Brunner Ortssprecher sagt leise „Servus“

6.4.2014, 08:59 Uhr
Brunner Ortssprecher sagt leise „Servus“

© Michael Matejka

„Fehlen werden mir die Ämter anfangs sicher, doch ich freue mich darauf, an keine Termine mehr gebunden zu sein und mehr Zeit mit meiner Frau verbringen zu können“, beteuert Erwin Götz. Im Mai 1996 hatte er das Amt des Ortssprechers für Brunn und Netzstall übernommen und ist davon überzeugt, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um abzutreten und „die Jungen ranzulassen“.

Als er 1979 mit seiner Familie nach Brunn zog, „war es ein verschlafenes Nest“, erinnert sich der pensionierte Kriminalkommissar, der 40 Jahre beim Kriminaldauerdienst, im Fahndungsdezernat und als Personenschützer Dienst tat. Der geborene Oberpfälzer fühlte sich in dem beschaulichen Nürnberger Ortsteil mit ländlichem Charakter sofort wohl. „Ich bin ein Landkind und in der Stadt zu leben hätte mir und meiner Familie nicht gefallen.“

Zwar gab es damals in Brunn noch eine Bäckerei und zwei Gaststätten, aber weder einen Bürgerverein noch einen Kindergarten. Pro Tag fuhren fünf Busse und im Sportverein gab es nur wenige Aktivitäten. Um Bewegung nach Brunn zu bringen, gründete der leidenschaftliche Fußballer Götz die Fußballmannschaft der Freiwilligen Feuerwehr, in der er bis vor zehn Jahren aktiv mitspielte. Seit 22 Jahren hat er auch das Amt des 1.Vorstands der Freiwilligen Feuerwehr inne, das er jetzt ebenfalls zur Verfügung stellt. „Den Job soll ein Jüngerer machen“, sagt der 67-Jährige mit einem Schmunzeln.

Während seiner Amtszeit hat Götz einige Verbesserungen für Brunn und Netzstall erreicht, wie etwa die Versorgung mit dem DSL-Netz. „Weil der Kanal bis nach Brunn gebaut wurde, konnte die Telekom mit Hilfe von Bürgermeister Klemens Gsell davon überzeugt werden, das Computernetz gleich mit zu verlegen.“ Am Ausbau des Kindergartens war Götz ebenfalls beteiligt. „Im Hinblick auf den gewünschten Zuzug junger Familien nach Brunn muss der Kindergarten aber noch erweitert werden“, weiß der Vater zweier erwachsener Töchter.

In Kooperation mit dem Brunner Bürgerverein erreichte Götz, dass der Lkw-Verkehr zur nahegelegenen Sandgrube statt durch den Ortskern über eine Behelfsausfahrt an der Autobahnmeisterei geleitet wird. Auch den gepflasterten Kirchweihplatz und die Gartenabfall-Sammelstelle, die im Nürnberger Stadtgebiet einmalig ist, haben die Brunner ihrem Ortssprecher zu verdanken. Er pflegt gute Kontakte zum Stadtrat, zur VAG, zu der Autobahndirektion Nordbayern, den Bayerischen Staatsforsten, der evangelischen Kirchengemeinde Leinburg — die für den Kindergarten zuständig ist — sowie den städtischen Ämtern.

Gute Zusammenarbeit

„Hier möchte ich auf die vertrauensvolle und effektive Zusammenarbeit mit dem Bürgeramt Ost hinweisen“, lobt Götz. Für den Ortssprecher, der zum Vorstand des Bürgervereins gehört und an den Stadtratssitzungen teilnimmt, sind auch gute Kontakte zu allen Fraktionsvorsitzenden sowie zur Stadtspitze unerlässlich. „Zum Oberbürgermeister habe ich einen besonderen Draht, weil meine Familie und die von Petra Maly schon lange befreundet sind“, verrät Götz.

Leider werde der Posten des Ortssprechers häufig überschätzt: „Das Amt bietet nur begrenzte Möglichkeiten.“ Als Beispiel nennt Götz die Anstrengungen mit dem Bürgerverein für den Bau eines Radwegs entlang der Hauptstraße zwischen Brunn und Fischbach, der teilweise über Landkreisgebiet verlaufen würde. „Wahrscheinlich gestaltet sich das Vorhaben so zäh, weil sich die Stadt und der Landkreis nicht über die Kosten einigen können“, vermutet der scheidende Ortssprecher.

Als Privatmann will sich Götz wieder mehr um sein Hobby kümmern — „meine Leidenschaft sind alte Traktoren, die ich restauriere“ — und sein großes Reiseziel verwirklichen: „Wir möchten den Westen Kanadas mit dem Wohnmobil erkunden.“ Auch für seinen Garten, der so liebevoll gepflegt ist, ebenso wie sein Haus habe er wieder mehr Zeit, freut sich Götz — den wohl doch ein bisschen Wehmut überkommt, bevor er leise „Servus“ sagt. „Ich war gerne Ortssprecher und hoffe, dass ich mit meiner Frau noch einige Jahre im wohl schönsten Ortsteil Nürnbergs verbringen kann.“

Die Neuwahl des Brunner Ortssprechers findet im Beisein von Oberbürgermeister Ulrich Maly am Montag, 7.April, um 19 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum, Brunner Hauptstraße 45, statt. Hintergrund ist, dass auch dieses Mal kein Brunner Bürger in den Nürnberger Stadtrat gewählt wurde.

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