Drogen oder Waffen: Zoll am Flughafen wird oft fündig

22.7.2017, 05:55 Uhr
Eben noch im Bauch des Flugzeugs, landen Koffer und Taschen dann im Röntgengerät des Zolls. Anschließend transportiert das Fließband das Gepäck in die Ankunftshalle, wo die Besitzer schon warten.

© Alexander Brock Eben noch im Bauch des Flugzeugs, landen Koffer und Taschen dann im Röntgengerät des Zolls. Anschließend transportiert das Fließband das Gepäck in die Ankunftshalle, wo die Besitzer schon warten.

Auf dem Bildschirm des Röntgengerätes ist der kriminelle Inhalt des Koffers in Umrissen zu sehen: Revolver, ein Butterflymesser, eine Handgranate, ein Schlagring und noch viel mehr. Doch gemach. Niemand hat versucht, mit diesem Schreckens-Gepäck durch den Zoll zu gelangen.

Es ist ein Musterkoffer, der hier in der Abfertigung am Albrecht-Dürer-Flughafen steht und durchleuchtet wird. Ein Gepäckstück, das die Beamten zu Schulungszwecken für Auszubildende mal aufs Band stellen und röntgen. Denn ungeschulte Blicke deuten manche Umrisse falsch. Die Handgranate zum Beispiel. Auf dem Röntgenbild sieht sie aus wie eine Kaffeetasse. Zollbeamter Andreas Neuberger öffnet den Deckel und zeigt die Instrumente. Diese Waffen haben Kollegen tatsächlich aus Gepäckstücken sichergestellt, gesammelt und damit diesen Hartschalenkoffer präpariert.

Hektik im Sicherheitsbereich

Eben ist der Air-France-Flieger mit der Flugnummer 1010 aus Paris gelandet. Ankunft: 10 Uhr. Im Sicherheitsbereich gleich neben dem Rollfeld wird's jetzt hektischer. Ein Flughafenschlepper mit Anhänger, auf dem sich Koffer, Trolleys und Taschen stapeln, rollt in die Halle. Alle Gepäckstücke, die aus den Bäuchen der Jets geholt werden, landen hier. Egal ob die Flugzeuge aus dem Schengen-Raum kommen oder nicht.

Schwer schnaufend räumt ein Mitarbeiter die Fracht eilig auf den Boden und füttert damit ein Röntgengerät. Am Bildschirm stehen zwei Zöllner und lesen angestrengt, was sich alles im Gepäck befindet. Was grün oder blau auf dem Monitor erscheint, ist metallisch. Blaue Reißverschlüsse stechen hervor, liegen verdreht in einem orangefarbenen Meer. Orange erscheinen organische Materialien, also auch Textilien.

Es muss rasch gehen. "Dauert es ein bisschen länger, kann es sein, dass uns Flughafen-Mitarbeiter anrufen und fragen, was da los ist", sagt Zoll-Kontrollraumleiter Gerhard Barthel. Verdächtige Taschen und Koffer werden vom Band geholt und auf dem Boden in zwei Reihen aufgestellt.

Jetzt kommt Fox ins Spiel. Fox, der Drogenspürhund, ist zwölf Jahre alt und hat nur noch wenige Wochen, ehe er in den "Ruhestand" geht, Fox kratzt an einem Gepäckstück, wenn seine hochempfindliche Nase selbst winzige Mengen Kokain, Cannabis oder Crystal Meth schnuppert.

Hundenase registriert selbst kleinste Mengen

Herrchen und Hund gehen die Reihen ab. Fox schnuppert mal länger, mal kürzer an einer Stelle. Dann schabt er mit einer Pfote tatsächlich an einer flachen Tasche. Der Beamte zieht sie heraus. Der Rest wird wieder aufs Band gelegt, die Reise Richtung Ankunftshalle, wo die Passagiere auf ihr Gepäck schon warten, geht weiter.

Wem aber gehört die flache Tasche? In der Ankunftshalle greift eine Frau danach und will gehen. Diskret wird die Mittvierzigerin angesprochen und gebeten, mit ihrem Gepäck zur Kontrolle zu gehen.

Sie blickt Andreas Neuberger etwas verunsichert an. Der öffnet die verdächtige Tasche, schraubt Tuben und Fläschchen für Pflegemittel auf und riecht daran. Er guckt in jeden Winkel, lupft jedes Kleidungsstück. Nichts. Die Tasche wird wieder verschlossen, die Frau mit niederländischem Akzent kann gehen.

Lag Fox also daneben? Das glauben Neuberger und sein Chef Gerhard Barthel nicht. "Der Hund hat eine so feine Nase, der riecht sogar, wenn Reisende am Urlaubsort selbst oder jemand in ihrer Nähe beispielsweise Cannabis geraucht haben." Rauch bleibt in geringsten Mengen und für menschliche Nasen nicht mehr wahrnehmbar in Kleidungsstücken hängen - und Fox schlägt dann an.

Der Flug aus Paris war sauber. Jetzt steht der nächste an: Ein Jet aus Burgas, der viertgrößten Stadt Bulgariens. Den wollen sich die Beamten genauer ansehen, haben sie in der Vergangenheit doch schon öfter Waffen im Gepäck aus dieser Linie gezogen.

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