeiten im ersten Obergeschoss unverhofft auf eine Farbschicht. Die Überraschung war groß: »Wir hätten nie vermutet, dass sich unter diesem braunen Anstrich, so eine prächtige Malerei verbirgt«, erzählt Lauterbach.

Jener holzvertäfelte Raum mit der Rokoko-Malerei aus der Zeit um 1750 ist eine der Spuren, die die Schreiner hier hinterlassen haben. Nachdem 1539 der letzte Gerber gestorben war, ging das Haus an einen Schreiner über und blieb fast 300 Jahre im Besitz der Holzbearbeiter.

Vier Monate Arbeit

Der Nürnberger Restaurator Reiner Paul brauchte rund vier Monate, um die holzvertäfelte Stube wieder im alten Glanz erstrahlen zu lassen. Eine aufwendige Angelegenheit, die viel Geduld und Liebe zum Detail erforderte. »Man begibt sich Schritt für Schritt in die Sache hinein und muss sich in die Ornamente reinempfinden«, erzählt Paul. »Am Schluss war dann die Routine da.«

Lediglich eine Malerei an der Südwand ist vollständig im Originalzustand erhalten und musste nicht nachgebessert werden. Die Malereien an der Kassettendecke befanden sich dagegen in einem sehr schlechten Zustand. »Die Decke war früher so stark abgeschliffen worden, dass wir die Malerei nur an einer Stelle wieder hergestellt haben«, sagt der Restaurator.

Besucher willkommen

Die Kosten für die aufwendige Restaurierung der Malereien belaufen sich auf 50000 Euro. Sie konnte nur dank der Spende der Staedtler-Stiftung von 20000 Euro durchgeführt werden, so Lauterbach.

Der holzvertäfelte Raum dient nun der Vorsitzenden als Büro. Die Altstadtfreunde zogen bereits im November 2009 in ihr frisch saniertes Domizil. Sie benannten das markante Eckhaus nach Erich Mulzer, der sich 30 Jahre lang als Vorsitzender für den Verein engagierte.

Neugierig geworden? Interessierte können sich die Rokoko-Malereien in der Weißgerbergasse 10 während der Bürozeiten der Altstadtfreunde von Dienstag bis Freitag, 15 bis 18 Uhr, anschauen.