Demo gegen geplante Tierversuche im Nordklinikum

7.10.2017, 15:35 Uhr
Demo gegen geplante Tierversuche im Nordklinikum

© Eduard Weigert

"Es ist fast eine Schande. Während man in den Niederlanden bis 2025 aus der Tierversuchsforschung aussteigt, will man in Nürnberg jetzt ein neues Labor eröffnen", meint Dr. Rosmarie Lautenbacher von "Ärzte gegen Tierversuche". Nur fünf von 100 mit Tierversuchen getesteten Medikamenten kämen bis zur Marktreife. Unabhängig von dieser geringen Quote meint die Medizinerin: "Alle Tiere in Tierversuchen sterben umsonst."

Die Fachärztin für Anästhesie und Notfallmedizin sieht Versuchstiere unnötigen Leiden ausgesetzt - auch in Nürnberg, falls die Behörden das Labor genehmigen. Die private Paracelsus-Universität am Nordklinikum hat die Haltung von 100 Mäusen und 20 Ratten für Tierversuchszwecke beantragt. Sie will zu künstlichen Sehnen und Knorpeln forschen. Die erforderlichen Räumlichkeiten und Geräte wie etwa Klimaschränke wurden für eine halbe Million Euro schon bereitgestellt.

Knorpel und Sehnen entfernt

Die Aktivistin von "Ärzte gegen Tierversuche" erklärt, dass den Nagern in einer ersten Operation Knorpeln und Sehnen entnommen werden sollen. In einer zweiten OP würde dann künstliches Gewebe eingesetzt. Nach vier Wochen, so Lautenbacher, sollen die Tiere getötet werden. "Sie haben Wundschmerzen, sie haben künstlich zugefügte Defekte, das ist kein artgerechtes Leben", betont die Medizinerin.

Elisabeth Mederer von der Gruppe "Menschen für Tierrechte" lehnt das Versuchslabor ebenfalls entschieden ab. Die Übertragbarkeit der Erkenntnisse von Nagern auf den Menschen hält sie für nicht gegeben. "Die Tiere wehren sich, sie jammern, schreien und haben Angst" sagt Mederer, die seit 1986 für den Tierschutz auf die Straße geht: "Allein, wenn man eine Maus aufhebt, verursacht das bei dem Fluchttier einen riesigen Stress."

Sie plädiert für eine tierversuchsfreie, wissenschaftliche Forschung. Dafür setzt sich auch Helmut Wolff von der Tierschutzpartei ein. Tierversuch im Labor sei eine "Methodik von vorgestern", merkt der IT-Projektmanager an. Heute könne man menschliche Organe auf einem Chip nachbilden oder an menschlichen Zellkulturen im Reagenzglas forschen. Das bringe sicherere Ergebnisse als die fragwürdigen Tierexperimente.

"Das bringt schon was"

Wolff diskutiert häufig an Ständen mit Passanten über das Thema Tierschutz. Dabei geht es nicht nur um Laborforschung, sondern auch um Massentierhaltung und "andere Formen von Tierausbeutung." Er hat den Eindruck, dass die Öffentlichkeit sensibler auf das Thema Tierschutz reagiert. "Das bringt schon was, hier in der Fußgängerzone den freien Nachmittag zu verbringen", erklärt der Aktivist.

Auch die Aktionsgruppe Tierrechte Bayern ist zuversichtlich: Am Stand unterschreiben viele Passanten die Petition gegen das geplante Labor am Nordklinikum. Online haben fast schon 50.000 Personen die Petition unterstützt.

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