Fahrplanwechsel: Bahnknoten Nürnberg startet in neue Ära

12.9.2017, 11:59 Uhr
In weniger als drei Stunden von Nürnberg nach Berlin: Mit dieser neuen Highspeed-Verbindung will die Deutsche Bahn vor allem dem Flug- und Autoverkehr Konkurrenz machen. (Symbolbild)

© dpa In weniger als drei Stunden von Nürnberg nach Berlin: Mit dieser neuen Highspeed-Verbindung will die Deutsche Bahn vor allem dem Flug- und Autoverkehr Konkurrenz machen. (Symbolbild)

Damit ändert sich das Fernverkehrsangebot in ganz Deutschland, vor allem aber in Nordbayern und damit der gesamten Metropolregion. "Es ist wirklich ein epochaler Fahrplanwechsel", sagt Robert Ohler. Der führende Fahrplanmacher der DB und sein Team haben über Jahre hinweg auf diesen Tag hingearbeitet. Dabei ging es laut Ohler nicht nur darum, Großstädte wie München, Nürnberg und Berlin mit attraktiven Fahrzeiten miteinander zu verbinden, sondern "die Schnelligkeit in die Fläche zu tragen". Besonders profitieren werden dabei Nürnberg als zentraler Bahnknoten in Mittelfranken und Bamberg als neuer Taktgeber in Oberfranken.

So werden ab 10. Dezember von Nürnberg aus praktisch im Stundentakt ICE-Züge nach Berlin fahren, insgesamt sind es 17 Abfahrten Richtung Bundeshauptstadt täglich. Besonders attraktiv werden dabei die Sprinter-ICE sein. Sie bewältigen die Strecke in 2 Stunden und 50 Minuten und damit rund zwei Stunden schneller als heute. Von München aus verringert sich die Reisezeit mit dem Sprinter auf unter vier Stunden. Die Schienenflitzer starten jeweils um 6 Uhr, 12 Uhr und 18 Uhr in München und halten eine Stunde später in Nürnberg. Von dort geht es mit Halt in Erfurt, Halle und Berlin-Südkreuz zum Berliner Hauptbahnhof. Die Ankunft dort ist jeweils um 9 Uhr 51, 15 Uhr 51 und 21 Uhr 51.

Erlangen und Bamberg profitieren

In Gegenrichtung fahren die Sprinter um 6.02 Uhr, 12.05 Uhr und 18.05 Uhr in den Süden und erreichen Nürnberg entsprechend gegen neun, 15 und 21 Uhr. Dazu verkehren normale ICE, die abwechselnd über Halle und Leipzig fahren und über Nürnberg auch dreimal täglich (Abfahrt kurz vor sechs, kurz nach 15 und gegen 21 Uhr) Coburg ansteuern. Die Fahrzeit des normalen ICE zwischen Nürnberg und Berlin beträgt drei Stunden und 20 Minuten. Über Coburg dauert es noch einmal 15 Minuten länger. Die letzte Verbindung von Nürnberg nach Berlin startet um kurz nach 21 Uhr (Ankunft 0.29 Uhr), die letzte Abfahrt von Berlin in den Süden um 19 Uhr 28. Nürnberg wird dann kurz nach 23 Uhr erreicht.

Auch Erlangen und Bamberg profitieren von der schnelleren Anbindung nach Norden. So sind im neuen Fahrplan 17 Halte in Erlangen und 24 Fernzughalte in Bamberg möglich. Ist die Infrastruktur zwischen Nürnberg und Bamberg weiter ausgebaut und der neue ICE 4 im Regeleinsatz, soll in Bamberg ab 2019 stündlich der ICE von und nach Berlin halten, in Erlangen alle zwei Stunden.

Profitieren wird vor allem auch Coburg, das ab dem 10. Dezember Teil des deutschen ICE-Netzes wird. Jeweils um 6.44 Uhr, 15.52 Uhr und 22.06 Uhr besteht künftig von Montag bis Freitag eine direkte Verbindung nach Berlin in zweieinhalb Stunden. Nach München geht es in zweieinviertel Stunden (Abfahrt um 7.04 Uhr, 15.04 Uhr und 22.06 Uhr). Daneben profitiert auch Unterfranken von den schnelleren Reisezeiten. Ab Schweinfurt wird man künftig mit Umstieg in Bamberg eine Stunde schneller in Berlin sein, die Fahrzeit nach Leipzig verkürzt sich um 50 Minuten. Ab Würzburg besteht durch die Möglichkeit, über Bamberg nach Berlin zu fahren, eine Alternative zu der Route über Kassel.

10.000 Sitzplätze mehr

Zum Einsatz kommen auf der Strecke ICE-3-Züge mit 450 Sitzplätzen, ICE-T-Züge mit 370 Sitzplätzen in der Einzeleinheit und 740 mit der zusammengespannten Doppelgarnitur. Daneben wird auch der ICE 1 zwölf Fahrten pro Tag erledigen. In ihm haben 700 Fahrgäste Platz. Ab Ende 2018 soll dann der neue ICE 4 alle zwei Stunden auf der Relation Hamburg, Berlin, Leipzig, Nürnberg und München eingesetzt werden. Je nach Konfiguration kann er bis zu 830 Fahrgäste aufnehmen und hat auch Platz für acht Fahrräder.

Mehr Kapazität wird nach Berechnungen der Bahn auf der neuen Nord-Süd-Achse auch dringend nötig sein. "Wir bieten rund 10.000 Sitzplätze mehr als bisher an", sagt Fahrplanexperte Robert Ohler. Der Marktanteil der DB auf der Strecke Berlin-München soll sich gegenüber heute verdoppeln. 93 Prozent mehr Kunden erwartet der Konzern auf dem Kernstück der Neubaustrecke zwischen Erfurt und Nürnberg. Mit der schnellen Verbindung will die Bahn vor allem den Fluglinien und dem Auto Konkurrenz machen.

"Überraschung" für Kunden

Zu den Preisen auf der Strecke will sich die Bahn erst im Oktober äußern. Angebot und Nachfrage würden die Ticketkosten bestimmen, so die DB. Es würde aber mit dem "spitzen Stift" gerechnet, auch auf der neuen Verbindung gelten BahnCard und Sparpreise. Zudem wird es nach Angaben der DB noch eine "Überraschung" für die Kunden geben, die aber ebenfalls erst zu einem späteren Zeitpunkt mitgeteilt werden soll.

Die Trasse Nürnberg – Erfurt – Berlin ist eines von insgesamt 17 Verkehrsprojekten der Deutschen Einheit (VDE), die nach dem Fall der Mauer von der Regierung unter Helmut Kohl beschlossen wurden. Durch mehrere Baustopps verzögerte sich die Fertigstellung dieses größten und teuersten Infrastrukturprojekts VDE 8. Bis der endgültige Ausbauzustand errreicht ist, werden noch viele Jahre vergehen.

Zwischen Ebensfeld und Nürnberg wird zum Start am 10. Dezember erst die Hälfte des vierspurigen Ausbaus geschafft sein. Der Knoten Bamberg wird erst Anfang 2030 ausgebaut sein. Noch in diesem Jahr will das Bundesverwaltungsgericht Leipzig aber über die Trassenführung zwischen Fürth und Erlangen entscheiden. Die Stadt Fürth und die DB streiten sich seit Jahren darüber, ob ein zusätzliches Gleis in einem Verschwenk durch das Knoblauchsland oder entlang der bestehenden Strecke gebaut wird.

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