Boden-Ampeln sollen Smartphone-Besitzer warnen

22.4.2016, 06:00 Uhr
Das Foto der Stadtwerke Augsburg zeigt LED-Lichtsignale, die an zwei Haltestellenübergängen im Boden eingebaut sind. Rote LED-Leuchten entlang des Bordsteins am Übergang blinken, sobald das Fußgängersignal der Ampel auf Rot schaltet und sich eine Straßenbahn n

© dpa Das Foto der Stadtwerke Augsburg zeigt LED-Lichtsignale, die an zwei Haltestellenübergängen im Boden eingebaut sind. Rote LED-Leuchten entlang des Bordsteins am Übergang blinken, sobald das Fußgängersignal der Ampel auf Rot schaltet und sich eine Straßenbahn n

"In Nürnberg sind solche Lichterketten noch nicht geplant", sagt Angela Meier vom Verkehrsplanungsamt. Man müsse sich auch fragen, ob man mit diesen Ampeln nicht ein Fehlverhalten fördere. Bei solchen Maßnahmen müsse man aber prinzipiell abwägen, was es bringe, denn damit können auch Leben gerettet werden. Neben den Kosten müssten auch die Folgen etwa für Blinde beachtet werden. "Es gibt massenhaft Vorschriften für solche Markierungsdetails, die alle erst abgeklärt werden müssen", stellt Meier fest. Die Stadtverwaltung wird aber wahrscheinlich erst aktiv, wenn die Politik es einfordert, denn auch Bodenampeln kosten Geld.

Riskante Ablenkung

Eine Studie der Dekra Unfallforschung, die auf einer Erhebung in sechs europäischen Hauptstädten und 17.000 Fußgängern aufbaut, ergab vor wenigen Tagen, dass fast 17 Prozent der Beteiligten ihr Smartphone im Straßenverkehr nutzen und sich ablenken lassen. Das Ergebnis des Technik-Prüfunternehmens kam nicht durch Befragung, sondern durch Beobachtung an vielbefahrenen Kreuzungen, Fußgängerüberwegen oder Haltestellen von öffentlichen Verkehrsmitteln zustande. Beim Überqueren von Straßen tippten rund acht Prozent in ihr Smartphone, 2,6 Prozent telefonierten, 1,4 Prozent machten beides und fünf Prozent hörten Musik. "Telefonieren, Musik hören, die Nutzung von Apps oder auch das Tippen von Textnachrichten sorgen im Straßenverkehr für riskante Ablenkung", sagt Dekra-Vorstandsmitglied Clemens Klinke.

Die Mitarbeiter der Studie konnten während der Erhebung mehrfach gefährliche Situationen beobachten. Eine Gruppe von jungen Menschen kollidierte mit einem Radfahrer, weil sie gemeinsam auf ein Smartphone geschaut haben. Im März verunglückte ein 15-jähriges Mädchen in München tödlich, weil sie auf ihr Smartphone geblickt hatte und von der Straßenbahn erfasst wurde. Auch in Augsburg hat es schon zwei Leichtverletzte gegeben, weil sie mit der Straßenbahn zusammengestoßen sind, während sie mit ihrem Smartphone beschäftigt waren. Bei der Nürnberger Polizei ist derzeit noch kein Fußgänger-Unfall wegen Handynutzung bekannt.

Während es am Steuer oder auf dem Fahrrad verboten ist, das Smartphone zu benutzen, dürfen Fußgänger auf ihr Handy starren. Die Boden-Ampel signalisiert auch normalen Fußgängern, dass eine Straßenbahn kommt.

28 Kommentare