«Ein Grabmal, mit dem man leben kann«

17.4.2009, 00:00 Uhr
«Ein Grabmal, mit dem man leben kann«

© Mark Johnston

Auf der Suche nach neuen Formen in figürlicher oder abstrakter Art hatten die Verbraucherinitiative für Bestattungskultur Aeternitas und die Fachzeitschrift Naturstein einen Grabmal-Wettbewerb ausgelobt.

Auswahl im Netz

Ein halbes Jahr lang konnten Besucher der Internetseite www.grabmal-ted.de aus 20 verschiedenen Grabsteinen ihre drei Lieblinge aussuchen. Steinmetze aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sandten insgesamt 109 Arbeiten ein, von denen eine Jury aus Fachleuten eine Vorauswahl für die Abstimmung im Netz traf. Während der sechs Monate besuchten 80000 Interessierte die Internetseite - eine beeindruckende Zahl für die Veranstalter.

Wünsche haben sich geändert

«Der Grabmal-Ted zeigt, wie sehr sich die Wünsche und Bedürfnisse der Bürger geändert haben. Industriell gefertigte Steinplatten ohne Bedeutung – ob stehend oder liegend – sind nicht mehr zeitgemäß«, stellt Hermann Weber, der Vorsitzende von Aeternitas e.V., fest.

Die drei glücklichen Sieger sind auch auf den Leitfriedhof gekommen, aber ohne ihre glänzenden Werke - die sind nämlich schon an echten Grabstellen aufgestellt worden. Den ersten Preis bekam Henner Gräf, Steinmetz aus Sprockhövel. Er schuf einen Grabstein, dessen Form an ausgebreitete Flügel erinnert. «Eine Skulptur, mit der man leben kann und die einen zum Grab begleitet«, überlegt Weber von Aeternitas.

Über den zweiten Platz freuen sich die Brüder Hilmar und Markus Gröger aus Ottobrunn, die in der Gestaltung des Grabmals die Vorlieben und Hobbys des Verstorbenen einarbeiteten. So sind auf dem Grabstein aus Eichstätter Jurakalk Fußabdrücke im Sand zu erkennen.

Bedürfnisse der Hinterbliebenen

Steinbildhauer Timothy Vincent aus Wetter an der Ruhr heimste den dritten Platz ein. Seine Arbeit orientiert sich an den Bedürfnissen der Hinterbliebenen. Das Grabmal aus Ruhrsandstein bietet Nischen für Kerzen, Muscheln, je nachdem, was die Trauernden den Verstorbenen mit auf den Weg geben wollen. «Ich finde den Gedanken schön, den Verstorbenen etwas zu hinterlassen«, sagt Bärbel Holländer, Chefredakteurin der Fachzeitschrift Naturstein.

Den Ort für die Siegerehrung suchten die Veranstalter des Grabmal-Teds bewusst aus: Der Leitfriedhof im östlichen Teil des Südfriedhofs zeigt die Grabgestaltungsentwicklung von 1970 bis heute und wird gerne als «Leitfaden« zur Friedhofsentwicklung an die Hand gegeben. Mit 6000 Quadratmetern ist er auch der größte und traditionsreichste Modellfriedhof.