Es werde Licht: Ein Besuch in der Fürther Kerzenwerkstatt

NÜRNBERG - Wenn die Tage kürzer werden, ist Kerzenzeit. Dann brummt das Geschäft in der Kerzenwerkstatt von Claudia Mallmann. Mitten im Vorweihnachts-Stress haben wir ihr einen Besuch abgestattet.

Vor über zwanzig Jahren geht Claudia Mallmann ein Licht auf. Sie hängt ihren Job als Gymnasiallehrerin an den Nagel und widmet sich Kerzen. Schon seit dem Studium ist es ihr Hobby, als sie bei Freunden in einer Wohngemeinschaft zum ersten Mal Wachs verarbeitet hat. Heute ist das für sie mehr als schöner Schein, sie verdient damit ihren Lebensunterhalt. So bunt und strahlend wie ihre Kerzen ist auch die gebürtige Detmolderin, die der Liebe wegen nach Nürnberg gezogen ist und seit September wieder in Fürth arbeitet. Dorthin ist sie mit ihrer Kerzenwerkstatt umgezogen, nachdem sie aus den 2011 Auf AEG bezogenen Räumen raus musste. Leider, betont Mallmann. "Die Werkstatt war toll. Die Räume waren richtig groß und die Umgebung kreativ."

Inzwischen hat sie sich in einem Hinterhof in der Karolinenstraße eingerichtet, in dem momentan eine Farbe vorherrscht: braun. So viele Pakete warten in Regalen und türmen sich auf dem Boden. Die Vorweihnachtszeit hat für Claudia Mallmann längst begonnen. Oder eher der Vorweihnachtsmarkt-Stress. Auf fünf Märkten verkauft sie von Ende November bis Ende Dezember Kerzen, in Weimar, Erfurt, Esslingen, Coburg - und auf der Nürnberger Kinderweihnacht. Dort verbringt Claudia Mallmann die Zeit am liebsten, wenn sie sich nicht gerade um Papierkram oder Nachschub kümmern muss. Sie genießt es, Kindern dabei zuzusehen, wenn sie in der Kerzenwerkstatt auf dem Hans-Sachs-Platz ihre eigenen Kerzen bunt gestalten, indem sie diese in Einwecktöpfe mit geschmolzenem Wachs tauchen. Solche hat Mallmann auch in der Karolinenstraße aufgebaut, wo sie, wie in Nürnberg, regelmäßig Schulklassen empfängt.

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Fürth

5.11.2018, 16:02 Uhr

Kreativität aus Wachs: Zu Besuch in der Kerzenwerkstatt

Flüssiges Gold

Willkommen ist auch jeder, der lernen will, wie man Kerzen selber herstellt. Dafür benötigt es drei Dinge, sagt Mallmann: "Einen Docht, Wachs - und Ideen." Sie verwendet vor allen Dingen Bienenwachs oder Paraffin, "weil Bienenwachs das natürlichste Produkt ist und Paraffin sich einfach sehr gut einfärben lässt".

Das Bienenwachs kommt von einer großen Imkerei aus Norddeutschland, es steht in großen Säcken in Mallmanns Werkstatt, in einem Topf aber ist das körnige gelbe Wachs schon zu flüssigem Gold geworden. Das trifft es gut, sagt Mallmann, während sie die Flüssigkeit mit einer Kanne aus dem Topf holt. 4,40 Euro kosten 100 Gramm Bienenwachs. Ein Naturprodukt hat seinen Wert.

Das Wachs gießt Claudia Mallmann über eine Rinne in eine Form aus Silikon, aus denen ein Docht ragt. Der wiederum ist mit einer Wäscheklammer an einer Stange festgemacht, so als würden Wäschestücke an einer Leine hängen. Eine Dreiviertelstunde später schält Mallmann die Kerze, die wie ein Tannenzapfen aussieht, aus der Form. Wenn Mallmann aber mit Kindern Bienenwachs verarbeitet, dann gerne beim Kerzen ziehen. Da lerne man nicht nur, wie Kerzen früher entstanden sind, sondern auch Geduld. Dazu schneidet die Kerzenexpertin einen langen Docht von der Spule, taucht ihn tief ins Wachs, nimmt ihn heraus und zieht ihn gerade. "Deshalb heißt es Kerzenziehen." Je öfter Mallmann das wiederholt, desto dicker wird die Kerze. "Die Kerzen werden so sehr dicht und brennen besser."

Meister Umsatz im November und Dezember

Mit Kindern rennt sie zwischenzeitlich mit dem Docht manchmal durch den Hinterhof, "damit sie in Bewegung bleiben". Das sind sie immer, wenn sie Bienenkerzen rollen. Dafür gibt es extra Platten - eine einfach Variante, um auch zu Hause Kerzen selbst zu machen, sagt die Expertin. Die zeigt, wie aus gefärbtem Paraffin eine Kerze in Form einer Lotusblume geflochten wird. Solche Ideen hat Mallmann immer dann, "wenn ich Langeweile habe". Die kommt momentan nicht auf, "im November und Dezember machen wir unseren Umsatz", sagt die Kerzenwerkstatt-Chefin, die zwei feste Mitarbeiterinnen hat. Und aktuell viel zu tun.

Trotzdem lässt sie es sich nicht nehmen, auf der Kinderweihnacht vorbeizuschauen. "Die großen Augen der Kinder, wenn sie die Kerzen eintauchen und sie bunt werden - das ist das Beste." Dann geht Claudia Mallmann kein Licht auf. Sondern ihr Herz.

Infos zur Kerzenwerkstatt auf www.kerzenwerkstatt.eu und unter 0 17 33 92 12 09.