EU-Verordnung: Wohin mit Waschbär, Muntjak und Co.?

21.7.2016, 06:00 Uhr
EU-Verordnung: Wohin mit Waschbär, Muntjak und Co.?

© Peter Steffen/dpa

Sorgen machen dabei weniger jene unerwünschten Arten, die auch am Schmausenbuck heimisch sind, sondern die Folgen, die die Ächtung dieser Arten haben könnte.

Auf der schwarzen EU-Liste steht beispielsweise der chinesische Muntjak. Vor einem Jahr ist ein Muntjak-Männchen aus dem Tiergarten ausgebüxt. Seitdem lebt dort nur noch ein einzelnes Weibchen. Für den stellvertretenden Tiergartenleiter Helmut Mägdefrau ist das rechtlich kein Problem. Das Männchen sei mit Sicherheit entweder von einem Fuchs oder von einem Jäger zur Strecke gebracht worden. Das Weibchen könne sich hingegen alleine nicht vermehren. Nur das soll seitens der EU-Kommission verhindert werden. Das Halten von bereits vorhandenen "invasiven" Arten sei nicht verboten.

Im Tiergarten fallen da auch noch die Schwarzkopf-Ruderenten darunter. Die haben es allerdings nur deswegen auf die Liste geschafft, weil sie sich mit der seltenen Weißkopf-Ruderente paaren und diese damit bedrohen. Indem man den übergriffigen Schwarzkopf-Ruderenten die Eier wegnimmt, so Mägdefrau, könne man deren Vermehrung - zumindest im Tiergarten - leicht eindämmen.

Die Lawine rollt

Dennoch befürchtet Mägdefrau eine Lawine auf die Zoos in Deutschland, und damit auch auf den Tiergarten, zurollen. Was passiere zum Beispiel mit den Waschbären, die im Raum Magdeburg, Leipzig und Hannover "zu zigtausenden herumlaufen", die aber auch von zahlreichen Privatleuten gehalten werden? Die könne man zwar wegfangen. Doch dann landen sie in den Zoos. "Da werden wir noch unser blaues Wunder erleben", fürchtet Mägdefrau. Die Diskussion um die Stadttauben dürfte da noch harmlos sein, im Vergleich zu dem was den Zoos seitens der Tierschützer droht, wenn diese "niedlichen Tierchen" dort beseitigt werden.

Oder der "heilige" Ibis. Der gehört ebenfalls zu den invasiven Arten. Auch hier ist für Mägdefrau die EU-Verordnung nicht zu Ende gedacht. Der Ibis habe sich etwa an den Ismaninger Speicherseen ausgebreitet und tauche mittlerweile auch am Altmühlsee auf. Inzwischen pilgern dort schon Leute hin, um die Ibisse zu beobachten. "Eigentlich müsste man da jedoch Jäger hinschicken."

Genau diese sind mit der Verordnung allerdings ebenfalls unzufrieden. Es sei absurd "Beseitigungsfeldzüge" zu diskutieren und zu starten, aber den Jägern dafür keine Mittel zur Verfügung zu stellen, kritisierte Jürgen Ellenberger vom Deutschen Jagdverband.

37 Arten stehen auf der Liste

Dabei haben die Kritiker der Verordnung grundsätzlich nichts dagegen, Tierarten einzudämmen, die die einheimische Fauna gefährden. Nur sei das im Detail meist schwieriger als einfach 37 Arten auf eine Liste zu setzen. Mägdefrau nennt als weiteres Beispiel den Bison, der sich nicht mit dem Wisent mischen soll. Diese Gefahr bestehe in Südeuropa gar nicht, weil da das Wisent nicht vorkommt.

Demgegenüber gebe es gerade bei den Mikroorganismen schlimme Folgen durch invasive Tierarten. Dazu müsse man nicht einmal auf von anderen Kontinenten eingeführte Arten schauen, meint Mägdefrau. Da reiche auch der Blick auf jene Schäden, die die Verknüpfung der beiden Ökosysteme Rhein und Donau durch den Rhein-Main-Donau-Kanal angerichtet hätten.

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