Einmal Bardentreffen, immer Bardentreffen

30.7.2012, 17:29 Uhr
Einmal Bardentreffen, immer Bardentreffen

© Michael Matejka

„Ey, Massenpanik, steht morgen in der Zeitung“, witzelt ein Jugendlicher im Vorübergehen am Hauptmarkt. Nein, das steht heute nicht in der Zeitung, denn mit 200000 Besuchern war die Stadt zwar wieder proppenvoll beim großen Barden-Wochenende. Eng wurde es aber nur auf der Fressmeile an der Insel Schütt und anderen bekannten Nadelöhren. Vor den Bühnen dagegen konnte man oft locker stehen und lauschen.

Und auch aus der Ufo-Meldung wird nichts. Bei dem futuristischen Teil mit den rosa Fühlern, das am Himmel auftauchte und für amüsiert-erschrockene Blicke sorgte, handelte es sich nicht um das neueste Raumschiffmodell aus einer unserer Nachbargalaxien, sondern um eine Foto-Drohne, die beeindruckende Luftaufnahmen schoss.

Aber richten wir den Blick wieder nach unten. Auffällig: Vor den Straßenmusikern versammeln sich mittlerweile häufig so ansehnliche Menschentrauben, dass man beim Vorbeischlendern wenig Chancen hat, überhaupt einen Blick auf die Musiker zu erhaschen. Viele kennt man aber ohnehin aus den Vorjahren. Das Bardentreffen steht als unumstößlicher Fixpunkt im Kalender.

Von der Straße auf die Bühne

Was natürlich eindeutig für das Festival spricht. Und der Traum vom Entdecktwerden auf der Straße erfüllt sich manchmal sogar auch: Auf die offizielle Bühne schaffte es in diesem Jahr die Band Leinwand.

Aber umgekehrt funktioniert’s ebenfalls: Wie etwa im Fall der schottischen Truppe The Midden. 2004 und 2005 waren die drei Reid-Schwestern aus Glasgow für das Bardentreffen gebucht. Seither kehren sie immer wieder nach Nürnberg zurück und bespielen den O’Sheas-Biergarten. In diesem Jahr mit dem neuesten Album „In the End“ im Gepäck, das sie hier zum ersten Mal überhaupt präsentieren. 

Einmal Bardentreffen, immer Bardentreffen? „Das Festival ist einfach großartig“, schwärmt Sängerin Kate Reid, die mit 19 ein Jahr in Cadolzburg im Landkreis Fürth wohnte, hier als Fremdsprachenassistentin arbeitete und daher sehr gut Deutsch spricht. „Und es ist kostenlos. Also das gäbe es in Schottland niemals.“ Franken findet die 33-Jährige sowieso super: „Ich fühlte mich hier von Anfang an daheim.“ Rätselhaft war allenfalls der Dialekt, den man ihr erstmal ins Hochdeutsche übersetzen musste. Ebenso mysteriös: Warum viele hier so auf Irland und Schottland und die traditionelle Folk-Musik stehen...

Diese Frage wird wohl vorerst nicht zu beantworten sein. Allzu viel Folk gab’s in diesem Jahr allerdings nicht im Programm. Dass der Bardentreffen-Gänger einen bestimmten Geschmack hat, kann Manfred Krug ohnehin nicht feststellen. Der 47-jährige Besitzer des Vinyl-Plattenladens Art Phönix in Johannis hat zum dritten Mal einen Stand auf der Insel Schütt aufgeschlagen.

„Die wenigsten kommen wegen einer bestimmten Band. Für die meisten zählt das Event — das ist ja auch in Ordnung so“, sagt der Musik-Kenner, der sich noch gut an einen Auftritt der Nürnberger Rock-Legenden von Ihre Kinder erinnert. „Da hat es geschüttet wie aus Eimern, aber alle sind geblieben und fast niemand hat einen Schirm aufgespannt.“

Heutzutage zückt das Publikum den Schirm schneller als Lucky Luke seinen Revolver – was ja aber glücklicherweise nur sehr selten nötig war. Fortsetzung folgt: Nächstes Jahr vom 26. bis 28. Juli.

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