Bald in Nürnberg? Offener Ganztagsunterricht in Grundschulen

4.8.2015, 15:38 Uhr
Drei Nürnberger Schulen haben sich für eine Teilnahme an dem Pilotprojekt beworben (Symbolbild).

© dpa Drei Nürnberger Schulen haben sich für eine Teilnahme an dem Pilotprojekt beworben (Symbolbild).

Im März hat die bayerische Staatsregierung beschlossen, in Grundschulen ein offenes Ganztagsangebot einzuführen, das für die Eltern weitgehend kostenlos ist. Die Kinder haben vormittags Unterricht, nach dem Mittagessen werden Hausaufgaben gemacht, danach gibt es Freizeitangebote. An 300 Standorten soll das Konzept erprobt worden.

Nürnberg hat sich mit drei seiner insgesamt 51 Grundschulen für eine Teilnahme beworben: mit der Hegelschule, der Thusnelda-Schule und der Amberger Schule. Eine Entscheidung liege noch nicht vor, so Schulbürgermeister Klemens Gsell. Er hoffe aber auf eine baldige Antwort. Die Regierung von Mittelfranken wollte sich dazu auf Anfrage der NZ nicht äußern.

Drei Varianten

Das bayerische Pilotprojekt sieht drei Varianten vor: eine kurze, offene Ganztagsschule bis 14 Uhr, eine längere bis 16 Uhr und ein sogenanntes Kombi-Modell: Die Kinder werden nach dem Unterricht auch über 16 Uhr hinaus noch betreut und in den Ferien ebenfalls. „Kombi“ deshalb, weil in diesem Fall Schule und Jugendhilfe kooperieren.

An vier Tagen der Woche ist das Angebot bis 16 Uhr für die Familien kostenlos, das Essen und den fünften Betreuungstag müssen sie selbst bezahlen. Finanziert wird das Projekt größtenteils vom Land, pro Jahr stehen jeder Gruppe rund 28.000 Euro zur Verfügung, die Kommune muss 5500 Euro beisteuern.

Ganztag oder Hort?

Elke Leo von den Grünen hält das Kombimodell für zukunftsweisend. Merkwürdig finde sie allerdings, dass den Eltern der fünfte Betreuungstag in Rechnung gestellt wird, sagt sie in der Ausschusssitzung. Anja Prölß-Kammerer, die Fraktionschefin der SPD, kann der Kombi-Variante ebenfalls etwas abgewinnen, gibt allerdings zu bedenken, dass sie nicht überall hinpasse. „In jedem Fall muss der Ganztag dem Hortausbau-Programm angepasst werden. Die Systeme sollen sich schließlich nicht gegenseitig Konkurrenz machen.

Wichtig für Nürnberg ist das Thema Ganztagsgrundschule auch deshalb, weil die Mittagsbetreuung seit Jahren schon überlastet ist. Das Angebot an Hortplätzen ist ebenfalls immer noch knapp, obwohl die Stadt beim Ausbau viel Tempo vorlegt.

Derzeit gibt es an den Grundschulen 234 Mittagsbetreuungsgruppen, im nächsten Jahr wird diese Zahl noch übertroffen, weil mehr Kinder eingeschult werden. Dass die offene Ganztagsgrundschule eine sinnvolle Alternative zur Mittagsbetreuung sein kann - darin sind sich die Parteien im Stadtrat weitgehend einig, vor allem unter pädagogischen Gesichtspunkten. Es soll, so der Tenor, die Bildung künftig im Vordergrund stehen.

"Der Prozess dauert"

Bürgermeister Gsell tritt derweil auf die Bremse, was Hoffnungen auf einen raschen Ausbau-Fortschritt angeht. Der Freistaat habe sich zum Ziel gesetzt, in den nächsten Jahren bayernweit jährlich 1000 neue Ganztagsgruppen an den Grundschulen zu etablieren. Das bedeute: „Der Prozess dauert.“ Letztlich müsse man sich auch die Frage stellen, ob man in Nürnberg am Modell Hort festhalten will. „Wir sind mitten in einem Systemwechsel.“

In München hat sich keine einzige Grundschule für das Pilotprojekt der bayerischen Staatsregierung beworben. Dort setzt man auf gebundenen Ganztagsunterricht. Das heißt: Der Schultag folgt einem festen Rhythmus, Lern- und Erholungszeiten wechseln sich ab. An mindestens vier Wochentagen findet Unterricht auch am Nachmittag statt.

Gebundener Ganztagsunterricht wird in Nürnberg an drei Grundschulen (Konrad-Groß, Scharrer und Insel Schütt) angeboten, außerdem an einer ganzen Reihe von Realschulen, wo er besonders begehrt ist, und an Gymnasien. Dort ist allerdings die Nachfrage nicht sehr hoch.

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