Existenzielle Erfahrungen

25.8.2015, 19:50 Uhr
Existenzielle Erfahrungen

© Stefan Hippel

Fatma Güdü ist eine von drei Künstlern, die in diesem Jahr auf Vorschlag des BBK Mittelfranken eine Debütantenförderung des Freistaats erhielten. Mit der 32-jährigen Nürnbergerin, die ihr Studium an der Kunstakademie als Meisterschülerin von Thomas Hartmann abschloss, gilt es eine Malerin zu entdecken, die skeptisch auf die Welt blickt. Zugleich geht es in ihren Bildern immer auch um die Definition von Räumen durch Körper.

„Mein Menschenbild ist ein sehr realistisches“, sagt Fatma Güdü und macht die Figuren auf ihren Bildern zu Platzhaltern für verschiedenste Empfindungen und Zustände. Die Aussage ist dabei selten eindeutig, wie in dem Gemälde eines herkulesgleichen Kämpfers, der offenbar keine Gnade mit seinem am Boden liegenden Opfer kennt. Häufiger lässt die Malerin in der Schwebe, was genau in den Menschen auf ihren Bildern vorgeht.

So drückt ein Paar in engster Umarmung große Intimität wie Verzweiflung aus. In der Haltung der Hände und dem Gesicht einer Frau, deren Blick auf etwas außerhalb des Bildes gerichtet ist, kann man Angst oder Staunen erkennen. Über zwei Figuren, die in einer Höhle liegen, vor der sich eine weite Landschaft öffnet, schwebt – bedrohlich oder schützend – ein Stier wie ein bizarres Pendant der menschlichen Körper.

Dynamischer Pinselstrich

Es sind durchaus surreale, allegorische Szenerien, die Fatma Güdü entwirft. Dabei geht es ihr stets auch um die Malerei selbst, um die Herstellung von Bildräumen durch Körper und Masse. Zugleich verleiht ihr üppiger, luftig-dynamischer Pinselstrich dem Bildgrund eine bewegte Tiefe, manche Gemälde erinnern fast an barocke Freskenmalerei.

Mit einer Arbeit, sagt Güdü, habe sie sich an einer „politischen Aussage versucht“. Da sieht man einen Galgo, einen spanischen Windhund, mit zwei neben ihm hockenden tierischen Begleitern an einem angedeuteten Strand. Güdü zeigt hier keine Idylle, sondern ein Bild, das anklagt und auf das grausame Schicksal verweist, das diese Hunde erwartet, wenn sie nicht mehr zur Jagd taugen.

Man begegnet in dieser Ausstellung einer bemerkenswert ernsthaften jungen Künstlerin. Dass sie auch über zeichnerischen Witz verfügt, zeigt eine Auswahl hervorragender kleiner Papierarbeiten.

Glasbau im Künstlerhaus, Königstr. 93; bis 13. Sept., Di.–So. 10–18, Mi. bis 20 Uhr. Katalog 10 Euro.

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