Barrierefreiheit: Es muss noch viel passieren in Nürnberg

31.8.2015, 17:00 Uhr
Vor allem bei Bushaltestellen besteht Nachholbedarf, denn 30 Prozent sind nicht behindertengerecht.

© Hans-Joachim Winckler Vor allem bei Bushaltestellen besteht Nachholbedarf, denn 30 Prozent sind nicht behindertengerecht.

Deshalb möchte Sabrina Dellith mit ihrer Arbeit für die Belange von Menschen mit Behinderung sensibilisieren. Nicht nur die Stadt oder die VAG müssen etwas für Inklusion tun, sondern jeder einzelne, sagt sie. Das fange damit an, einem Rollstuhlfahrer die Tür aufzuhalten, wenn er Hilfe dabei braucht. Jeder könne seine Achtsamkeit erhöhen, denn „Inklusion ist mehr als Barrierefreiheit.“

„Inklusion ist auch ein Prozess“ erklärt die Inklusionsbeauftragte weiter. Nürnberg sei da auf einem guten Weg, weil barrierefreie Zugänge bei neuen Projekte eine feste Anforderung sind. Durch den demografischen Wandel werde mittlerweile offener mit dem Thema umgegangen, findet Dellith. Weil viele das eben an den Eltern sehen, wie beschwerlich zum Beispiel Treppensteigen mit zunehmenden Alter werden kann.

Dasselbe gilt für Menschen mit Kinderwagen, Gepäck oder vollen Einkaufstüten: Die freuen sich über jeden Aufzug. Das weiß auch die VAG. Deshalb hat sie jeden U-Bahnhof mit einem Aufzug ausgestattet. Ist dieser mal defekt, steht rund um die Uhr der Kundenservice zur Verfügung, der dann ein Taxi vorbei schickt.

Auch das „Spaltproblem“ soll künftig beseitigt werden, weiß Bernd Zeitler, der bei der VAG für die Inklusion zuständig ist. Neue U-Bahnen fahren beim Türöffnen automatisch eine Rampe zwischen Fahrzeug und Bahnsteigkante aus. Das gibt es laut Zeitler auch größtenteils bei den Straßenbahnen.

„Der Busbereich ist noch die größte Baustelle“, erklärt Zeitler. Etwa 30 Prozent der Bushaltestellen sind behindertengerecht. Das heißt sie haben ein Leitsystem integriert, an dem sich Blinde orientieren können. Genauso wie die Busfahrer: Ein weißer Pflasterstein mit Noppen zeigt ihnen an, wo sie mit der ersten Tür zu halten haben. Durch das Bodenleitsystem wurden Menschen mit Blindheit zuvor hierher geleitet. Die Kosten für die Haltestellen muss laut Zeitler die Stadt tragen, für die Ausstattung der Fahrzeuge ist die VAG hingegen zuständig.

Das Thema Barrierefreiheit ist sowohl bei Stadt als auch bei VAG ein feste Anforderung an künftige Projekte. Der Wille sei also da und man sei „redlich bemüht“, so Dellith. Die Umsetzung von barrierefreien Räumen ist dabei nicht immer einfach: Weil es viele verschiedene Einschränkungen gibt, geht das auch mit unterschiedlichen Ansprüchen an Barrierefreiheit einher, erklärt Dellith. Zum Beispiel mögen Senioren ihre Sitze höher, während Kleinwüchsige lieber niedrig sitzen.

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