Ärger um leere Briefkästen im Nürnberger Süden

19.7.2018, 05:43 Uhr
Ärger um leere Briefkästen im Nürnberger Süden

© Arne Dedert/dpa

Es ist ein Zustand, den Frank Hotze nicht länger hinnehmen will: "Seit Wochen stellen wir fest, dass es immer wieder Tage ohne Postzustellung gibt", klagt der Nürnberger. "Dies fällt insbesondere auf, weil wir neben einem Abo der Nürnberger Nachrichten eine weitere Tageszeitung in der Postzustellung haben." Während die Nürnberger Nachrichten von eigenen Zustellern pünktlich geliefert wird, erhält Hotze eine überregionale Tageszeitung, eine Wochenzeitung und ein Computermagazin per Post. So sollte es zumindest sein.

Da sein Briefkasten zuletzt immer öfter leer blieb, begann Hotze, die Tage ohne Zustellung zu notieren. In der Liste fällt vor allem ein Eintrag auf: "Freitag, 6.7.2018 – ein guter Tag, es wird zugestellt."
Im Juni lag dagegen an mehreren Tagen keine Post im Briefkasten, Anfang Juli war das gleich an vier von sechs Tagen der Fall. Anrufe bei der Beschwerde-Hotline brachten keinen Erfolg. Auch Sabine Korpan, die in der Nachbarschaft wohnt, klagt, dass sie und andere Anwohner zuletzt acht Tage keine Post erhalten hätten.

"Unerfahrene Kollegen" im Einsatz 

Frank Hotze geht davon aus, dass die Probleme mit der Umstellung von der bisher getrennten Brief- und Paket- auf die sogenannte Verbundzustellung zu tun haben. Denn seit kurzem werden auch in seinem Bezirk Pakete und Briefe gemeinsam geliefert. Post-Pressesprecher Erwin Nier bestätigt, dass bei der Umstellung Sand im Getriebe ist: "Ich möchte mich in aller Form entschuldigen." Im Stadtteil Siedlungen Süd seien derzeit mehrere "junge, leicht unerfahrene Kollegen" im Einsatz. Außerdem müssen auch erfahrene Kollegen das kombinierte Geschäft mit der Paketzustellung erst neu erlernen. Dadurch könne es zu Verzögerungen kommen.

Neulinge fahren für gewöhnlich zunächst nur 30 Prozent der gesamten Tour ab und steigern sich anschließend sukzessive, um leichter in das Geschäft hineinzuwachsen. Die übrigen 70 Prozent werden derweil von erfahrenen Kollegen übernommen. Schwierig wird es, wenn die Neulinge länger brauchen, als es das Arbeitszeitgesetz zulässt. Denn nach zehn Stunden ist spätestens Schluss. Merken die Zusteller, dass sie nicht all ihre Fracht in der vorgegebenen Zeit zustellen können, sind sie angehalten, Pakete und Tageszeitungen zuerst zuzustellen.

Hohe Arbeitsbelastung macht Fehler wahrscheinlicher

Hat der Austräger noch nicht alle Häuser erreicht, soll er laut Vorgabe am nächsten Tag an der Stelle weitermachen, wo er tags zuvor aufgehört hat. Fängt er irrtümlich wieder ganz von vorn an, könnte es laut Nier passieren, dass Straßenzüge tagelang nicht bedient werden. Zumindest so lange, bis der Teamleiter den Fehler bemerkt und den Zusteller darauf aufmerksam macht.

Nier kann den Unmut über zu spät gelieferte Tageszeitungen nachvollziehen. Ob sie ihr Ziel rechtzeitig erreichen, hängt aber auch davon ab, ob sie bis etwa 3.15 Uhr an dem Punkt eingetroffen sind, von dem sie per Lkw zu den Briefzentren im Zielgebiet transportiert werden sollen. Kommen sie erst um 3.30 Uhr, sind die Lkws aus Rücksicht auf alle Kunden meistens bereits abgefahren.

Qualifiziertes Personal schwer zu finden 

Die Touren für die einzelnen Bezirke sind laut Nier ganz genau kalkuliert. Generell seien 25 Prozent mehr Mitarbeiter an Bord, als für die Touren eigentlich nötig wären. So sollen Urlaubstage und kurzfristige Ausfälle kompensiert werden. Dennoch werde ständig beobachtet, ob die Touren in der vorgegeben Zeit bewältigt werden können oder ob nachjustiert werden muss. Gerade bei Neulingen sei klar, dass sie das Umfeld noch nicht so kennen wie langjährige Mitarbeiter.

Eine gute Nachricht hat Nier für Frank Hotze aber doch, auch wenn seine Geduld weiter auf die Probe gestellt werden dürfte. Sein Bezirk soll künftig wieder von einem Stammzusteller bedient werden. Allerdings könne es bis nach den Sommerferien dauern, bis er wieder den gewünschten Service genießen kann.

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