DER STANDPUNKT: Mehr Präsenz zeigen

20.5.2016, 19:29 Uhr

Wenn die Rechtspopulisten ihre Kundgebungen abhalten, trifft ihre unsägliche, oft hetzerische Agitation auf lautstarken Protest. Das ist gut so, auch wenn manche Bürger beklagen, dass sie sich bei solchen Gelegenheiten kaum ein unvoreingenommenes Bild machen können. Aber statt auf eine differenzierte Auseinandersetzung, womöglich einen Austausch von Argumenten, setzen die Aktivisten von AfD, Pegida und Co. auf Provokation.

Mehrfach hat die AfD in den vergangenen Wochen allerdings auch an Ständen in der Fußgängerzone ihre Parolen und Broschüren unter die Leute zu bringen versucht, freilich ebenso mit Polizeischutz. Um ihnen nicht ganz das Feld zu überlassen, hatten zum Beispiel Jusos die Idee, die von der AfD verteilten Schriften — so gut es ging — gleich wieder einzusammeln und in Mülltüten zu entsorgen. Wo aber waren und sind die Parteien, die für sich in Anspruch nehmen, die demokratische Mitte zu repräsentieren?

Die Frage stellt sich nicht allein angesichts der beunruhigenden Aktivitäten von Kräften, die gerade auch dem „kleinen Mann“ außer der Verstärkung von Vorurteilen nichts zu bieten haben, schon gar nicht in sozialer Hinsicht. Gerade die SPD, aber auch andere Parteien, müssten auch außerhalb des Wahlkampfs auf der Straße Flagge zeigen. Oder besser: einfach Präsenz zeigen, sich dem Gespräch mit den Leuten stellen, gerade auch den Verunsicherten und Frustrierten. Und zuhören, ohne ihnen gleich ein Programm als vermeintlich schlüssige Formelsammlung und Lösungsheft in die Hand zu drücken. Allein die Überraschung, dass es mal nicht direkt um Kandidaten und Stimmen, also die pure Macht geht, könnte neue Sympathien einbringen.

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