Ausnahmezustand: Westbad machte die Schotten dicht

2.6.2017, 05:56 Uhr
Das Gewimmel im Westbad - hier ein Archivbild - kann schon mal groß und unübersichtlich werden. In dieser Woche zogen die Verantwortlichen die Notbremse und ließen am Abend erst mal niemanden mehr rein. Die Besucher reagierten verärgert - vor allem aber, weil sie sich nicht ausreichend informiert fühlten.

© Roland Fengler Das Gewimmel im Westbad - hier ein Archivbild - kann schon mal groß und unübersichtlich werden. In dieser Woche zogen die Verantwortlichen die Notbremse und ließen am Abend erst mal niemanden mehr rein. Die Besucher reagierten verärgert - vor allem aber, weil sie sich nicht ausreichend informiert fühlten.

Als die Stammbesucherin Monika Karl (Name geändert) nach 18 Uhr in der Wiesentalstraße 41 am Eingang des Westbads steht, wird ihr der Zutritt verwehrt. "Ich darf niemanden reinlassen, Anweisung vom Chef. Zu Ihrer eigenen Sicherheit", habe es geheißen. Monika Karl war verwundert. "Zu meiner eigenen Sicherheit? Ich kann doch schwimmen", sagt sie später im Gespräch mit dem Stadtanzeiger. Der Ton an der Kasse sei barsch gewesen, allerdings habe die Kassiererin auch merklich unter Druck gestanden, glaubt die Schwimmerin erkannt zu haben.

Auf weitere Nachfrage erhielt sie an der Kasse die Auskunft, man habe nicht genug Personal für die Anzahl der Badegäste. "Inzwischen sind aber 50 Leute rausgegangen — also hätte man doch auch wieder welche reinlassen können", sagt Monika Karl.

Eine knappe halbe Stunde später erklärte man sich bereit, diejenigen mit einer Jahres- oder Mehrfachkarte hereinzulassen. "Dann kam das Nächste", sagt Monika Karl. "Ich musste mit meiner 20er-Karte bezahlen, obwohl mittlerweile der Abendtarif günstiger gewesen wäre."

Bürgermeister Christian Vogel, in dessen Zuständigkeit die Bäder fallen, kennt bei einer Nachfrage des Stadtanzeigers bereits die Situation am vergangenen Montag. "Da kam einiges zusammen", seufzt er. Ohnehin habe man schon einen personellen Engpass gehabt, weil ein Schwimmmeister ausgefallen sei. Dazu kam: Bei Temperaturen über 30 Grad sei das Westbad mit 2345 Besuchern ausreichend gefüllt gewesen.

Es ging um ein Menschenleben

Am Abend überschlugen sich die Ereignisse: Ein 15-jähriger Nichtschwimmer sprang vom Turm — und tauchte nicht mehr auf. "Es ging um ein Menschenleben", sagt Vogel. Zeitgleich versuchten drei behelmte Personen, über den Zaun ins Bad zu gelangen. Sie wurden daran gehindert, der Jugendliche konnte gerettet werden.

Als der Stadtanzeiger diese Information an Monika Karl weitergibt, reagiert sie verständnisvoll: "Von dieser Situation wusste ich nichts. Aber hätte man das nicht mitteilen können?"

Vogel räumt ein, dass dies der richtige Weg gewesen wäre. "Wir werden das intern nochmals besprechen und daran arbeiten", verspricht er. Und warum musste die Schwimmerin den teureren Tarif nehmen? "Im Moment des Einlasses war wohl die Dame an der Kasse nicht da, so dass nur eine Abrechnung mit dem 20er-Ticket möglich war", sagt Vogel.

Bleibt die Frage, ob es nicht für solche Fälle einen Notfallplan gibt, mit dem man auf Engpässe reagieren kann. Hans Leipold, stellvertretender Zweiter Werkleiter von NürnbergBad, bestätigt dies. "Wir versuchen dann, Rufkräfte zu erreichen. Wenn diese nicht spontan einrücken können, schaut man, ob man aus einem anderen Bad kurzfristig jemanden abziehen kann, ohne das Angebot dort stark einzuschränken." Aber auch das braucht seine Zeit.

Monika Karl jedenfalls will sich weiter zu den Gästen im Westbad zählen, das sie nach eigenen Angaben sehr schätzt. Sie hofft aber auf eine künftig bessere Kommunikation.

In dem aktuellen Fall ist ihr Ärger einer Erleichterung gewichen: "Nur gut, dass dem Jungen nichts Ernsthaftes passiert ist."

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