Anwohner ärgern sich über Ausbau der Straßenbahnlinie 4

14.6.2015, 06:00 Uhr
Anwohner ärgern sich über Ausbau der Straßenbahnlinie 4

© Foto: Nina Daebel

Ab Juli werden die Gleise verlegt. Im nächsten Jahr soll die Endhaltestelle Am Wegfeld mit einer Park-and-ride-Anlage für Fahrrad- und Autofahrer, Motorrad- und Taxistellplätzen, öffentlichen Toiletten und einem Kiosk fertig sein.

Außerdem wird 2016 die Neubaustrecke an das Netz angebunden, Testfahrten werden folgen. Deswegen wird auf der Strecke zwischen Thon und Plärrer sowie von Thon über die U-Bahn-Haltestelle Friedrich-Ebert-Platz zur U-Bahn-Station Maximilianstraße voraussichtlich von April bis Dezember 2016 ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.

Doch es gibt großen Unmut über den Ausbau der Straßenlinie und dieser wurde bei einer Info-Veranstaltung im Gemeindezentrum St. Andreas an der Cuxhavener Straße offen geäußert.

"Das ist ungerecht. Wir müssen leiden, bloß weil sie eine Straßenbahn wollen, die da draußen fährt", klagte eine 80-Jährige, die in der Elmshorner Straße wohnt und bislang nach drei Minuten Fußweg in der Schweriner Straße bei der nächsten Bushaltestelle ist. Von dort aus kann sie direkt nach Ziegelstein zum Einkaufen fahren - oder nach Thon, wo die Sparkasse und verschiedene Ärzte sind. Auf diesen Komfort wird sie in rund eineinhalb Jahren, sobald die Verlängerung der Straßenbahnlinie 4 abgeschlossen ist, verzichten müssen. Dann werden ihr längere Fußwege, längere Fahrzeiten und häufigeres Umsteigen zugemutet.

Keine heiße Luft durch die Gegend fahren

Dass jede Änderung im öffentlichen Nahverkehrsnetz auch Widerspruch provoziere, sagte Florian Gräf, Leiter der Angebots- und Verkehrsplanung der VAG. "Es lässt sich nun mal nicht vermeiden, dass einige Fahrgäste Gewohntes aufgeben und ändern müssen, was bislang schön und bequem gewesen ist." Wenig frequentierte Linien könnten nicht dauerhaft aufrechterhalten werden. "Da würden wir nur heiße Luft durch die Gegend fahren."

Ganz andere Sorgen plagen einen Anwohner der Johann-Sperl-Straße. Er befürchtet, dass täglich bis zu 300 Gelenkbusse an seinem Haus vorbeidonnern werden, sollte der Verkehr zum Flughafen künftig über die Johann-Sperl-Straße abgewickelt werden. Außerdem sei er auf eine Mauer des Schweigens gestoßen, als er den Bürgervertreter darauf angesprochen habe, der beim Beteiligungsverfahren mitwirke. "Er hat angeblich ein Schweigegelübde unterschreiben müssen. Was ist hier mit der Transparenz?"

Gräf erklärte dazu, die im Rahmen des Beteiligungsverfahrens stattfindenden Treffen seien nichtöffentlich, weil unter anderem über betriebsinterne Zahlen und Eigentumsverhältnisse gesprochen werde. Deswegen werde kein Insider-Wissen ausgeplaudert. Es solle aber eine öffentliche Abschlussveranstaltung geben, in der man umfassend über die Ergebnisse informieren wolle. Das werde voraussichtlich Ende Juli der Fall sein. Zur Anzahl der Busse, die möglicherweise durch die Johann-Sperl-Straße fahren werden, sagte Gräf: "Es werden täglich rund 120 Busse in jeder Richtung sein."

Zu kurzfristig

Kritisiert wurde zudem, dass kein Vertreter des Servicebetriebs Öffentlicher Raum (Sör) bei der Info-Veranstaltung anwesend war. Diese sei außerdem viel zu kurzfristig angekündigt worden. Deswegen seien wohl auch nur rund 40 Interessierte der Einladung gefolgt. Die VAG indes verwies auf die zahlreichen Kanäle, über die eingeladen worden sei: über die VAG-Kundenzeitung, übers Internet und die Medien. Aus Sicht der VAG ist es mittlerweile insgesamt ruhiger um die Baustelle geworden. Fragen gebe es nur noch vereinzelt. Die anfängliche Unsicherheit sei gewichen, hieß es.

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