Europas beste Hip-Hop-Tänzer kommen aus Nürnberg

3.8.2017, 15:07 Uhr
Europas beste Hip-Hop-Tänzer kommen aus Nürnberg

© Foto: IDO

Die Spannung steigt: Fünf Runden mit je drei Auftritten sind absolviert. Nach dem Finaldurchgang verkündet der Hallensprecher endlich die Platzierungen. Siebter, Sechster, Fünfter... "Wir haben schon gedacht, dass sie uns vergessen haben", erinnert sich Karen Alscher. Plötzlich fehlt nur noch das Siegerduo. Die Stimme des Ansagers erklingt: Karen Alscher und Pascal Schuller sind Europameister!

Zweimal hatte das Hip-Hop-Tanzpaar bereits den süddeutschen Meistertitel gewonnen. Dass die Jury ihre Choreographie bei der EM zur besten der 80 Darbietungen küren würde, damit hatten die beiden nicht gerechnet. Offenbar kam ihre Lockerheit bei den Wertungsrichtern gut an.

Pascal Schuller, der bei der EM auch solo an den Start ging und 17 wurde, liegt Tanzen im Blut. Schon als kleines Kind bekommt er mit, wie sich seine Eltern für Rock ’n’ Roll und Boogie-Woogie begeistern. Mit zwölf Jahren fängt er an, sich für Hip-Hop zu interessieren.

Karen Alscher stammt aus Bremervörde. "In der Nähe von Hamburg", wie die 32-Jährige gerne betont, auch wenn die Entfernung nach Bremen kürzer ist. Als Teenager hatten es ihr die Musikvideos angetan, die in den 90ern im Fernsehen rauf und runter liefen. Schnell entdeckt sie ihr Talent.

Nach Nürnberg zieht Alscher 2005, um Betriebswirtschaftslehre zu studieren. "Da war ich ja gerade zehn", grätscht Schuller dazwischen und fängt an zu lachen. Der Altersunterschied, Schuller ist 22, macht den beiden nichts aus. In der Tanzschule dance maxX am Kornmarkt trainieren die beiden schon seit zehn Jahren. Wenn sie zu zweit tanzen, ist das wie aus einem Guss, bescheinigen ihnen viele, die sie live auf dem Parkett oder in einem YouTube-Video sehen.

Ohne Taktgefühl geht nichts: Im Duo müssen beide auf Abruf eine Minute lang zeigen, was sie draufhaben. Die Schwierigkeit: Die Tänzer kennen die Musik nicht, die der Veranstalter auswählt. Sie trainieren vorab zu Liedern, die ebenfalls die vorgegebenen 112 Beats pro Minute haben. "Anfangs haben wir schon mal falsch eingezählt", sagt Schuller. Bei der EM läuft alles perfekt, auch wenn es Kraft kostet, sich Runde für Runde warm zu machen und neu zu fokussieren.

Neue Ziele

Nach all den Strapazen können Alscher und Schuller jetzt durchatmen - zumindest kurz. Denn sie sind ja nicht nur im Duo und in der Small Group, der abgespeckten Variante der Formation, aktiv. Sie tanzen auch in der großen Formation "Enceety Project", die sie inzwischen als alte Hasen im Team mit ihrem Kollegen Flo Hauzenberger trainieren. Musikauswahl und Tanzschritte legen die Trainer selbst fest. Im November soll die Truppe mit einem neuen dreiminütigen Mix in die Saison starten.

Als frischgebackene Europameister im Duo haben Karen Alscher und Pascal Schuller nach der Sommerpause aber vor allem ein Ziel vor Augen: die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr.

 

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