"Exit the Pellerhaus": Neues Escape-Game in Nürnberg

5.3.2019, 05:16 Uhr
Da hilft kein Ziehen, kein Zerren und kein Rütteln: Um wieder aus dem Keller des Pellerhauses zu kommen, müssen Christine, Muthu, Miriam, Markus und Thorsten (von links) erst die Kombination für das Zahlenschloss herausfinden.

© Michael Matejka Da hilft kein Ziehen, kein Zerren und kein Rütteln: Um wieder aus dem Keller des Pellerhauses zu kommen, müssen Christine, Muthu, Miriam, Markus und Thorsten (von links) erst die Kombination für das Zahlenschloss herausfinden.

Rumms. Mit einem lauten Knall fliegt die schwere Eisentür ins Schloss. Eingesperrt im Keller des Pellerhauses. Und ausgerechnet auch noch im Heizungsraum: ein langer düsterer Gang, dicke Rohre am Boden und an den Wänden, zahllose Regale, jede Menge Staub. Und es ist heiß. Wie kommt man hier bloß wieder raus? Miriam (28), Thorsten (31), Christine (39), Muthu (28) und Markus (48) schauen sich ratlos an und zunächst unsicher um. Doch nach einem kurzen Moment verfallen sie in rege Betriebsamkeit. Jeder geht los und fängt an zu suchen. Nur – nach was?

Andreas Biegel, Anja Fuchs und Peter Mentz beobachten die Szenerie still und mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen von der Seite. Sie sind Mitarbeiter des im Pellerhaus beheimateten "Haus des Spiels" und begleiten die fünf Kollegen einer IT-Firma bei ihrem Weg raus aus dem Keller: "Exit the Pellerhaus" nennt sich das Ganze und ist – natürlich – ein Spiel. Traurige Berühmtheit erlangten diese sogenannten Escape Rooms vor einigen Monaten, als in Polen fünf Mädchen starben, weil sie nach Ausbruch eines Feuers den verschlossenen Räumen nicht mehr entkommen konnten.

"Das kann bei uns nicht passieren", stellt Biegel unmissverständlich klar. Im Rahmen seiner Einweisung vor Beginn betont der 40-Jährige: "Unsere Schlösser sind aufgeklebt, es ist jederzeit möglich, die Räume zu verlassen!" Den Reiz verliert das Spiel freilich trotzdem nicht. Schließlich geht es darum, gemeinsam Aufgaben zu lösen, Spuren zu verfolgen und Zusammenhänge zu finden, um sich so den Weg aus den Gängen des historischen Gebäudes am Egidienplatz zu erspielen.

"Das Besondere bei uns ist, dass die Kellerräume tatsächlich noch jeden Tag in Gebrauch sind", erklärt Peter Mentz, "deshalb ist alles, was nichts mit dem Spiel zu tun hat, mit einem schwarz-gelben Klebeband gekennzeichnet." Auch an so manchem Türdurchgang prangt das: "Für große Menschen wie mich heißt das dann: Kopf einziehen", lacht der 1,90- Meter-Mann Biegel. Die Gegenstände, die zum Spiel gehören, sind ebenfalls mit einem entsprechenden Aufkleber versehen. Ob sie alle tatsächlich zum Lösen der Rätsel beitragen, ist eine andere Frage.


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Das Team von Miriam und ihren Kollegen ist mittlerweile fündig geworden. Puzzle-Teile tragen sie zusammen, verschiedene Gegenstände, Hinweiszettel. Lange sinnieren sie darüber, wie sie auf die Kombination für das erste Schloss kommen könnten – und plötzlich geht alles ganz schnell: Thorsten hat es fast im Alleingang geschafft. Wie? Das bleibt freilich sein Geheimnis.

Finale Knobelaufgabe

Im nächsten Raum geht zunächst die Sucherei weiter – doch die Gruppe teilt sich nun ein bisschen besser auf. Biegel sieht das mit Wohlwollen: "Man schafft es nur, wenn man zusammenarbeitet und gut kommuniziert." Er muss es wissen, schließlich ist der Spielefreak der "Vater" der Pellerhaus’schen Version. Zum bundesweiten Tag "Stadt – Land – Spiel", den der IT-Fachmann ehrenamtlich in Nürnberg federführend organisiert, kam ihm die Idee. "2017 waren die Exitgames total im Kommen und ich dachte mir: Das können wir auch!" Der Zufall führte ihn eines Tages in die verzweigten Kellerräume des Pellerhauses – und nach zwei kreativen Samstagen mit Otmar Seckinger und Nessie Stöger, ebenfalls ehrenamtliche Mitarbeiter im Haus des Spiels, stand das grobe Konzept. Es folgten die Feinheiten und Überarbeitungen, bis die finale Variante fix war.

An der beißt sich die Fünfer-Gruppe derweil ein bisschen die Zähne aus. Sie kommen nicht mehr wirklich weiter, stecken seit fast 20 Minuten in einem Raum fest. Anja Fuchs und Peter Mentz schauen sich kurz an und nicken sich dann zu: Jetzt ist ein kleiner "Schubs" in die richtige Richtung wohl nötig. Die Spielecoaches geben dem Team einen kleinen Tipp zu den Sinnesorganen des Menschen – und der ist Gold wert. Bis zum letzten Raum geht es nun zügig voran. Dort wartet die finale Knobelaufgabe. Und die hat es in sich. Von einem Rätselerfinder, der sogar für die Zeit arbeitet, sei sie entwickelt worden, verrät Biegel vielsagend. Tatsächlich braucht die Gruppe mehrere Ansätze, um schließlich alles an den logisch richtigen Platz zu stellen und zur Lösung zu kommen – mehr kann an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden.

Als Miriam, Thorsten, Christine, Muthu und Markus mit der passenden Kombination das letzte Schloss knacken und durch die Türe gehen, gibt es nur lachende und erleichterte Gesichter. "Genau das ist der Grund, warum wir das mache: Es ist super cool und schön, wenn die Leute Spaß haben bei uns und sich freuen", sagt das Begleittrio über seine Motivation. Einziger kleiner Wehmutstropfen für Miriam und Co.: Die Gruppe vor ihnen, ebenfalls Kollegen aus ihrer Firma, haben die Tour zehn Minuten schneller geschafft. "Wir sagen zu Beginn immer, in einer Stunde kommt die Feuerwehr und holt euch hier raus, ihr solltet den Ehrgeiz haben, es vorher zu schaffen", so Biegel augenzwinkernd über die zeitliche Vorgabe. Schneller als 47 Minuten hat es allerdings noch keine Gruppe geschafft.

Weitere Infos: Das Escape-Game "Exit the Pellerhaus" kann an den Sonntagen 10. März, 14. April und 12. Mai, je um 14, 16 und 18 Uhr, sowie an den Dienstagen 12. März, 16. April und 14. Mai, je um 16 und 18 Uhr, gebucht werden. Maximal können acht Teilnehmer mitmachen, besonders ist das Spiel für Familien mit Kindern ab zwölf Jahren geeignet. Eine Anmeldung unter Tel. (09 11) 2 31-1 52 57 oder per E-Mail haus-des-spiels@stadt.nuernberg.de ist zwingend erforderlich. Kosten: 15 Euro pro Person.

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