Ausstellung "Natur trifft Technik" im Nürnberger Bionicum

6.12.2016, 19:18 Uhr
Die Sonderausstellung im Bionicum zeigt, wie der Mensch in der Architektur von der Natur lernen kann. Kuratoriumsleiterin Alexandra Kurz präsentiert dabei einen sprechenden Roboter.

© Patrick Schroll Die Sonderausstellung im Bionicum zeigt, wie der Mensch in der Architektur von der Natur lernen kann. Kuratoriumsleiterin Alexandra Kurz präsentiert dabei einen sprechenden Roboter.

"Natur trifft Technik" heißt die Sonderausstellung, die die Dauerausstellung im Bionicum seit gestern ergänzt. Wohin die Reise in diesem Bereich der Ausstellung geht, wird schon beim Blick auf das riesige Plakat im vorderen Bereich sichtbar. Dort ist der "Bionic Tower" abgebildet – irgendwann einmal soll er in Abu Dhabi stehen. Was das Gebäude so besonders macht? "Die Architektengruppe, die ihn entwickelt, möchte einen eigenen Organismus schaffen, der sich selbstständig auf Temperatur, Luftdruck und andere Einflüsse einstellen kann", sagt Alexandra Lang, die Kuratorin der neuen Ausstellung.

"Bei Bionik geht es aber nicht nur um große Bauten", sagt Nürnbergs Baureferent Daniel Ulrich. Er ist begeistert von der Idee, die Natur für Bauwerke zum Vorbild zu nehmen. "Das lohnt sich immer", sagt er, "schließlich ist Bionik das beste Mittel für Effizienz." Die Natur habe schließlich über Millionen von Jahre gelernt mit wenig Material zu bauen – all das müssten Menschen nun in viel kürzerer Zeit lernen. Dass die Menschheit aber in Zeiten des Mangels instinktiv materialsparend gearbeitet habe, könne man auch in Nürnberg sehen.

Früher etwa wurden in der Stadt Blockbohlenhäuser gebaut. Als im Reichswald die Eichen knapp wurden, stiegen die Nürnberger auf Fachwerkhäuser um. "Sie haben instinktiv nach einem ähnlichen Prinzip gebaut, wie auch Blätter gebaut sind", so Ulrich. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg habe man in Nürnberg am Material sparen müssen. "Deshalb ist das Gebäude, in dem jetzt das Heimatministerium untergebracht ist, auch so wunderbar filigran", so Ulrich.

Anders als früher habe man heute zusätzlich die Möglichkeit, neue Bauweisen ausführlich nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu berechnen. "Die Bionik ist eine große Chance", sagt Ulrich – wenngleich es in Nürnberg noch keine Gebäude gibt, die nach den Erkenntnissen dieser neuen Wissenschaft erbaut wurden. "Das Material ist dafür noch zu billig", sagt Ulrich, "daher lohnt es sich meist nicht" – das jedoch könne sich jederzeit ändern.

Nürnberg wird zumindest vorne mit dabei sein, wenn Bionik noch mehr Erfolg hat. Michael Lippenberger und Phillip Dengler von der Georg Simon Ohm Hochschule forschen derzeit an einer Vorrichtung, die Sonnenlicht auch in Räume ohne Fenster transportieren kann. Über Linsen wird das Licht eingefangen und ins Gebäudeinnere geleitet. Das Problem: die Linsen funktionieren nur, wenn die Sonne direkt auf sie scheint – die Sonne aber wandert. Ein neuer Stoff soll aber das bewirken, was Pflanzen schon immer können: er richtet sich nach der Sonne aus. Ein Fall für Bionik eben.

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