Anwohnerparken stößt in Nürnberger Südstadt auf Widerstand

19.11.2014, 07:44 Uhr
Anwohnerparken stößt in Nürnberger Südstadt auf Widerstand

© Matejka

Wortführer der Gruppe, welche die Bewohnerparkregelung für überflüssig hält, ist Peter Steinberger, der wie die anderen im Bereich Siegfried-/Wilhelm-Spaeth-Straße lebt. In der relativ ruhigen Wohnstraße sind seit Montag vergangener Woche etliche Parkplätze werktags von 9 bis 20 Uhr für Anwohner reserviert. Wer dort kein „Knöllchen“ riskieren will, muss einen Bewohnerparkausweis hinter die Windschutzscheibe legen. Der kostet 30 Euro im Jahr.

Die protestierenden Anwohner sehen gar nicht ein, für die ohnehin knappen Stellplätze in ihrem Viertel zu zahlen. „Die Stadt gibt ja mehr Ausweise aus, als reservierte Plätze vorhanden sind. Keiner garantiert uns einen festen Stellplatz“, argumentiert Steinberger. Die Bewohnerparkregelung sei „sinnlos, weil hier ohnehin nur Anwohner parken wollen“. Fremdparker gebe es praktisch nicht.

Auch sein Nachbar Heinrich Seitz ist der Meinung, dass es der Stadt Nürnberg mit der Maßnahme „nur ums Geld geht“. Von „Abzocke“ ist die Rede. Gertraud Moliusis hat beobachtet, dass die reservierten Stellplätze nun den ganzen Tag leer stünden. Sie befürchtet allerdings, dass bei den anstehenden Weihnachtsfeiern im Restaurant „Petzengarten“ — was Parken betrifft — „bald gar nichts mehr geht“.

Platz verschwendet?

Was die Leute nachträglich noch ärgert, dass beim Ausbau der Wilhelm-Spaeth-Straße viel Platz verschwendet worden sei. Es gebe nun viel weniger Parkplätze als vorher, glaubt Steinberger. Schuld seien überbreite Gehwege und Fußgängerfurten, Rasensteine, „unkrautübersäte Hundeklos“ sowie viel zu breite Parkbuchten. Steinberger: „Es war vor der Sanierung schon schwer, einen Parkplatz zu finden, jetzt ist es am Abend fast unmöglich.“

Auf Unverständnis stößt auch die Regelung, dass Inhaber eines Tiefgaragen-Stellplatzes keinen Anspruch auf einen Bewohnerparkausweis haben. „Viele Familien haben mehrere Autos und nur einen eigenen Stellplatz, was sollen die jetzt machen?“, fragt Steinberger.

Keiner sei gezwungen, sich einen Parkausweis zu holen, entgegnet Andrea Meier, Leiterin des Verkehrsmanagements im städtischen Verkehrsplanungsamt. Angehörige, die nachweisen können, dass sie eines der Familienautos ständig nutzen, könnten aber einen Ausweis beantragen.

Lediglich 15 Prozent der Parkplätze in den beiden Vierteln zwischen Wölckern-, Allersberger-, Gudrun- und Pillenreuther Straße und zwischen Schweigger-/Harsdörffer-, Hain-, Wodan- und Allersberger Straße seien für Anwohner reserviert. In Lichtenhof sind dies 200, in Bleiweiß 380 Parkplätze. „Es gibt also noch genügend freie Plätze“, sagt Meier. Auf einen Stellplatz gebe die Stadt im Schnitt eineinhalb bis zwei Ausweise aus. Das Verhältnis werde regelmäßig überprüft, bei Bedarf würden mehr Anwohnerplätze ausgewiesen.

„Massive Klagen“

Anlass für die Maßnahme seien „massive Klagen“ über hohen Parkdruck im Gebiet gewesen. Dies hatten Voruntersuchungen im Mai dieses Jahres bestätigt: Der Anteil an gebietsfremden Parkern lag in der Zeit zwischen 10 und 12 Uhr in Lichtenhof bei 71 Prozent und in Bleiweiß bei 66 Prozent. Die zur Verfügung stehenden öffentlichen Parkplätze waren zu 97 Prozent (Lichtenhof) und 85 Prozent (Bleiweiß) ausgelastet.

Dass es keine Fremdparker gibt, wie von den Anwohnern behauptet, stimme also nicht. „Ich hatte eben erst einen Anruf von einem Firmeninhaber aus der Wilhelm-Spaeth-Straße, der sich darüber beklagt, dass seine Mitarbeiter nun keinen freien Stellplatz mehr finden“, berichtet Andrea Meier.

Ihrer Erfahrung nach dauert es vier bis sechs Wochen, „bis sich die Sache einspielt“. Fremdparker müssten sich erst umorientieren. Wer ohne Ausweis auf einem Anwohner-Parkplatz steht, muss mit Verwarnungen rechnen. „Letzte Woche haben die kommunalen Parkwächter meist noch ein Auge zugedrückt und erst mal Infos verteilt, ab dieser Woche wird es ernst“, weiß Meier.

Im Jahr 2015 kommen mit St. Peter und Gleißhammer übrigens zwei weitere Anwohner-Parkbereiche in der Südstadt hinzu. Auch in diesen Vierteln besteht ein enormer Parkdruck.

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