Bauarbeiten am Hauptbahnhof: Hotels und Geschäfte leiden

19.8.2017, 19:16 Uhr
Die Großbaustelle am Hauptbahnhof beschert den umliegenden Geschäftsleute Umsatzeinbußen und unzufriedene Kunden.

© Stefan Hippel Die Großbaustelle am Hauptbahnhof beschert den umliegenden Geschäftsleute Umsatzeinbußen und unzufriedene Kunden.

Die Hotels in der Bahnhofstraße klagen über teils üble Beschwerden. Seit der Bahnhofsvorplatz umgebaut wird, sind Verzögerungen an der Tagesordnung. Gäste, die einen zehn- bis zwölfstündigen Flug hinter sich haben, wollen auf dem Weg vom Flughafen ins Bett nicht noch eine weitere Stunde im Auto vergeuden, sagt Volker Windhöfel, Hotelmanager des Grand Hotels. Während man früher binnen weniger Minuten vom Hotel ins Parkhaus neben dem Hauptbahnhof fahren konnte, dauert es derzeit schon mal eine dreiviertel Stunde.

Genervte und wütende Gäste sind das eine. Reisegruppen, die ihren Besuch komplett absagen, schmerzen die Hotels besonders. Zwei geplante Konferenzen mit je 30 bis 45 Teilnehmern seien kurzfristig abgesagt und in eine andere Stadt verlegt worden. Auch viele Nürnberger scheint eine umständliche Anreise abzuschrecken. Sie bleiben dem hoteleigenen Restaurant und der Bar lieber fern. "Wir haben massive Umsatzeinbußen", klagt Windhöfel.

Zwar geben die betroffenen Hotels alles, um ihre Besucher vorab zu informieren. Doch nicht immer kommen die Hinweise an. "Die Gäste rufen ständig an und fragen, wie sie herkommen können", sagt Iulian Robu an der Rezeption des Ibis-Hotels am Königstorgraben. Die Zahl der Besucher, die ohne Reservierung vorbeischauen und nach einem Zimmer fragen, sei zurückgegangen. Dass die Hotels keine Schuld an den Verkehrsproblemen trifft, interessiere die wenigsten. Was zählt, ist eine angenehme Anreise und eine ruhige Nacht.

Um letztere könnten die Hotelgäste in den nächsten Tagen gebracht werden: Vom kommenden Montag, 21. August, bis Freitag, 25. August, um 4.30 Uhr wird am Bahnhofsvorplatz auch nachts gearbeitet. Dabei werden vor dem Grand Hotel die Bordsteine am Gleisbett gesetzt. Das Ganze ist nur außerhalb der VAG-Betriebszeiten möglich, wenn keine Straßenbahnen fahren. Immerhin bleibt der Verkehr von den nächtlichen Arbeiten unberührt.

Bei allem Verständnis für den nötigen Umbau wundert sich Hotelmanager Windhöfel, wie viele Leute täglich am Grand Hotel vorbeilaufen, um wenige Meter weiter festzustellen, dass sie von dort nicht zum Busbahnhof laufen können. Viele Schilder verwirren eher, als dass sie den kürzesten Weg weisen. Einige Hotels und Geschäfte bringen daher selbst Schilder an, um auf sich aufmerksam zu machen.

Auch Thomas Kocher tut alles, um sein Möbelgeschäft Roter Punkt in dieser schwierigen Phase am Laufen zu halten. Kunden und Lieferanten wurden rechtzeitig angeschrieben, im Juli startete der Möbelexperte eine Sonderaktion mit zehn Prozent Rabatt auf alles. "Ein bisschen geholfen hat das schon", sagt der Geschäftsführer. Dennoch habe er Umsatzeinbußen in Höhe von 20 bis 30 Prozent. Mit seinem Vorschlag, vorübergehend die Gewerbesteuer zu senken, stieß er auf taube Ohren.

2005 hatte das Unternehmen schon einmal mit einer Sperrung der Gleißbühlstraße zu kämpfen. Immerhin funktioniere die Kommunikation mit der Stadt diesmal deutlich besser und transparenter, betont Kocher. Kaufen kann er sich davon aber nichts. Viele Kunden bleiben fern, seine Kosten laufen weiter.

Den Unternehmen auf der anderen Straßenseite scheint die Baustellenproblematik weniger zuzusetzen. "Wir haben es uns schlimmer vorgestellt", sagt Laura Eckert von Sixt. Zwar ist die Gleißbühlstraße gesperrt, aber nur aus Richtung Bahnhofstraße. Von der Marienstraße kommend, steht einem Besuch bei der Autovermietung - wie auch beim Möbelgeschäft - nichts im Weg. Allerdings haben das viele, die die Gleißbühl- nur als Einbahnstraße kennen, nicht auf dem Schirm. Größere Verzögerungen gebe es zumindest bei der Rückgabe der Mietautos nicht.

Die Bauarbeiten am Nürnberger Bahnhof werden zum Alptraum für Hotels: Die Gäste sind genervt und wütend - manche Reisegruppen sagen ihren Besuch sogar komplett ab.

Die Bauarbeiten am Nürnberger Bahnhof werden zum Alptraum für Hotels: Die Gäste sind genervt und wütend - manche Reisegruppen sagen ihren Besuch sogar komplett ab. © Michael Matejka

Entspannt zeigen sich die Mitarbeiter im Fitstar, das im Sommer traditionell weniger Besucher anzieht. Wer seine Bikinifigur jetzt nicht erreicht hat, braucht auch nicht mehr kommen, mag sich der ein oder andere denken. "Vereinzelt gibt es Beschwerden", sagt Fitnesstrainer Fabian Knie. Viele kämen aber ohnehin mit dem Fahrrad oder den Öffentlichen.

Geduld ist gefragt

Ganz anders sieht es beim Leihaus Banki am Frauentorgraben aus. Hier ist man es gewohnt, dass sich der Verkehr vor dem Geschäft staut. Das derzeitige Chaos ärgert aber nicht nur Kunden. "Das ist vor allem auch für das Personal blöd", schimpft ein Mitarbeiter von seinem Platz aus.

Diverse Schimpfwörter kann sich Eurolines-Mitarbeiter Joseph Lyschick hinter dem Schalter gerade noch verkneifen. Zum Wochenendstart herrscht am überfüllten Busbahnhof einmal mehr Hochbetrieb und Hektik. "Viele kommen mit dem Zug, haben wegen der Baustelle aber erhebliche Schwierigkeiten, den Busbahnhof zu finden", sagt Lyschick. Die Situation sei ohnehin schon katastrophal. Durch die Baustelle komme es nun zu weiteren Verspätungen der Busse. Bei allen Beteiligten ist also weiterhin Geduld gefragt.

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