Dicke Luft in Nürnberg: Druck auf die Stadt wächst

11.8.2016, 06:00 Uhr
Besonders der motorisierte Verkehr sorgt in Nürnberg für gehörige Probleme mit den Stickoxide-Werten.

© dpa Besonders der motorisierte Verkehr sorgt in Nürnberg für gehörige Probleme mit den Stickoxide-Werten.

"Seit Jahren wird in Nürnberg der vorgeschriebene EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter überschritten. Die Stadt steht deshalb auch im Rahmen eines laufenden Verfahrens der EU-Kommission unter Druck", sagt ÖDP-Stadtrat Thomas Schrollinger.

Nürnberg und andere bayerische Kommunen hoffen auf eine Verlängerung einer Ausnahmeregelung durch die EU-Kommission bis 2020. Erst danach müssten sie die Grenzwerte einhalten und bei Überschreitungen reagieren. Umweltreferent Peter Pluschke hatte nach Gesprächen in Brüssel gegenüber unserer Zeitung kürzlich eingeräumt, dass die Chance auf eine Verlängerung aber nicht besonders groß seien.

Schrollinger: "Auf eine Entlastung durch eine neue Abgastechnik der Automobilhersteller können wir uns bekanntlich nicht verlassen." Somit steige der Druck auf die Stadt, endlich wirksamere Maßnahmen zur Reduzierung der Schadstoffe einzuleiten als die, die bisher im aktuellen Luftreinhalteplan der Stadt vorgesehen seien.

"Echte Verkehrsberuhigung sieht anders aus"

Die ÖDP ist der Meinung, dass der kreuzungsfreie Ausbau des Frankenschnellwegs mit einem Tunnel nichts in einem Luftreinhalteplan zu suchen habe. "Sowohl während der jahrelangen Bauphase als auch durch die deutlichen Verkehrszuwächse nach der Fertigstellung würde sich die Schadstoffbelastung in Nürnberg noch weiter verschärfen", glaubt Schrollinger. Deshalb fordere seine Partei, "dass die Stadt die Streichung dieses Projekts aus dem Maßnahmenkatalog zur Luftreinhaltung beantragt."

Schon jetzt sei klar, dass an den Tunnelportalen erhöhte Schadstoffkonzentrationen und weitere Grenzwertüberschreitungen zu erwarten seien. Der Verkehr werde dann zwar gebündelt, aber die Autobahn mitten durch die Stadt sei eine Einladung für den Transitverkehr, der derzeit noch auf den Fernstraßen um Nürnberg herumfahre. "Eine echte Verkehrsberuhigung und Luftreinhaltung sieht anders aus", so der Stadtrat.

Die ÖDP regt die Einführung eines detaillierten Messsystems mit hoher Sensorendichte im Stadtgebiet an. Als Beispiel nennt Schrollinger das Konzept des Hamburger Start-ups "Breeze", mit dem erstmals flächendeckend die tatsächliche Belastung gemessen werden könne und gleichzeitig konkrete Maßnahmen wie Verkehrsumleitungen oder Geschwindigkeitsbeschränkungen ergriffen werden könnten.

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