Am Rangierbahnhof: Mieter tagelang ohne Warmwasser

7.12.2017, 19:17 Uhr
Kein Warmwasser und das im Winter. Für einige Mieter in der Rangierbahnhofsiedlung ist dieser Zustand zur Realität geworden. Noch ist ungewiss, wann das warme Wasser wieder zur Verfügung steht.

© dpa Kein Warmwasser und das im Winter. Für einige Mieter in der Rangierbahnhofsiedlung ist dieser Zustand zur Realität geworden. Noch ist ungewiss, wann das warme Wasser wieder zur Verfügung steht.

NZ-Leser Theo G. fühlt sich an die Nachkriegszeit erinnert. Seit zehn Tagen haben er und seine Frau in ihrer Wohnung in der Rangierbahnhofsiedlung kein Warmwasser in Bad und Küche. Auch der Herd bleibt kalt, weil das Gas abgestellt wurde. Der 75-Jährige hat sich inzwischen eine Elektroherdplatte besorgt, wo er sich Wasser zum Zähneputzen und Rasieren erwärmt. "Damit meine Frau Haare waschen kann, habe ich ihr das Wasser mit einer kleinen Gießkanne über den Kopf geschüttet", berichtet G. Etwa die Hälfte der 54 Anwohner sei betroffen, weil deren Bad und Küche noch mit Gas betrieben werden.

Alles begann am 27. November, als die N-Ergie die Gasleitungen im Keller des Anwesens im Neptunweg in der ehemaligen Eisenbahnersiedlung prüfte. Dabei entdeckte der Versorger ein Leck – und stellte das Gas ab. Noch am selben Tag informierte Theo G. den Vermieter, das Immobilienunternehmen Vonovia. Der Konzern ist eine Aktiengesellschaft mit Sitz in Bochum, hieß früher Deutsche Annington und gilt als Deutschlands größter Vermieter. 2001 verkaufte der Bund seine 2000 Nürnberger Eisenbahnerwohnungen an Annington.

Erst eine Woche nach dem Abdrehen der Gasleitungen schickte Vonovia eine Firma, die sich den Schaden ansehen sollte, sagt Theo G. Die konnte das Leck allerdings nicht beseitigen. Einen Tag später wies der Immobilienkonzern dann die Bewohner in einem Aushang darauf hin, dass verschiedene Unternehmen versucht hätten, den Schaden zu beheben – "leider ohne Erfolg". Im schlimmsten Fall müssten die Gasleitungen komplett erneuert werden. "Ein Zeitpunkt, wann die Gasleitung wieder betrieben werden kann, ist nicht absehbar."

Die Mieter in dem Haus fürchten nun, dass sie auch die Feiertage ohne warmes Wasser verbringen müssen. "Vor Weihnachten bekommen wir kein Gas mehr, glaube ich", sagt Theo G. Seine Frau und er gingen zurzeit ins Hallenbad zum Duschen.

Mieterbund fordert Handeln

Für Gunther Geiler, Geschäftsführer des Deutschen Mieterbundes Nürnberg, ist die ganze Angelegenheit ein Unding. "Ich erwarte bei solchen Sachen umgehendes Handeln. Es ist ein Unterschied, ob der Wasserhahn tropft oder ob er ausfällt." Aber schon für den ersten Schritt eine Woche zu brauchen, "das mag man einem völlig unkundigen Privatvermieter mit viel gutem Willen noch nachsehen, aber einem Profi nicht".

Geiler erinnert sich, dass es schon vor ein paar Jahren Ärger mit dem Vonovia-Vorgänger Annington in der Rangierbahnhofsiedlung gab. 2010 hatten 25 Mietparteien einen ganzen Monat lang kein Warmwasser. Die Beschwerden der Mieter seien einfach ignoriert worden. Nach Presseberichten gab der Konzern Fehler zu und entschuldigte sich.

Die Firma reagiere immer nur punktuell da, wo es brennt, nicht flächendeckend, sagt Geiler. Betroffene Mieter hätten in diesem konkreten Fall ein Recht auf Mietminderung. Über die Höhe kann der Mieterbund-Chef keine Angaben machen. Doch es gebe Urteile, bei denen das Gericht eine Mietminderung von 10 bis 15 Prozent bei fehlender Warmwasserversorgung für angemessen hielt.

Duschcontainer und Hotelzimmer

Der Vermieter bedauert den Vorfall sehr. "Wir sind mit Hochdruck dabei, den Schaden zu beheben", sagt Pressesprecherin Bettina Benner. Vonovia habe sofort mehrere Firmen angefragt, aber vielen habe die nötige Zertifizierung für diese Reparatur gefehlt. Nun sei ein Betrieb aus Darmstadt gefunden, der den Schaden schnellstmöglich beheben soll. "Definitiv auch noch vor Weihnachten."

Da es in dem Haus Miet- und Eigentumswohnungen gibt und es von einer Wohneigentumsgesellschaft verwaltet werde, gebe es verschiedene Regularien, die eingehalten werden müssten – und Zeit erforderten. Derzeit prüfe der Konzern, "ob wir den Mietern mit elektrischen Kochplatten, Duschcontainern oder einem Hotelzimmer übergangsweise helfen können", sagt Pressesprecherin Benner.

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