Dreckig und dunkel: Lorenzpassage ist in desolatem Zustand

17.12.2018, 08:21 Uhr
Dreckig und dunkel: Lorenzpassage ist in desolatem Zustand

© Michael Matejka

Der damalige Baureferent Wolfgang Baumann hatte noch 2002 eine Broschüre über Passagen und Durchgänge in Nürnberg verfasst. "Aus der vergleichenden Bewertung über vorhandene Durchgänge und Passagen in der Nürnberger Altstadt geht hervor, dass vor allem bei der U-Bahn-Passage an der Lorenzkirche und beim Stangengässchen hinsichtlich Renovierungsmaßnahmen ein dringender Handlungsbedarf besteht", lautete Baumanns Schlussfolgerung. Er schlug eine genauere Untersuchung der betroffenen Grundstücke vor, um die Missstände zu beseitigen. Nach 16 Jahren ist wenig passiert: Der U-Bahnbahnhof Lorenzkirche wurde 2014 von der VAG optisch und technisch modernisiert und SÖR hat die Toiletten auf den neuesten Stand gebracht.

Die Passage besteht aus zwei Achsen: Zum einen dient sie als Verlängerung des Stangengässchens, das Adlerstraße, Kaiserstraße und U-Bahn verbindet. Zum anderen hat sie die Funktion eines U-Bahnausgangs in der Königstraße. Außerdem soll das Karstadt-Untergeschoss angebunden werden. Im Umfeld des Karstadt-Eingangs gibt es noch ein Fischgeschäft, einen großen Asien-Supermarkt, Metzger, Bäcker sowie noch etliche andere Geschäfte.

Zu alt und dunkel

Der desolate Gesamteindruck entsteht nicht durch die Einzelhändler, sondern durch die in die Jahre gekommene Architektur: Es ist zu dunkel, die Gepäckschließfächer funktionieren nicht mehr und müssten, wenn sie noch intakt wären, mit D-Mark bezahlt werden, die Wasserspiele an der Seitenwand wurden abgestellt, die Rinne dient als Müllsammelstelle und Fliesen wie auch die Decke müssten nach 40 Jahren einmal überholt werden. Der Aufgang zum Stangengässchen lädt Sprayer geradezu ein. Außerdem wirken die Wände ungepflegt.

Dass Veränderungen so lange dauern, hat mehrere Gründe. Neben Stadtverwaltung, Karstadt, VAG und N-Ergie reden auch die Mieter der Läden mit und müssen zustimmen. Wenn es um grundsätzliche Änderungen der Passage geht, dann ist auch das Einverständnis der Erben des Architekten nötig. "Ohne diese Zustimmung darf nichts geändert werden", so VAG-Pressesprecherin Elisabeth Seitzinger. Auch die VAG sehe Handlungsbedarf, um das Erscheinungsbild der Passage zu verbessern. Doch dafür braucht es erst einmal ein Konzept.

Demnächst Verhandlungen?

Nach den Worten von Baureferent Daniel Ulrich hat das Konzept schon 2015 vorgelegen und war im Baukunstbeirat, doch Karstadt hat sich nach dem Eigentümerwechsel nicht mehr für die Passage interessiert und wollte der Sanierung des Warenhauses von oben nach unten Vorrang einräumen. "Wir können die privaten Beteiligten nicht zwingen", stellt Ulrich gegenüber der NZ fest. Grundsätzlich gebe es bei der Lorenzpassage seit längerem einen vertragslosen Zustand, weil die Altverträge durch die Karstadt-Insolvenzverwalter gekündigt wurden. In der Praxis würde das Vertragswerk aber in einzelnen Punkten weiter angewandt.

Ulrich bedauert, dass die schon sehr weit gediehenen neuen Vertragsverhandlungen 2017 erneut durch einen Eigentümerwechsel bei Karstadt gescheitert sind: "Wir konnten den Vertrag wieder in die Tonne kloppen." Der Baureferent hofft, dass die Stadt zusammen mit Karstadt demnächst Verhandlungen über die Passage aufnehmen kann. Bei den Gepäckschließfächern könnte es aber ganz schnell gehen: Für ihren Unterhalt ist die VAG zuständig, also die Stadt.

Sanierung und Neugestaltung

Die CSU hat sich jetzt dem Thema angenommen. "Ziel muss es sein, die Sauberkeitssituation durch kurzfristige und regelmäßige Maßnahmen deutlich zu verbessern. Mittelfristig soll eine Sanierung und Neugestaltung der gesamten Verteilerebene angestrebt werden", fordert CSU-Fraktionschef Marcus König. Er stützt seine Forderung auf Beschwerden von Besuchern und von Ladenbetreibern. "Die Situation auf dem Weg durch die Passage des U-Bahnhofes ist erschreckend. Fehlende oder defekte Beleuchtung sowie bröckelnder Putz und nicht entfernte Schmierereien hinterlassen einen Eindruck von schlechter Wartung und baulicher Pflege der Passage", so König. Abfall, Schmutz und manchmal sogar Fäkalien auf dem Weg von der U-Bahn zum Ausgang würden dem "Weihnachtserlebnis Nürnberg" einen schlechten Beigeschmack verleihen. Die Stadtverwaltung soll sich jetzt ein Sauberkeits- und Sanierungskonzept in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten überlegen.

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