"Der Staat darf nicht übergriffig werden"

25.9.2018, 10:51 Uhr
Andreas Neuner engagiert sich nebenberuflich auch für den Verein „Geschichte für Alle“. Er führt Schüler und Touristen über das Reichsparteitagsgelände.

© Eduard Weigert Andreas Neuner engagiert sich nebenberuflich auch für den Verein „Geschichte für Alle“. Er führt Schüler und Touristen über das Reichsparteitagsgelände.

Andreas Neuner hat schon eine gewisse Routine in Sachen Wahlkampf. Schließlich trat er bereits bei den Bundestagswahlen 2009 (Wahlkreis Nürnberg-Nord) und 2017 (Wahlkreis Roth) sowie bei der Landtagswahl 2013 (Stimmkreis Nürnberger Land) an. Der 50-Jährige spricht im Rückblick von "Zählkandidaturen" im Dienst der Partei.

Diesmal aber sind die Voraussetzungen anders, er rechnet sich Chancen aus, wenngleich der Listenplatz sieben nicht besonders optimal ist. "Aber der Stimmkreis Ost ist FDP-affin", außerdem sei er dort bekannt. "Ich hoffe, dass ich Zweitstimmen ziehen kann und sich die Liste verändern wird", sagt Neuner, der sich bei der Nominierungsversammlung gegen drei Gegenkandidaten durchsetzen musste, um abermals für die Liberalen antreten zu können.

Schafft er es in den Landtag, würde sich der in Nürnberg geborene und in Rückersdorf lebende Liberale gerne im Bildungsausschuss engagieren. "Wir brauchen mehr Lehrkräfte", sagt der Vater zweier Kinder, der die hohe Zahl an Stundenausfällen ebenso problematisch findet wie den Zustand der Schulen. Außerdem müssten "die Modellversuche an den Kindern" aufhören. Neuner sei als "rückwärtsgewandter Vater" gescholten worden, weil er sich gegen jahrgangsgemischte Klassen an der Rückersdorfer Grundschule ausgesprochen habe, erzählt er. Inzwischen sei das Experiment dort wieder beendet.

Neuner ist zudem für ein verpflichtendes letztes Kindergartenjahr und den Ausbau der digitalen Infrastruktur, hier hinke Deutschland hinterher, sagt der nebenberufliche Reiseleiter, der viel in der Welt herumgekommen ist und neben Deutsch und Englisch auch Französisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch spricht. "Arabisch habe ich wieder verlernt."

Mietpreisbremse ist untauglich

Seine Sprachkenntnisse kommen ihm auch zugute, wenn er – ebenfalls nebenberuflich – für den Verein "Geschichte für Alle" Touristen über das Reichsparteitagsgelände führt. Bund und Land müssten sich hier endlich engagieren, damit das Bauwerk der Nationalsozialisten nicht weiter verfällt, fordert der Politikwissenschaftler und Historiker. "Es ist wichtig, dass man einen körperlichen Eindruck von der Megalomanie der Nazis bekommt."

Neuner, der hauptberuflich als Geschäftsführer des familieneigenen Immobilienunternehmens tätig ist, hält auch die Wohnungspolitik für ein wichtiges Thema. Er findet, dass Vermieter derzeit in der öffentlichen Diskussion viel zu schlecht wegkommen. Die Mietpreisbremse ist in seinen Augen ein untaugliches Instrument.

Der Kandidat erzählt, dass er schon immer gerne über Politik geredet habe – deswegen hätten ihm Freunde geraten, sich doch auch in einer Partei einzubringen. "Am besten passe ich zur FDP." Seit 2008 ist er Mitglied bei den Freien Demokraten. Der Staat, meint er, dürfe gegenüber den Bürgern "nicht übergriffig" werden, die Eigenverantwortung des Individuums müsse gestärkt werden. "Es gibt Themen, da argumentiere ich eher links, in anderen Fragen bin ich konservativ." So plädiert der FDP-Kandidat, dessen Frau aus der Slowakei stammt, für ein Einwanderungsgesetz, ist aber andererseits dafür, dass abgelehnte Asylbewerber auch konsequent abgeschoben werden.

Was die Aussichten seiner Partei bei der Landtagswahl angeht, so ist Neuner zuversichtlich und macht sich wegen der Fünfprozenthürde wenig Sorgen: "Ich bin mir relativ sicher, dass es mit dem Landtagseinzug klappt. Es ist nur die Frage, wie gut es klappt." Falls die FDP als Koalitionspartner gebraucht würde, müsse man gut verhandeln, damit liberale Inhalte durchgesetzt werden: "Söder ist ein harter Brocken."

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