Entspannen vor dem Dürer-Haus

31.8.2015, 20:28 Uhr
Entspannen vor dem Dürer-Haus

© Dominik Heinz

Ein Schritt und noch einer, dann ist es geschafft: Der Aufstieg zum Platz am Tiergärtnertor ist — wortwörtlich — atemberaubend. Im Volksmund auch Dürer-Platz genannt, ist er ein klassisches Postkartenmotiv der Nürnberger Altstadt. Passanten, die sich über das holprige Kopfsteinpflaster nach oben gekämpft haben, schnappen erst einmal nach Luft. Trotzdem scheuen sowohl Nürnberger als auch Touristen die Mühe nicht, um zwischen dem Albrecht-Dürer-Haus und dem Pilatushaus zu flanieren. Unzählige Reisegruppen und Touristen tummeln sich hier, um Nürnbergs einprägsamen Hasen zu sehen, „die Hommage an Dürer“.

Auf einem Granitsockel sitzt die riesige Häsin, während viele kleine Hasen aus ihr hervorquellen. Der Künstler Jürgen Goertz wollte damit auf Albrecht Dürers bekanntes Aquarell „Feldhase“ anspielen, das mittlerweile in der Albertina in Wien zu bewundern ist. Schräg gegenüber steht das Dürer-Haus, in dem der Maler ab 1509 bis zu seinem Tod im Jahr 1528 lebte. Zusammen mit dem wiederhergestellten Ziehbrunnen vermitteln die Fachwerkhäuser einen Hauch von Mittelalter.

Diesem Flair kann sich keiner entziehen: „Das ist ein Ort der Begegnung. Es ist sehr schön und belebend hier mit dem internationalen Publikum und geht gechillt zu“, sagt Brigitte Stauber, seit zwei Jahren Stadtführerin in Nürnberg. Ein Manko ist ihr dennoch in den vergangenen Jahren aufgefallen: Es gibt, wie generell in ganz Nürnberg, zu wenige Orte, um sich zu erleichtern. „Fehlende öffentliche Toiletten sind ein ganz großes Thema und werden den Touristenmassen einfach nicht gerecht“, sagt Stauber.

Abschrecken lassen sich die Besucher davon aber trotzdem nicht. Karin Hietel aus Frankfurt kommt bei jeder Nürnberg-Reise zu dem Platz an der Burg: „Ich war gestern Abend schon hier und bin heute wieder da, weil er so wunderbar ist“, sagt die Urlauberin. Sie trinkt ihren Kaffee und beobachtet das bunte Treiben.

Entspannen vor dem Dürer-Haus

© Dominik Heinz

Trotz Pflastersteinen gemütlich

Damit gehört sie zu den wenigen Touristen, die sich auch wirklich die Zeit nehmen, um die Atmosphäre des Platzes auf sich wirken zu lassen. Nach Meinung von Christoph Zielke, Geschäftsführer des Cafés „Wanderer“, kommen die Reisenden oft nur kurz vorbei, um ein paar Schnappschüsse zu ergattern. Deshalb sitzen in seinem Café überwiegend Einheimische und Stammgäste.

„Es ist schön, dass der Platz wieder mehr von Nürnbergern genutzt wird. Das macht mich sehr stolz. Das ist ja nicht nur ein musealer Ort, an den die Touris kommen“, sagt Zielke, während die Espressomaschine im Hintergrund zischt. Sogar Hochzeitsgesellschaften treffen sich hier manchmal zum Feiern. Wie an diesem Nachmittag.

Die wenigen Sitzgelegenheiten stören die meisten nicht. Einzig um den mächtigen Kastanienbaum in der Mitte reihen sich ein paar Bänke aus Holz. Wenn sich hier abends die eingefleischten Nürnberger treffen, setzten sie sich einfach auf die Pflastersteine. „Das macht eine gewisse Gemütlichkeit aus, wenn die Leute abends auf dem Platz herumsitzen“, findet Karin Hietel.

Genau diese Pflastersteine führen aber auch zu Problemen. Weil die Steine so ungleich und abgenutzt sind, messen die Fugen dazwischen schon mehrere Zentimeter. Und das ist gefährlich. „Das ist ein erbärmlicher Zustand. Sogar die Straßenkehrer beklagen sich schon“, sagt Christoph Zielke.

Brigitte Stauber bringt ihre Reisegruppen immer wieder gerne hier hoch. „Es freut mich, wenn Leute sagen, dass die Stadt so schön ist und sie das gar nicht gedacht hätten. Das macht mich als gebürtige Nürnbergerin stolz“, sagt sie. Deswegen bleibt sie auch nach ihrer Stadtführung noch gerne ein bisschen am Platz sitzen und genießt den Anblick.

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