Bauboom: Preise in Nürnberg um bis zu 45 Prozent gestiegen

22.4.2018, 06:00 Uhr
Der Nürnberger Baureferent Daniel Ulrich ist überzeugt, dass in der Region die Preise im Wohnungsbau vor allem durch das knappe Angebot von Immobilien und durch Baulandverknappung in die Höhe getrieben werden.

© Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa Der Nürnberger Baureferent Daniel Ulrich ist überzeugt, dass in der Region die Preise im Wohnungsbau vor allem durch das knappe Angebot von Immobilien und durch Baulandverknappung in die Höhe getrieben werden.

Baureferent Daniel Ulrich hat für die Nürnberger Zeitung einmal zusammengerechnet, wie hoch der Preisanstieg prozentual in den vergangenen drei Jahren ausgefallen ist. Für den Hoch- und Tiefbau, vor allem im Bereich der Straßen, kam er auf ein Plus von 30 bis 45 Prozent.

Der Anstieg ist in Nürnberg deutlich höher als im Umland. Bei Lüftung, Heizung und Sanitär haben die Preise um 20 bis 30 Prozent angezogen. "Ganz selten sind die Preise bei einzelnen Projekten auch einmal gesunken", so Ulrich.

Seiner Meinung nach liegt der Preisanstieg nicht an den Vorgaben für die Dämmung, denn diese haben sich seit Jahren nicht geändert. "In Bremen kostet der Quadratmeter im Wohnungsbau 2200 Euro, in Nürnberg 4500 und in München 6000 Euro.

In allen drei Städten gelten die gleichen Gesetze." Der Baureferent ist überzeugt, dass in der Region die Preise im Wohnungsbau vor allem durch das knappe Angebot von Immobilien und durch Baulandverknappung in die Höhe getrieben werden. "Die Preissprünge sind so extrem, dass der Anstieg durch Gesetzesänderungen gar nicht mehr messbar ist", sagt Ulrich. Noch vor fünf Jahren konnte man diesen Anteil herausrechnen. Bei acht oder neun Prozent Preissteigerung gehe das nicht mehr.

Stadt baut trotzdem nicht weniger

Der Anstieg der Baupreise führt noch nicht dazu, dass die Stadt weniger baut. "Unser Hauptproblem ist der Personalbestand. Wir können nur das bauen, für das wir genügend Personal in der Bauverwaltung haben. Es werden zwar einzelne Projekte teurer, doch bislang haben wir es durch interne Maßnahmen geschafft, dass wir eine rote oder schwarze Null hinbekommen haben", sagt Ulrich.

Schwierig sei es aber derzeit im kleinen Bauunterhalt noch Handwerker zu bekommen: "Die haben alle gut zu tun. Da sind schnell acht Wochen Wartezeit weg, weil der kalkulatorische Aufwand der Firmen oft größer ist als der Gewinn." Bei großen Projekten wie Kindergärten oder die Feuerwache bekommt man aber noch Handwerker.

Dass der Neubau der Bertolt-Brecht-Schule und das Schulzentrum Südwest oder der Umbau des Neuen Gymnasiums noch nicht weiter sind, liegt an der Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums: "Es musste alles von vorne bis hinten noch einmal durchdacht werden. Auch wenn es wenig Veränderungen gibt, so hat es viel Zeit gekostet und das hatte wiederum Einfluss auf andere Projekte."

Mehrkosten werden vorsorglich berücksichtigt

Kämmerer Harald Riedel sieht bisher noch keine direkten Auswirkungen auf den Haushalt: "Dies liegt aber auch daran, dass die Baupreissteigerungen erst in der letzten Zeit stattgefunden haben. Kostenmehrungen machen sich noch nicht zum Zeitpunkt der Kostenberechnung bemerkbar, sondern erst später in den Ausschreibungsergebnissen."

Bei der Aufstellung des Mittelfristigen Investitionsplans für die Stadt in den kommenden Jahren werden derzeit vorsorglich Mehrkosten berücksichtigt. Es wird auch versucht, Einsparungen vorzunehmen.

Riedel ist überzeugt, dass kein Bauvorhaben aufgrund der aktuellen Situation komplett gestrichen wird: "Wurde eine Neubau- oder Sanierungsmaßnahme beschlossen, hatte dies ja auch gute Gründe." Entweder mussten Sicherheitsmängel beseitigt werden oder aber die Stadt musste ihren gesetzlichen Verpflichtungen, etwa im Bildungsbereich, nachkommen. Genaue Angaben über die Auswirkungen der gestiegenen Baupreise kann Riedel derzeit nicht machen. "Da müssen erst die Projektkosten weitestgehend abgerechnet sein."

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