Ein Querschnitt durch die Nürnberger Bloggerszene

24.11.2014, 11:57 Uhr
Zahlreiche Nürnberger schreiben im Netz über ihr Lieblingsthema.

© Hava Zahlreiche Nürnberger schreiben im Netz über ihr Lieblingsthema.

In ihrem Blog geht es vor allem um Mode und Beauty: Seit fünf Jahren schreibt Lisa Schober nun schon unter dem Namen "Fräulein Flauschig". "Angefangen hat alles mit den Schmink-Tutorials auf YouTube. Mit Beiträgen über außergewöhnliches Schminken habe ich auf meinem Blog dann auch angefangen." Inzwischen konzentriert sich die 24-Jährige mehr auf Mode. Auf ihrer Seite gibt Schober Tipps, mit welcher Handtasche und welchen Schuhen man etwa ein knallrotes Schößchen-Kleid kombinieren kann. "Die Kleidungsstücke, die ich vorstelle, sind eher Vintage-orientiert. Ich lasse mich gerne durch alte Fotos, Postkarten oder alte Filme inspirieren", sagt die 24-Jährige.

In Zukunft soll der Blog der Nürnbergerin allerdings regionaler werden: "Vor einiger Zeit hatte ich einen Beitrag über eine Nürnberger Bar drin, der richtig gut angenommen wurde." In dem Stil möchte Schober, die hauptberuflich in einer Apotheke arbeitet, nun weitermachen. Mode, Beauty und ab und an vielleicht ein Restaurant oder eine neue Bar aus Nürnberg vorstellen. "Ein bisschen so, wie wir es als "'3 im Web‘ gemacht haben'", sagt die 24-Jährige. Nachdem der Blog über Kultur, Lifestyle und Events in der Noris nach zwei Jahren eingestellt wurde, kann sich Schober auch Gastbeiträge ihrer ehemaligen Mit-Blogger auf ihrer Seite vorstellen.

1600 registrierte Leser zählt der Blog von Fräulein Flauschig inzwischen, dazu kommen viele anonyme User, die mehr oder minder regelmäßig vorbeischauen, erzählt Schober. Der Name "Fräulein Flauschig" kommt übrigens aus der TV-Kinderserie "Spongebob". Die Schnecke einer alten Frau hieß so. "Als ich den Namen gehört habe, wusste ich: der passt!"

Besondere Locations bei "Gassenzauber"

Astrid Ringler war schon auf dem Sprung. Weg aus Nürnberg, weg aus der vermeintlichen Provinz. Vielleicht Berlin? Doch dann schaute sie nochmal genau hin. "Und plötzlich habe ich gemerkt, dass Nürnberg eigentlich ganz viele schnuckelige Ecken hat - man muss nur wissen, wo sie sind", sagt die Online-Redakteurin eines Software-Unternehmens.

"Gassenzauber" heißt ihr Blog, seit fast eineinhalb Jahren stellt sie dort Läden, Cafes oder Orte vor, die Nürnberg besonders machen. Nicht immer präsentiert sie nur Neues, manche Orte sind es ihr einfach wert, wieder in Erinnerung gerufen zu werden. Ein besonderes Restaurant, das nicht jeder auf dem Radar hat, zum Beispiel. "Auch viele Nürnberger kennen viel nicht", hat die 33-Jährige festgestellt. Und auch: je mehr man sich auf die Suche macht, desto mehr findet sich. Ringler ist zufrieden, wenn sie einen besonderen Laden, ein schnuckeliges Café oder, wie kürzlich, einen Feinkostladen entdeckt, der sich im eigenen Stadtteil bisher erfolgreich vor der Bloggerin versteckt hat.

Aktuell plant sie eine Bilderstrecke mit Nürnbergs schönsten Gassen - klar, bei dem Namen. Für alle, die fürs Selbstentdecken keine Zeit haben oder zu faul sind, macht Ringler in Nürnberg den Scout. Und sie transportiert ein Gefühl dafür, wie die Stadt tickt, ein Gefühl, das viele spüren, die gerne in Nürnberg leben. Sie hat es in den Untertitel ihres Blogs gepackt: "Nürnberg - Alles kann, nichts muss."

Überblick durch "IronBlogger"

Für Blogger waren die Zeiten auch schon mal besser. Das Internetleben spielt sich heutzutage ja fast nur noch in sozialen Netzwerken ab. Um auch künftig noch gegen Facebook & Co. zu bestehen, haben sich einige Blogger zusammengeschlossen zu den "IronBloggern" - in Franken gibt es derzeit 27 von ihnen. Der Vorteil für den Leser: Es wird gelistet, was die Damen und Herren so im Lauf der Woche publiziert haben. Sprich: Man hat stets einen Teil der hiesigen Bloggerszene im Blick, darunter auch den "Hirndübel", der Gott und die Welt augenzwinkernd kommentiert, den "VIP-Raum" oder auch den Blog von "Sugar Ray Banister", die sich allesamt insbesondere mit Nürnberg auseinandersetzen, mit Politik, Leben und Architektur in der Stadt.

Übrigens: Vom Motto der Eisenblogger ("Wir bloggen und trinken Bier in Franken.") sollte man sich nicht täuschen lassen - das intellektuelle Niveau der Blogs liegt keineswegs auf Bierschaumhöhe. Vielmehr spielt dieser Spruch auf das Konzept an: Jeder Blogger verpflichtet sich, ein Mal wöchentlich zu posten. Wer dies versäumt, zahlt fünf Euro in die Gemeinschaftskasse. Ist genug Geld beisammen. entflieht man der virtuellen Welt und trifft sich am Kneipentisch.

NN- und NZ-Blogs

Das Schreiben ist für sie mehr als ein Job, es ist Berufung: Redakteure der Nürnberger Nachrichten und der Nürnberger Zeitung bloggen auch: 16 sind es Web-Tagebücher mittlerweile. Da berichtet etwa Berlin-Korrespondent Harald Baumer aus der Hauptstadt oder unter dem Stichwort "Senf dazu" kommentieren Leser kommunalpolitische Themen.

Einer der ersten Blogger aus dem Nürnberger Pressehaus war Peter Viebig. Seit Oktober 2007 nimmt er Geschichten aus der Metropolregion aufs Korn. Fast 700 Themen hat er in sieben Jahren bearbeitet - er schätzt an dieser Form, dass er sich in seinem "VIP-Raum" manchem Sujet persönlicher und meinungsfreudiger nähern kann, als in der NZ. Auch nachhaltiger als das gedruckte Wort kann ein Blog-Beitrag sein: "Beim Blog gibt es auch Reaktionen auf ältere Sachen", sagt Viebig - der Google-Suche sei Dank.

Die Reaktionen auf die Texte sind auch für Christoph Benesch und Sebastian Böhm aus der NN-Sportredaktion Motivation: "7 Blogger müsst ihr sein" heißt ihr Blog, der immer zu den Heimspielen der Ice Tigers erscheint. "Wir machen das gern, weil wir gute Rückmeldungen bekommen", sagt Böhm. Das Publikum, das die Beiträge verfolgt, kennt sich aus. "Das sind Insider, da können wir auf Dinge eingehen, die wir in der Zeitung für den Normalleser nicht machen können." Entsprechend kompetent fielen dann auch die Kommentare aus.

Als "Hirndübel" kommentiert Klaus Schrage seit Januar 2008 Kuriositäten aus Politik und Alltag - mehr als 1100 Beiträge sind in dieser Zeit zusammengekommen. "Ich finde an Blogs interessant, dass der Leser verfolgen kann, wie sich der Autor mit der Zeit verändert", sagt Schrage. Er selbst sei als vergnügter Lästerer gestartet. Inzwischen ist er viel politischer geworden und seine Kritik an Parteien oder gesellschaftlichen Entwicklungen ist scharfzüngig.

 

 

 

 

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