Betrugsmasche: Falsche Polizisten-Bande vor Gericht

17.5.2018, 16:43 Uhr

Es gibt Maschen, die sind so dreist, dass man es kaum glauben mag – von Betrug und versuchtem Betrug, jeweils in Tateinheit mit Amtsanmaßung, ist in der Anklage der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth die Rede, man könnte auch, wenig juristisch, von einer Sauerei sprechen. Kurz gefasst: Treffen die Vorwürfe zu, hat eine Bande ältere Menschen skrupellos um deren Ersparnisse gebracht. Die beiden Angeklagten, zwei Männer im Alter von 64 und 55, sollen mit von der Partie gewesen sein, nach mindestens zwei weiteren Mitgliedern wird noch gefahndet. Die Bandenmitglieder agieren als Anrufer, diese sitzen in der Türkei — oder fungieren als Abholer, wie die beiden Angeklagten.

Die Masche: Ein angeblicher Polizist jagt den später Geschädigten erst einmal Angst ein. Am Telefon warnt er vor festgenommenen Einbrechern, spricht von einer Liste, die jene Gruppe angeblich führte — darauf seien die Namen, Adressen und Kontodaten künftiger Einbruchsopfer notiert. Die Gefahr für die potenziellen Opfer auf der Liste sei längst nicht gebannt, denn einige Mitglieder der Einbrecherbande seien auf der Flucht, dazu sitze für die Bande auch bei der Bank ein Spitzel – das Vermögen sei deshalb in Gefahr.

Vertrauen erschlichen

Der Clou: Der falsche Polizist gewinnt so das Vertrauen der Menschen, die er anruft, später hat der sogenannte Abholer leichtes Spiel: Denn die Polizei ist so "freundlich", den Sachverhalt der Staatsanwaltschaft zu übermitteln und das Vermögen vor Diebstahl zu "sichern". Der Angerufene solle nur sein Geld vom Konto holen und es später einem weiteren Polizisten übergeben.

Die Bande agierte bundesweit – in Altenholz, einer Gemeinde in Schleswig-Holstein, erzählte eine Anruferin im Mai 2017 einer Frau gar, dass die Sparkasse in Altenholz-Klausdorf "über die Glühbirnen" gehackt worden sei. Die Adresse der Frau sei in einen Notizbuch gefunden worden, sie stünde nun "unter Polizeischutz" und solle Stillschweigen bewahren.

Wertgegenstände erbeutet

Diese Frau übergab später einem angeblichen Kurier der Polizei 700 Euro Bargeld, eine Münzsammlung im Wert von 100.000 Euro, dazu Schmuck für 30.000 Euro. Eine Geschädigte aus Marl im Ruhrgebiet übergab dem Boten 20.000 Euro und Schmuck im Wert von 10.000 Euro.

Drei weitere potenzielle Opfer ließen sich nicht reinlegen: Ein Kölner und eine Frau aus Bochum erstatteten nach Anrufen Anzeige bei der echten Polizei. Geschnappt wurden die mutmaßlichen Täter am 25. Juli 2017 in Nürnberg – auch hier witterte eine Frau den Trick. Gemeinsam mit ihr stellte die Kripo den Trickbetrügern eine Falle: Die Frau ließ sich nichts anmerken und übergab den Gaunern statt Bargeld einen präparierten Briefumschlag mit Papierschnipseln. Die Kripo wartete schon; die Männer sitzen seither in U-Haft, zu Prozessbeginn schweigen sie.