Aufregung um einen CSU-Anruf beim ZDF

MAINZ/NÜRNBERG - Die CSU hat offenbar versucht, Einfluss auf die Berichterstattung des ZDF zu nehmen. In einem Telefonat soll ein CSU-Sprecher den Sender darum gebeten haben, von einer Berichterstattung über die Wahl des bayerischen SPD-Spitzenkandidaten Christian Ude im Nürnberger Messezentrum abzusehen.

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet hat das ZDF den Anruf bestätigt. Demnach hat CSU-Parteisprecher Hans Michael Strepp am Sonntagnachmittag beim diensthabenden Redakteur der Heute-Nachrichten angerufen. Er äußerte dabei den Wunsch, die Nachrichtensendung sollte nicht über den SPD-Landesparteitag in Nürnberg berichten. Strepp soll angeblich auch behauptet haben, die Tagesschau werde auch nicht über die Ude-Inthronisation berichten.

Zuvor waren von den öffentlich-rechtlichen Sendern allerdings ausführliche Beiträge über den CSU-Parteitag am Freitag und Samstag gesendet worden. Offenbar sollte das Nachrichtenwochenende nicht durch Beiträge über die Konkurrenz getrübt werden.

In einem Brief an den ZDF-Chefredakteur soll Strepp das Telefonat mittlerweile bestätigt haben. Den Versuch einer Einflußnahme bestritt er allerdings. Von SPD-Seite wird der Vorgang jedoch genau als eine solche politische Beeinflussung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gewertet.

ZDF-Chefredakteur Peter Frey erklärte am Mittwoch in Mainz, Strepp müsse die Frage beantworten, warum und mit welcher Intention er direkt in der "heute"-Redaktion angerufen habe. Er sei mit der Reaktion der Kollegen sehr zufrieden, teilte Frey mit. "Wir senden, was wir senden, egal wer anruft. Die "heute"-Redaktion hat ihre Unabhängigkeit bewiesen."