Erlebnisreise mit den Stimmen von morgen

17.2.2010, 00:00 Uhr
Erlebnisreise mit den Stimmen von morgen

© Daut

Das Wort international muss man bei diesem Opernstudio-Jahrgang besonders wörtlich nehmen: Sopranistin Audrey Lacrose Zicat stammt aus der kanadischen Provinz Québec, Bariton Andrew Finden ist Australier, Bassist Daeyoung Kim, ein Schüler von Siegfried Jerusalem, vertritt die Farben Südkoreas und die Dame am Flügel, Madoka Ueno, kommt aus der japanischen Metropole Tokyo. Den kürzesten Weg hatte Mezzosopranistin Therese Fauser: Die gebürtige Berlinerin studierte in Leipzig und stieß im Internet auf das Opernstudio-Angebot.

Ausbildung und Beruf zugleich

Das soll als praxisorientierter Aufbaustudiengang, die Nahtstelle vom Studium in den Berufsalltag für angehende Gesangsdarsteller erleichtern. Es umfasst ein kleines, finanziell nicht sehr üppig ausgestattetes Stipendium, dann die Möglichkeit, an der Hochschule Theorie- oder Sprachkenntnisse zu intensivieren und vor allem, sich in kleineren Partien im Opern-Alltag zu beweisen.

Das bedeutet jede Menge Arbeit. So muss sich beispielsweise die temperamentvolle Sopranistin Audrey Lacrose Zicat in dieser Spielzeit gleich in sechs neue Partien vertiefen. Neben ihrer Darstellung als Barbarina in der Wiederaufnahme von «Figaros Hochzeit», ist sie als junger Hirt («Tannhäuser»), 1. Knabe («Die Zauberflöte»), Luigia in Donizettis «Emilia di Liverpool» und Anna, die Schwester von Oberpriester Zacharias, in Verdis «Nabucco» fest eingeplant.

Zwischen Vorstellungen singen die jungen Künstler anderswo vor

Andere Sprachen, andere musikalische Idiome, andere Regiesichten: Die unterste Stufe der Karriereleiter verlangt den jungen Sängern schnelle Auffassungsgabe ab. Sie müssen ihre Stimme im Training halten und sich während ihrer Opernstudio-Zeit eigentlich schon um die nächste Station ihrer Laufbahn und vielleicht das erste Festengagement an einem Theater bemühen. Das heißt, zwischen den Vorstellungen anderswo vorzusingen.

Mit welchen Erwartungen sind sie nach Nürnberg gekommen? «Ich war neugierig und wollte viel lernen. Dabei sind meine Erwartungen deutlich übertroffen worden», bedauert Therese Fauser ihren Schritt ins Opernstudio keineswegs. Und war Nürnberg den Musikstudierenden überhaupt zuvor ein Begriff? Da gibt sich das Quintett ganz ehrlich. Eher nicht. Immerhin fiel Andrew Finden, der in London studierte und unter anderem eine Meisterklasse beim großen Thomas Hampson absolvierte, beim ersten Gedanken an die Meistersinger-Stadt «the process» ein...

Unerwartete Zusammentreffen bei einem launigen Abend

Musikalisch trainiert werden die Stimmen von morgen von der Pianistin Madoka Ueno. «Das Einstudieren von Partien mit Sängern ist spannend, aber ganz anders als die Art, wie man uns als Klaviersolisten ausgebildet hat», hat die sympathische Japanerin schnell gelernt.

Zusammen mit den Regisseuren Miriam Hannah, Brigitte Lenz und Ulrich Proschka haben sich die Opernyoungsters für ihre eigene szenische Produktion eine nette Idee ausgedacht: Sie kombinieren ihre Lieblingsarien in der Art, dass sie Figuren aufeinander treffen lassen, die sonst nichts miteinander in der Oper zu tun haben. So trifft zum Beispiel Cleopatra (in Form von Händels «Julius Cäsar») auf Gretchen (in Form von Gounods «Faust»). Versprochen ist ein launiger, kurzweiliger Abend rund um das Thema Liebesintrige, in dem auch ein längerer Ausschnitt aus «Figaros Hochzeit» eine wichtige Rolle spielt.

Ohne Tenor funktioniert die Liebe nicht

Und weil es in Liebesdingen ohne einen Tenor nicht geht, stößt zu den vier Opernstudio-Teilnehmern auch noch der 28-jährige Finne Joska Lehtinen dazu. Den werden manche noch als Lindoro in der Kinderopern-Produktion «Kaimakan und Pappatatschi oder Piraten fluchen nicht» in Erinnerung haben. Auf in den Kampf: Bühne frei...