Der Adler dampft am Wochenende wieder los

1.7.2016, 06:00 Uhr
Der Adler zieht die Massen seit jeher an, hier bei einer Festfahrt im Jahr 1950 auf der Allersberger Straße.

© Foto: Gertrud Gerardi Der Adler zieht die Massen seit jeher an, hier bei einer Festfahrt im Jahr 1950 auf der Allersberger Straße.

Eigentlich muss das DB-Museum die Werbetrommel gar nicht groß rühren. Kaum waren die Termine für die diesjährigen "Adler-Fahrten" bekannt, schon waren die Tickets verkauft. Es gibt ohnehin nur 63 Plätze in den insgesamt drei Waggons, da müssen Eisenbahn-Fans deutlich schneller sein als ein D-Zug, um eine der begehrten Karten zu ergattern.

Natürlich könnte man den geschichtsträchtigen Zug häufiger seine Runden drehen lassen. Aber die Fahrt soll ein besonderes Erlebnis bleiben, das nicht beliebig oft wiederholbar ist, argumentieren die Organisatoren. Die Route geht vom Hauptbahnhof zum Dutzendteich, nach Langwasser und Zollhaus, zur Minervabrücke und dem Großmarkt weiter nach Fürth.

Dabei gilt ein "Begegnungsverbot": Wenn der Adler daherschnauft, darf kein moderner Zug in Gegenrichtung vorbeibrausen. Es könnte sonst ein gewaltiger Sog entstehen, der dem Lok-Personal und den Fahrgästen in den drei offenen Waggons gefährlich würde. Daher wurde eine Güterbahn-Strecke ausgewählt, die am Wochenende selten genutzt wird.

Manche "Pufferküsser" begnügen sich ohnehin mit einem Foto, oder besser: einer Fotoserie, wenn der Adler am Bahnsteig vorfährt. Rauch, Wasserdampf, die nostalgische Lok, das Personal in historischer Kleidung - all das sorgt für eine recht authentische Stimmung.

Lorenz Krauß ist einer von sieben Lokführern, die den Adler fahren dürfen. Mit moderner Technik ist die Dampflok nicht zu vergleichen: Wenn beispielsweise gebremst wird, muss nicht nur der Lokführer kurbeln, sondern auch die drei Bremser, die außen an den Waggons mitfahren.

Um die Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern zu erreichen, muss immer ausreichend Dampfdruck auf dem Kessel sein. 700 Liter Wasser passen hinein, die mittels Kohlefeuerung kräftig aufgeheizt werden. Bis zu sechs Bar Druck sorgen dafür, dass die Räder ins Rollen kommen.

Der Lokführer hat dabei seinen Wasserstandsanzeiger genau im Blick. Schließlich soll der Adler nicht auf der Strecke liegen bleiben. Die Kohle im Tender reicht für einen Tag, der Kessel mit seinen 700 Litern nicht. Weil das Stahlross viel Dampf ablässt, braucht es pro Tag 2000 Liter. Die Wassertankstelle befindet sich auf dem Freigelände des DB-Museums an der Sandstraße.

Bitter enttäuscht nach Panne

Regelmäßig müssen die Eisenbahner die Rotguss-Achslager kontrollieren - beim letzten Ausflug vor einem Monat liefen sie trotzdem heiß: Die Tour war zur bitteren Enttäuschung der Fahrgäste zu Ende. Die Wartungsarbeiten blieben aber überschaubar, ganz im Gegensatz zum großen Lokschuppenbrand im Jahr 2005. Damals mussten Spezialisten unzählige Arbeitsstunden investieren, um den Adler wieder zum Laufen zu bringen.

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