Ärger über VAG: Thoner sehen sich als Verlierer

7.5.2017, 08:00 Uhr
Die Straßenbahn dreht in Thon jetzt keine Schleife mehr, sondern fährt durch - und in Busse wird nun auch andernorts umgestiegen.

© Horst Linke Die Straßenbahn dreht in Thon jetzt keine Schleife mehr, sondern fährt durch - und in Busse wird nun auch andernorts umgestiegen.

Manchen erwischt es noch eiskalt, während ein frischer Wind durch Thon pfeift. Dass auf der ehemaligen Straßenbahn-Wendeschleife nur noch Bushäuschen-Gerippe stehen, überrascht eine Frau, die zu ihrem Zahnarzt will - und nun im ersten Moment nicht mehr weiterweiß.

Sie ist nicht allein. Thon ist nicht mehr Dreh- und Angelpunkt des Nahverkehrs im Nürnberger Norden - so mancher tut sich damit schwer. Einige, die hier umsteigen, eher aber die, die hier einsteigen. "Wir sind die Verlierer", sagt ein älterer Herr, der Richtung Erlangen will. Und nun bei der Station Am Wegfeld umsteigen muss.

Tobias Schmidt gibt ihm recht. Solche Beschwerden hört der Vorsitzende des Vorstadtvereins Nürnberg-Nord öfter. So manche Querverbindung in Thon, in die Cuxhavener Straße oder Gärten hinter der Veste funktioniere nicht mehr gut. Der VNN hat von der VAG deshalb schon eine Halbjahresbilanz zur Fahrplan-Umstellung im Dezember gefordert — und etwaige Verbesserungsvorschläge.

Ärger über VAG: Thoner sehen sich als Verlierer

© NN-Infografik

Für Thon aber sagen die VAG-Verkehrsplaner John Borchers und Petra Reißmann ganz klar: Ziel erreicht. Anders als teilweise behauptet, müsse zum Beispiel niemand bis zum Wegfeld fahren, um dann einen Bus in die Gegenrichtung zu nehmen, sondern kann bereits vorher umsteigen. Was die Wartezeiten angeht, stimmt das Konzept, das sei wichtig gewesen. Zur Verdeutlichung zeigt sie eine Karte, die verdeutlicht, welche Haltestellen von Thon aus in zehn, 20 oder 30 Minuten zu erreichen sind.

Und doch gibt der Leiter der VAG-Angebotsplanung unumwunden zu, dass in Thon sehr wohl die Leidtragenden der neuen Planung leben. Immerhin hatte man hier vorher "1000 Fahrtmöglichkeiten, jeden Bus vor der Nase, das war bequem". Wer nun nach Erlangen, Schnepfenreuth oder zum Flughafen will, muss umsteigen.

Schon mit der Entscheidung für das Konzept habe laut Borchers festgestanden, "dass Thon an Bedeutung verliert. Erst recht, als klar war, dass die Stadt die Wendeschleife, die wir gerne erhalten hätten, bebauen will". Woher also kommt der Unmut? Es liege an der Veränderung, sagt VAGler Borchers. Und einer gewissen Unsicherheit, wie jetzt zu fahren ist. Dabei wollen die Verkehrsbetriebe helfen - mit der VAG-Hotline (0911) 2834646.

Insgesamt seien die Reaktionen sehr verhalten, so die Rückmeldung aus dem VAG-Beschwerdemanagement, vor allem "für die große Veränderung — das ist positiv", sagt John Borchers. Immerhin habe man massiv in den Alltag eingegriffen, "aber wir haben vorab viel kommuniziert".

Neue Linie 49

Wo es aber hakt, weiß Busfahrer Christoph Wallnöfer, der auf den neuen Strecken unterwegs ist. Vieles sei "ned so schlecht", sagt er, "und die Flughafen-Verbindung aus dem Norden ein echter Leckerbissen". Aber große Probleme erkennt er dort, wo Bushäuschen fehlen - zum Beispiel an der Haltestelle der Linie 33 Am Wegfeld/Johann-Sperl-Straße.

Noch schlimmer aber sei der Takt zum Martha-Maria-Krankenhaus - mit plötzlich nur noch 20 Minuten, am Sonntag gar 40. Petra Reißmann aber gibt teils Entwarnung. Denn: Das fehlende Wartehäuschen habe man ebenso auf dem Schirm wie einen Windschutz am neuen Knotenpunkt. Und die Verbindung zum Martha-Maria-Krankenhaus? "Haben wir unterschätzt", sagt Reißmann offen.

Deshalb wird nun reagiert: Ab 6. Juni verkehrt die neue Buslinie 49 vom Nordostbahnhof aus bis zum Krankenhaus, um gerade im Berufsverkehr dort den vielen, die, wie man inzwischen weiß, dorthin wollen, Rechnung zu tragen und den Takt wieder zu erhöhen.

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