Chaos und Stillstand: Quelle-Künstler warten auf Mietvertrag

17.2.2016, 06:00 Uhr
Tobias Witt (Glaskünstler) und Peter Kunz (Fotograf, re.) warten sehnsüchtig darauf  ihre Ateliers, Werkstätten und Studios zu beziehen.

© Jo Seuß Tobias Witt (Glaskünstler) und Peter Kunz (Fotograf, re.) warten sehnsüchtig darauf ihre Ateliers, Werkstätten und Studios zu beziehen.

Arbeiten kann in der großen, gut zehn Meter hohen Halle noch niemand. Einerseits ist es viel zu kalt, andererseits steht alles voll mit türkisblau lackierten Regalen, vollgestopft mit Habseligkeiten und Arbeitsmaterial der kreativen Quelle-Zwischennutzer, die am Ende hopplahopp bis Ende Januar alles vom ehemaligen Versandhaus rüberschaffen mussten.

Außerdem darf hier noch gar nicht gewerkelt werden, weil die Bauantrag für die Umnutzung des Heizhauses neben dem Quelle-Turm an der Wandererstraße noch nicht genehmigt ist.

Folglich ist Stillstand angesagt. Und so lagern eine Carrera-Modellautobahn neben skelettierten Fahrrädern. Zwischen Bohrmaschinen und Umzugskartons spitzt ein Schlagzeug hervor, umgeben von Werkbänken, Getränkeautomat, fahrbaren Leitern, einer Maschine mit Absaugschläuchen und jeder Menge Zimmerpflanzen, die zum Teil fast blattlos sind. Was wohl auch an der Kälte liegt.

"Abwarten und von den Ersparnissen leben"

Immerhin hat jemand mit schwarzem Filzstift eine Skizze gemalt, die Fingerzeige liefert, was ungefähr wo gelagert ist. Das ist wichtig, denn die Aktiven des Quellkollektiv-Vereins wollen nicht wochenlang Däumchen drehen. Wenn es nach Vorstandsmitglied Peter Kunz gegangen wäre, hätte es auch keine Zwangspause gegeben. Die 50 der rund 80 Mitglieder, die sich für den großen Verkleinerungsprozess nach rund zwei bis drei Jahren im weitverzweigten Quelle-Komplex entschieden haben, hätten lieber schon jetzt ihre Ateliers, Werkstätten und Studios bezogen. Doch dieser Wunschtraum ging nicht in Erfüllung, weil es mit dem Mietvertrag zwischen Sonae Sierra und dem Quellkollektiv seit November nicht vorangegangen ist.

So heißt es nun: "Abwarten und von den Ersparnissen leben", wie Glaskünstler Tobias Witt sagt. "Oder mal das Studio eines befreundeten Fotografen nutzen", wie Peter Kunz ergänzt. Immerhin hat man am Rand mit Hilfe von Planen, Holzwänden und Elektroheizgerät ein Mini-Büro eingerichtet. Und im ersten Stock ist es ein paar Grad wärmer. Ein schwarzes Sofa verbreitet einen Hauch von Gemütlichkeit, während Videokünstler Patrick Birke zumindest seinen Computer angestöpselt hat, um geschäftlich nicht ganz abgeschnitten zu sein.

Bauordnungsbehörde war bereits vor Ort

Klar ist: Seit gut einer Woche liegt bei der Stadt ein Bauantrag zum Heizhaus vor, den jedoch nicht Sonae Sierra eingereicht hat, sondern des Quellkollektivs. Laut Baureferent Daniel Ulrich ist es nichts Ungewöhnliches, dass dies der Nutzer und nicht der Eigentümer tut. Andererseits räumt Kunz ein, dass der Verein mehr oder weniger von Sonae Sierra gezwungen worden sei, aktiv zu werden. Mit Hilfe eines Architekten ist das Konzept in Pläne übertragen worden.

Genehmigt sei er noch nicht, betont Ulrich, die Bauordnungsbehörde war aber schon vor Ort. Da es sich um ein vierjährige Zwischennutzung der 1700 Quadratmeter Nutzfläche bis 2019 handelt, hoffen Kunz & Co. auf ein Entgegenkommen der Stadt und wenig Auflagen.

Da es genügend Türen und folglich Fluchtwege gibt, drohen keine teuren Umbauten. Nur das Thema Brandschutz könnte heikel werden. Angesichts von künftig 50 Nutzern müsse die Kommune hier genau hinsehen, heißt es.

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