Dieser Taxifahrer rettete Mieter aus brennendem Haus

31.7.2015, 06:00 Uhr
Dieser Taxifahrer rettete Mieter aus brennendem Haus

© Foto: Michael Matejka

Es war Freitag, der 24. Juli. Die Straßen sind leer, die Menschen schlafen. Um etwa 4.20 Uhr biegt Shahdaee mit seinem Taxi in die Gugelstraße ein. Draußen ist es schwül, die Fenster seines Autos sind offen. Doch in die Luft mischt sich plötzlich der Geruch von Verbranntem. "Ich dachte, die Bremsen sind kaputt", sagt er.

Shahdaee hält an, geht um den Wagen herum und blickt nach oben: Aus einem Fenster dringt dichter Qualm. Ohne zu überlegen, stürmt er auf den Hauseingang zu. "Ich brüllte: Feuer, es brennt!" Mit beiden Händen drückt er die Knöpfe am Klingelbrett - und lässt nicht eher los, bis sich die Türe öffnet. Der gebürtige Iraner eilt die Treppen rauf. „Ich hämmerte mit meinen Fäusten an jede Türe.“ Allmählich realisieren die Mieter, was los ist, und laufen in Schlafanzügen und barfuß auf die Straße.

"Sie müssen hier raus, hab ich gesagt"

Im zweiten Stock ist die Türe angelehnt. Es ist die Wohnung, aus der dichter Qualm kommt. Der Taxifahrer zieht sein T-Shirt über Mund und Nase, geht hinein. „Ich hab mit meinen Füßen erst einmal den Boden abgetastet, ob der vielleicht nachgibt und ich dann am Ende eine Etage nach unten stürze.“ Der Retter kann die Hand vor seinen Augen nicht sehen. "Im Hausflur war noch Licht, in der Wohnung war alles schwarz."

Im Türrahmen steht ein Mann. "Der hat gesagt: Es ist alles in Ordnung." Shahdaee muss umdrehen und vor die Türe gehen, der Rauch beißt in den Atemwegen. „Ich bekam kaum noch Luft.“ Vor der Türe atmet er tief durch. "Ich wusste, der Mann da drinnen ist nicht ganz bei Sinnen. In Ordnung war hier nämlich gar nichts." Wieder geht er in die Wohnung. Entschlossen, energisch. „Sie müssen hier raus, hab ich gesagt.“ Er zieht den Mann, der nur eine kurze Hose trägt, aus der Wohnung. "Der hat mehrmals gesagt: Scheiß Zigaretten!"

Unten vor der Haustüre kamen die Mieter auf den 52-Jährigen zu, bedankten sich. Eine Mutter von zwei Kindern, die durch sein Rufen und Hämmern aufwachte und sich mit den Kleinen in Sicherheit bringen konnte, umarmt ihn jetzt und nennt ihn „Retter“. Dann biegen Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte um die Ecke. Shahdaee bleibt noch ein paar Minuten, setzt sich dann in seinen Wagen und fährt mit seinem Taxi weiter. „Ich würde in so einem Fall immer wieder helfen“, sagt er.

Der Mieter, in dessen Wohnung das Feuer ausbrach, liegt noch in der Klinik. Sein Zustand wird aber von Tag zu Tag besser.

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