Bauwagenburg am Quelle-Areal muss Zelte abbrechen

17.2.2018, 06:00 Uhr
Ihr Domizil neben dem Quelleturm steht erst seit einem halben Jahr, nun soll die Bauwagensiedlung bereits wieder verschwinden.

© Michael Matejka Ihr Domizil neben dem Quelleturm steht erst seit einem halben Jahr, nun soll die Bauwagensiedlung bereits wieder verschwinden.

Seit Jahren haben Sebastian, Hannes und ein Dutzend anderer Bauwagenbewohner nach einem Standort für ihr mobiles Zuhause gesucht und sind im vergangenen Sommer fündig geworden. Direkt neben dem Quelle-Turm, auf einem Parkplatz an der Wandererstraße 89. Den hat ein Autohändler von Sonae Sierra, der Besitzerin des Quelle-Geländes, angemietet und einige Stellplätze plus eine schmale Grünfläche dazugenommen.

Platz soll bis März geräumt werden

Dort sind inzwischen zwölf Bauwagen aufgestellt. Einen Holzzaun haben die Bewohner um ihr Reich aufgestellt, einen Bauwagen hat Tischler Sebastian mit Unterstützung der anderen zu einem Bad mit Wanne und Klo umgebaut, auch einen Bühnenwagen für Konzerte gibt es. Denn: Hier soll nicht nur kreatives Wohnen entstehen, sondern Nürnberg soll um ein neues Stück Kultur erweitert werden. "Wir haben etwas ins Rollen gebracht", sagt Sebastian.

Nun aber werden die Bauwagenbesitzer ausgebremst, seit ihnen vor knapp einer Woche mitgeteilt wurde, dass sie den Platz bis zum 1. März räumen sollen. Der Grund: Sonae Sierra hat einen neuen Pächter für das Gebiet, die Firma Schenk - die dort künftig ihren Erdaushub ablädt. "In zwei Wochen hier alles zu räumen ist nicht machbar", sagt Sebastian.

Es ist der negative Höhepunkt der Jahre dauernde Leidenszeit der Bauwagenbesitzer. Zwar wurden sie von SPD-Stadtrat Gerald Raschke bei der Suche nach einer eher kleinen Fläche (bestenfalls mit Zugang zu Wasser, Abwasser und Strom) unterstützt, die Stadt aber, sagt Raschke. hat versagt. Wie von der Verwaltung gewünscht gründeten die Bauwagenbewohner einen Verein, machten 20 Vorschläge für geeignete Plätze. "Und wie viele kamen von der Verwaltung? Kein einziger", ereifert sich Raschke. In 150 Städten gibt es Bauwagenplätze, wieso nicht in Nürnberg?

Fraas: Wohnungsbau habe Priorität

"Wir wollen Kulturhauptstadt werden und finden keine 2000 Quadratmeter für junge Leute, die kreativ leben?" Das zuständige Wirtschaftsreferat um Michael Fraas hat das Anliegen zwar auf dem Schirm, "aber derzeit keine geeignete Fläche in dem von dem Verein gewünschten Suchbereich". Auf städtischem Gebiet habe der Wohnungsbau Priorität.

Von den vorgeschlagenen Flächen kamen drei "aus bauplanerischer und städtebaulicher Sicht" überhaupt in Frage (unter anderem der am Hiroshimaplatz), diese standen aber laut Liegenschaftsamt nicht zur Verfügung. Fazit des Wirtschaftsreferenten: "Bei kaum einer anderen Flächenanfrage hat die Stadtverwaltung derart zeit- und personal intensivgeprüft wie hier."

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