Fall 10: Geduldige Förderung der Allerschwächsten

22.11.2017, 14:23 Uhr
Fall 10: Geduldige Förderung der Allerschwächsten

© F.: Heilig-Achneck

Winterkleidung, Schultaschen oder eine passende Brille - oft fehlt es schon an vermeintlich einfachen Dingen, um im Alltag wieder oder besser zurechtzukommen. Für Mädchen oder Jungen mit einer Behinderung gilt das erst recht. "Bekommt ein Kind eine Brille, dann erleben wir, wie es gleich mit dem Lesen beginnt und uns ein Bild malt", beschreibt Andrea Lucke von der Blindeninstitutsstiftung in Rückersdorf die unbändige Freude. "Es lacht, klatscht in die Hände und umarmt uns."

Verängstigt und auffällig

Das ist umso bemerkenswerter, als Kinder wie die kleine Valeria oder Ali sich häufig verängstigt zurückziehen oder andere Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Kein Wunder: Allein das Zusammenleben auf engstem Raum in den Sammelunterkünften ließ buchstäblich keinen Raum, um das zuvor Erlebte zu verarbeiten. Und einige der Kinder, die täglich nach Rückersdorf zur Schule gebracht werden, sind mit ihren Eltern immer noch in Gemeinschaftsquartieren untergebracht.

Was sie auf der Flucht zu überstehen hatten, ist kaum zu erfahren. Denn nur die wenigsten dieser Kinder können sich sprachlich artikulieren, die meisten auch nicht laufen - und sie sind auch sonst auf vielfache Hilfe angewiesen. Verräterisch sind aber zum Beispiel offene und entzündete Druckstellen, wie bei zwei Geschwistern aus dem Irak: Sie stammen von der Reibung am Körper der Eltern, verstärkt durch das eigene Gewicht.

Offenbar hatten die Eltern ihre beiden mehrfachbehinderten Sprößlinge über lange Strecken auf den Rücken gebunden. Bei der Ankunft waren die Geschwister stark abgemagert und in einem schlechten Allgemeinzustand. "Aber Ali zum Beispiel zeigt mit einem Strahlen sehr genau, dass er sich wohlfühlt", berichtet die Heilpädagogin Corinna Lehmann.

Traumatische Erfahrungen der Flucht bleiben spürbar

"Welche schrecklichen Bilder, Geräusche oder Gerüche diese Kinder in sich tragen, können wir aber nur ansatzweise erahnen", stellt Andrea Lucke fest. Umso dankbarer sind die Familien, dass ihre Kinder zum ersten Mal in ihrem Leben mit anderen eine Tagesstätte und Schule besuchen können und genug zu essen und zu trinken haben. Trotzdem bleiben die traumatischen Erfahrungen von der Flucht spürbar, dazu der Kulturschock, der Verlust der Heimat und nicht selten auch die Auswirkungen der Trennung von Familienmitgliedern, die nicht mitkommen konnten.

"Außer aus Syrien und dem Irak besuchen auch Flüchtlingskinder aus etlichen weiteren Ländern im Alter von drei bis 16 Jahren unsere Schule und schulvorbereitende Einrichtung am Dachsberg", erläutert die Leiterin Mechthild Gahbler.

Und manche erspüren bei allen Einschränkungen intuitiv genau die tiefe Unsicherheit, die ihre Familien belastet und lähmt, wenn sie permanent eine Abschiebung fürchten müssen. Doch in Ländern wie dem Kosovo ist nicht mal eine minimale Förderung gesichert.

Bei bestimmten Hilfsmitteln - nicht nur für Flüchtlingskinder, sondern für all ihre Schützlinge - ist die Einrichtung auf Unterstützung durch Spenden angewiesen, zum Beispiel für besonders starke Leuchten in der Sehschulung, speziell angepasste Sitzschalen und Brillen.

"Freude für alle e.V." hat folgende Spendenkonten

Sparkasse Nürnberg: DE 63 7605 0101 0001 1011 11
Sparkasse Fürth: DE 96 7625 0000 0000 2777 72
Sparkasse Erlangen: DE 28 7635 0000 0000 0639 99
Postbank Nürnberg: DE 83 7601 0085 0400 0948 54

Alle Zuwendungen sind steuerlich abzugsfähig. Für Spendenbestätigungen bitte vollständige Adresse mit angeben.

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