Der "Ziegelsteiner Plärrer" funktioniert

11.8.2015, 20:18 Uhr
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© Eduard Weigert

Der Platz mit dem großen, gläsernen U-Bahnaufgang ist für viele Anwohner das Symbol ihres Stadtteils geworden. Sie nennen ihn den „Ziegelsteiner Plärrer“. Dabei war es ein hartes Stück Arbeit — vor allem für den Vorstadtverein Nürnberg-Nord (VNN) und den Ziegelsteiner Brauchtumsverein —, bis der Fritz-Munkert-Platz etwas attraktiver als bei der Wiedereröffnung aussah.

Seit der Einweihung der U-Bahnstation Ziegelstein im November 1999 existiert der Platz in seiner heutigen Form. Er trägt seit 1982 den Namen des Nürnberger Sozialdemokraten und NS–Widerstandskämpfers Fritz Munkert, der kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs von den Nazis hingerichtet wurde.

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© Fotos: Eduard Weigert

Große Glasflächen auf dem Platz lassen Tageslicht in den unterirdischen Bahnhof. Auf Bänken können Passanten auf den Bus oder die U-Bahn warten. Mehrere Fahrradständer sind nahezu komplett belegt. In großen Schaukästen hängen Fahrpläne und Nachrichten aus dem Viertel. Zwei Trinkwasserbrunnen sorgen an heißen Tagen für Abkühlung — der Platz wirkt modern und zweckmäßig.

„Es waren alles schwere Kämpfe“, sagt Tobias Schmidt. Der VNN-Vorsitzende erinnert sich, dass der Architekt des Platzes, Josef Reindl, nichts an seinem Entwurf ändern wollte. „Es war gar kein Grün geplant und auch die Trinkwasserbrunnen gehen auf eine Bürgerinitiative zurück.“ Heute erheben sich meterhohe Hecken zwischen Platz und Straße und schirmen die Fläche ein wenig ab. Den Lärm der Kreuzung können sie allerdings nicht dämpfen.

Am Platz gibt es einen Bäcker mit Sitzgelegenheiten, ein Brezen-Häuschen und den Blumenladen „Graf“, dessen früherer Laden dem Umbau im Weg stand und durch einen gläsernen Neubau ersetzt wurde. Samt der Blumen bringt das Geschäft etwas Farbe auf den grauen Platz. „Wir haben die Patenschaft für die Hecken an der Straße übernommen“, sagt Floristin Elvira Dell. Auch die bunten Gestecke, kleinen Bäumchen und Sträuße in der Auslage sorgen für Abwechslung. „Die Blumen außen sollen die Leute ein bisschen anziehen“, verrät die 26-Jährige. Und der Plan geht auf: Immer wieder schlendern Interessierte um die Pflanzen und schnuppern auch einmal an einem Blümchen.

Doch seit einem halben Jahr rumort es am Fritz-Munkert-Platz. In eine ehemalige Bankfiliale soll eine Spielothek einziehen. Die Anwohner sind strikt dagegen: Bisher wurden etwa 2500 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt. Der Antrag des Eigentümers wird immer noch geprüft. Anwohner plädieren für eine anderweitige Nutzung der ehemaligen Bankfiliale.

Dreimal die Woche findet ein kleiner Markt auf dem Fritz-Munkert-Platz statt. Viele Leute aus dem Stadtteil kommen und decken sich mit frischem Obst und Gemüse ein. Auch die junge Floristin nutzt das Angebot gerne. „Es treffen sich auch immer wieder Fahrrad- oder Wandergruppen hier“, hat Elvira Dell beobachtet. Sowohl die Innenstadt als auch das Umland ist schnell erreichbar. Die Ziegelsteiner wissen ihren „Plärrer“ zu schätzen.

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