Bienenköniginnen werden durch Gift-Cocktail belastet

31.8.2016, 07:59 Uhr
Bienenköniginnen werden durch Gift-Cocktail belastet

© Foto: Stefan Hippel

Herr Burghardt, die Bienenvölker sind vielen Gefahren ausgesetzt. Was macht Ihnen als Imker am meisten Sorge?

Burkhardt: Dass sich die verschiedenen Spritzmittel, die ausgebracht werden, miteinander vermischen. Ich nenne ein Beispiel: Da wird ein Insektizid durch Wind verfrachtet und vermischt sich auf einem Nachbarfeld mit einem Fungizid. Durch die Vermischung erhöht sich die Toxizität. Die Bienen verbringen dann beide Stoffe in den Stock. Ich frage mich vor allem, welche Auswirkungen die Mittel auf die Fruchtbarkeit der Bienen-Königin haben. Untersuchungen zu der erhöhten Toxizität gibt es bisher nicht.

Bienenköniginnen werden durch Gift-Cocktail belastet

© Foto: Stefan Hippel

Derzeit ist immer wieder von der Varroamilbe die Rede. Sie gilt als der Bösewicht, wenn es um das Bienensterben geht. Wie gefährlich ist sie wirklich?

Burghardt: Es gibt Bienenvölker, die kommen mit mehr Milben zurecht, und es gibt welche, die kommen mit wenigen nicht zurecht. Die Milben stechen die Blutbahnen der Bienen an. Dabei besteht die Gefahr, dass sie Viren übertragen. Je mehr Viren übertragen werden, desto gefährlicher ist es für die Bienen. Schon die Brut wird befallen. Dadurch sind oft bereits junge Bienen befallen und sterben geschwächt. Man kann schon gegen die Milben behandeln. Doch das geht erst nach Entnahme des Honigs, damit der nicht belastet wird. Während der Brut kann mit Ameisensäure oder Thymolpräparate behandelt werden. Der Imker muss abwägen, wie lange er eine Behandlung hinauszögert und wann er sie anwendet. Das ist jedes Jahr anders. Und jedes Bienenvolk ist anders. Es muss dann noch eine Winterbehandlung im brutfreien Stadium mit Oxalsäure vorgenommen werden.

Sind alle Imker diesen Herausforderungen gewachsen?

Burghardt: Man muss schon aufpassen! Es gibt Imker, die möchten keinem Verein beitreten. Sie wollen einfach so Bienenvölker anlegen, weil es gerade in ist. Wir haben jedoch die Sorge, dass hier nicht mehr mit der nötigen Sorgfalt und dem nötigen Wissen vorgegangen wird. Die Gefahr ist dann, dass befallene wilde Völker andere Völker belasten.

Das Jahr 2015 war sehr heiß. War das gut oder schlecht für die Bienen?

Burghardt: 2015 war sehr heißt und sehr trocken. Da sind die Bienen in die Cafés und Bäckereien oder die Rohre von Zapfanlagen geflogen, um sich mit Süßem zu versorgen. Das Problem ist: In der Innenstadt gibt es zu wenig Nahrung für die Bienen. Andere Städte wie Berlin haben große Parks und viele Villen mit großen Gärten. Das Angebot an Blüten in der Nürnberger Innenstadt ist sehr begrenzt. Anders ist das außen in den Stadtvierteln. Dort ist mehr Natur, dort haben wir das nötige Trachtfließband vom Krokus im Frühjahr bis zum blühenden Efeu im Herbst.

Gibt es nicht nur zu wenig Blüten, sondern auch zu viele Imker in der Innenstadt?

Burghardt: Es sind sechs bis sieben Imker gemeldet. Das ist angesichts des Angebots fast schon zu viel. Darunter leiden auch die Wildbienen, die nicht so weite Radien befliegen können. Somit sind sie in ihrer Population bei trockenen Sommern gefährdet.

Müssen wir uns in Nürnberg also Sorgen um die Bienen und unseren Honig machen?

Burghardt: Das kann man so nicht sagen. Der Nektar von Bienen, die sich entlang von stark befahrenen Straßen versorgen, enthält so gut wie keine Schadstoffe. Das Monitoring am Nürnberger Flughafen zeigt, dass es dort einen sehr artenreichen Honig gibt. Der könnte fast aus dem Alpenvorland kommen!

 

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